Wir stecken gerade mitten 'zwischen den Jahren'. Zwischen den Jahren - bescheuerter Ausdruck eigentlich. Geht doch gar nicht. Nein, tatsächlich befinden wir uns nach wie vor im Jahr 2011 nach Christus. Wobei, zugegeben, bald ist Schluss. Silvester steht vor der Tür und der Böllerverkauf hat offiziell begonnen. Grund genug für uns, einmal zurückzublicken auf die vergangenen zwölf Monate. Was war los in der bunten Welt der Onlinespiele? Was gab es Neues, welche Trends haben sich durchgesetzt und wer hat die erfolgreichsten Spiele auf den Markt gebracht? Fragen über Fragen, die wir euch in dieser Woche beantworten möchten. Passiert ansonsten sowieso nicht viel 'zwischen den Jahren', also nehmen wir uns doch gerne die Zeit für sowas.
Der browsergames.de-Jahresrückblick: Spiel ruhig, kost' doch nix!
Die große Free-2-Play-Schwemme
Alle Jahre wieder das gleiche Theater im Januar: Weihnachtsshopping, Feuerwerks-Ballerei und Nebenkosten-Nachzahlung liegen hinter uns, der Sparstrumpf ist leer. Wie praktisch, dass immer mehr Onlinespiele kostenlos werden. 'Free-2-Play' ist 2011 zur (nicht mehr ganz so geheimen) Losung unter den MMOG-Betreibern geworden.
Im Herbst 2010 öffnete das Fantasy-MMORPG Herr der Ringe Online erstmals kostenlos die Pforten und verabschiedete sich vom Abo-Bezahlmodell. Im Januar, zwei Monate später, freute sich Betreiber Turbine öffentlich über dreifach höhere Umsätze. Klingt verrückt, aber ein Spiel kostenlos anzubieten, lässt offenbar die Kassen klingeln. Und so dauerte es nicht lange, bis andere Spiele-Publisher nachzogen. Cryptic Studios stellte Anfang 2011 das Superhelden-Clientgame Champions Online auf 'kostenlos spielbar' um und auch das 2010 beinah legendär gescheiterte All Points Bulletin erlebte in diesem Frühjahr unter dem Titel APB Reloaded als Free-2-Play-Spiel seine Wiederauferstehung. Das war noch längst nicht alles. Später im Jahr folgte beispielsweise noch DC Universe Online von Sony Online Entertainment. Auch hier konnten sich die Betreiber über ein sattes Umsatzplus nach der Free-2-Play-Einführung freuen. Und der Trend scheint sich fortzusetzen, aktuelle Beispiele sind Lineage 2 und EverQuest 2.
Hier der Trailer zur Free-2-Play-Version von DC Universe Online:
Jetzt fragt ihr euch, wie die Spielbetreiber ihren Umsatz steigern können, obwohl sie ihre Spiele kostenlos anbieten? Da ist doch bestimmt ein Haken an der Sache?! Wie man's nimmt. Natürlich gibt es auch bei Free-2-Play-Titeln reichlich Möglichkeiten, Geld loszuwerden. Manchmal könnt ihr im Shop besonders schöne und imposante Accessoires gegen Bares kaufen. Braucht man meistens nicht, aber man will's eben gerne haben. Mitunter ist es auch so, dass Free-2-Play-Spieler nicht alle Gebiete des Spiels betreten können. Aber, und