Arkheim – Realms at War heißt der nächste Wurf der MMO-Veteranen von Travian Games und versucht mit Teamwork zu punkten.
Vorschau: Guten Freunden gibt man ein Schlösschen
MMO und Echtzeitstrategie sind nichts Neues für die Publisher Travian Games, ganz im Gegenteil. Mit ihrem namensgebenden Erstlingswerk Travian Legends legte das Studio aus der bayerischen Hauptstadt vor fünfzehn Jahren den Grundstein für einen mit allerlei Genres gespickten Pfad. Aber nach all den Experimenten zwischen Wirtschaftssimulation auf Schienen und Managerspielen unter den Flutlichtern des Weltfußballs entdecken sie momentan offenbar ihre Wurzeln wieder. Mit Admirals: Caribbean Empires befindet sich eines ihrer neuen Strategie-MMOs bereits in der Open Beta. Aber die Münchener haben schon das nächste Game rund um Ressourcenmanagement, Städtebau und Schlachtengetöse in der Pipeline. Arkheim – Realms at War befindet sich zurzeit noch in der geschlossenen Testphase. Aber wir haben uns einen der Zugangscode erschlichen und uns schon mal ein wenig umgesehen, um für euch einen ersten Eindruck zu gewinnen.
Vertraute Fantasy
Auf den ersten Blick macht Arkheim – Realms at War nicht gerade den Eindruck, als wolle es das Rad neu erfinden. Schon das Setting ruft bei erfahrenen Gamern allenfalls ein Kenntnis ausdrückendes Brummen hervor. “Ah, Fantasy also.” Mehr als genügend Games im Allgemeinen und MMO-Strategiespiele im Speziellen weisen von J.R.R. Tolkien und Peter Jackson inspirierte Ästhetik auf. Aber erstens kann man auch Altbekanntes auf interessante Weise neu interpretieren und zweitens machen die Entwickler keinen Hehl daraus, dass Worldbuilding im Falle von Arkheim - Realms at War – jedenfalls im Moment – lediglich Mittel zum Zweck ist. Und so lässt sich der Hintergrund in wenigen Sätzen abreißen: Auf dem geheimnisvollen Kontinent Arkheim, umgeben von Mystik und Magie, leben die Völker der Elfen und Zwerge im ständigen Konflikt mit den bösen Mächten der Dämonen, mit hinterlistigen Goblins und miteinander.
Sie leben im Schatten gigantischer, antiker Säulen, den sogenannten Arks. Eine geheimnisvolle Zivilisation, über die kaum etwas bekannt ist, hat die Arks einst errichtet. Sie stehen in Verbindung mit den sogenannten Orbs, mächtige Kugeln, die in den zahlreichen Festungen Arkheims versteckt sind. Diejenigen, die während eines Vollmondes im Besitz der meisten Orbs sind, steigen der Legende nach ins ewige Licht auf. Um so viele Orbs wie möglich in ihren Besitz zu bringen, schließen die Dörfer Arkheims zu Reichen zusammen, sogenannten Realms. Gemeinsam erobern sie Festungen und verteidigen ihre Orbs gegen die gierigen Hände anderer Realms. Dafür ist es von entscheidender Bedeutung, einen ständigen Fluss aus Rohstoffen und Ländereien aufrecht zu erhalten. Unermüdlich tragen die Dörfer Ressourcen zusammen und bilden Krieger aus, um sie in den Dienst ihres Realms zu stellen. Bumms, fertig ist die fantastische Laube.
Strategie mit kollegialem Ansatz
Eindruck schinden wollen die Macher hinter dem kostenlos spielbaren Browsergame an anderer Stelle, mit dem Gameplay. Genau genommen mit einem ganz speziellen Aspekt des Gameplays. Der Clou von Arkheim – Realms at War ist sein besonderes Multiplayer-Konzept. Anders als in vergleichbaren Titeln, die bisher erschienen sind, könnt ihr nicht nur gegen andere menschliche Spieler in die Schlacht ziehen oder euch übergangsweise mit ihnen verbünden, um zu handeln oder zu kämpfen. Stattdessen ordnet das Spiel euch und euer Dorf automatisch einem Realm zu. Die Realms sind also ein Kollektiv aus einer Vielzahl von menschlichen Spielern, die wie ein Bienenvolk fortan gemeinsam für den Wohlstand und den Erfolg des Bündnisses an einem Strang ziehen. In der Praxis funktioniert das in etwa so wie eine Gilde in MMORPGs wie World of Warcraft: Jeder kümmert sich um seinen Kram, baut sein Dorf aus, sammelt Ressourcen und rekrutiert Kampfeinheiten. Aber ihr steht im ständigen Kontakt zum Rest des Realms und passt eure Spielweise seinen Bedürfnissen entsprechend an.
In der Regel heißt das, Ascendance zu gewinnen. Zentrales Ziel von Arkheim – Realms of War ist es nämlich, als Realm am Ende einer Spielrunde mehr Ascendance zu besitzen als alle anderen Realms. Während des Spiels wird euer Ascendance-Wert durch einen violetten Balken in der Mitte des HUDs angezeigt, außerdem werden die Rankings der unterschiedlichen Realms in Echtzeit aktualisiert. Gewinnen lässt sich Ascendance einerseits durch Realm Quests, zum Beispiel, indem euer Realm eine bestimmte Anzahl feindlicher Truppen vernichtet oder einen gewissen Level erreicht. Aber am wichtigsten für den Gewinn von Ascendance sind die Orbs. Ein Mal pro Woche erhält euer Realm Ascendance gemessen an der Zahl der Orbs in seinem Besitz.
Um Orbs zu gewinnen, müsst ihr Festungen einnehmen, die auf dem gesamten Kontinent Arkheim verteilt sind. Zu Beginn jeder Runde werden die Festungen von neutralen NPCs kontrolliert, meistens Goblins. Aber ihr könnt auch Festungen erobern, die bereits zu einem umliegenden Realm gehören. Das beruht selbstverständlich auf Gegenseitigkeit, ihr müsst also auch auf euren Besitz achtgeben. Dazu bedarf es anständiger Kommunikation und Koordination innerhalb des Realms, denn Zeit und Raum spielen in Arkheim – Realms at War eine große Rolle. Es braucht Zeit, eure Armeen von einer Ecke des Realms in die andere marschieren zu lassen. Ihr solltet euch also genau mit den anderen Dörfern absprechen, wie viele Einheiten wann wo zu welchem Zweck postiert werden sollen. Ein gemeinsamer Überfall auf das benachbarte Realm will genauso gut überlegt sein, wie Sicherheitsmaßnahmen gegenüber streitlustigen Nachbarn.
Dabei bleiben ist alles
Abgesehen von der Komponente des Kollektivs hat sich Arkheim – Realms at War noch ein anderes Motiv auf die Fahne geschrieben: Einsteigerfreundlichkeit. Egal wie schwer euch andere Spieler in einer Schlacht verdreschen, komplett über den Jordan geht ihr nie. Euer Dorf mitsamt Gebäuden und Ressourcen ist absolut sicher vor Eindringlingen. Ihr könnt in PvP-Kämpfen gefallene Einheiten sogar wiederverwenden. Neben kleineren Goblinbanden, die in eurem Dorf hier und da ihr Unwesen treiben und die ihr aus dem Weg räumen müsst, findet ihr auch einen Dungeon innerhalb eurer Mauern. Hier könnt ihr mit den Geistern eurer in PvP-Schlachten gefallenen Truppen sukzessiv schwierigere PvE-Schlachten gegen Dämonen schlagen und so Loot absahnen. Damit ihr dranbleibt und aus Frust nicht den Orb ins Korn werft, fungiert euer Dorf quasi als Sicherheitsnetz für euren persönlichen Fortschritt. Arkheim – Realms at War hat also im Grunde einen Singleplayer-Modus im Multiplayer-Modus.
Konkret bedeutet das, dass ihr euch beim Spielen von innen nach außen orientiert. In eurem Dorf läuft alles nach altbekannter Städtebaustrategie ab. Ihr baut Ressourcen ab und Gebäude auf. Dazu findet ihr innerhalb eurer Stadtmauern und auch ein Stück darüber hinaus Rohstoffquellen. Durch den Abbau von Erzablagerungen erhaltet ihr Eisen, durch Rodung von Vegetation Holz und durch das Bestellen von Feldern Getreide. Die Rohstoffe investiert ihr idealerweise in notwendige Gebäude wie Lagerhallen, Kasernen und Häuser für Dorfbewohner. Je mehr Dorfbewohner, desto schneller und mehr könnt ihr bauen und abbauen. Je mehr ihr baut und abbaut, desto mehr Dorfbewohner und Truppen könnt ihr verpflegen. Zudem wirken sich Erfahrungspunkte beziehungsweise der Level, den ihr durch sie erreicht, auf eure Wirtschaft aus. Auch für die Durchschlagskraft eurer Armee spielt euer Level eine Rolle, genau wie der Skilltree, wo ihr Skillpunkte in Buffs investieren könnt.
Apropos Armee, das Kampfsystem von Arkheim – Realms at War wandelt ebenfalls auf bekannten Pfaden. Je nach Kosten und Ausbildungszeit könnt ihr unterschiedlich starke Einheiten der Kategorien Infanterie, Kavallerie und Artillerie ausbilden. Anschließend müsst ihr sie einem Helden zuordnen, Warlord genannt. Warlords sind die Kommandanten eurer Armee und verfügen über einzigartige Spezialeffekte, die sich auf ihre Armeen auswirken. Aber zwei Kerneigenschaften eurer Warlords sind von entscheidender Bedeutung: Ihre Marschgeschwindigkeit gibt vor, wie schnell ihre Armee sich über die Map bewegen kann. Die Zahl der tolerierbaren Verluste gibt Aufschluss darüber, wie viele Einheiten er verlieren kann, bevor er seine Moral komplett einbüßt. Die Moral eures Warlords entscheidet im tatsächlichen Schlagabtausch, wann er den Rückzug antritt, was einer Niederlage gleichkommt. Sterben können Warlords allerdings nicht. Treffen zwei Armeen aufeinander, simuliert das Spiel gemessen an der Initiative, der Schlagkraft und der Widerstandsfähigkeit aller beteiligten Truppen unter Berücksichtigung aller Spezialeffekte, Buffs und Boni den Ausgang der Schlacht. Was, je nach Ausgang, für euch dabei genau falsch oder richtig gelaufen ist, könnt ihr in anschließend einem Report nachlesen.
Einschätzung
Tja, nun. Mit Vorschauen, die auf Closed Betas beruhen, ist das ja immer so eine Sache. Im Falle von Arkheim – Realms at War fühlt es sich besonders vermessen an, jetzt schon über die Qualität des Games zu urteilen, weil die Spielerzahl für das Konzept von solch großer Bedeutung ist. Denn momentan kommt die Dynamik zwischen Dörfern und Realms noch nicht hundertprozentig zur Geltung. In den Chats der Realms, in denen wir uns herumgetrieben haben, wimmelte es nur vor verzweifelten Rufen nach vermissten Mitstreitern. Das große Potenzial der Grundidee, kollektives Multiplayer-Gameplay mit klassischer Echtzeitstrategie zu verbinden, zeichnet sich dennoch jetzt schon ab. Wenngleich die Entwickler damit so gut wie alles auf eine Karte setzen. Denn unter der Haube sieht es in Arkheim – Realms at War wesentlich dünner aus. Städtebau, RTS-Kämpfe und Fantasy-Setting haben wir alle schon anderswo gesehen, oft besser oder zumindest detailreicher.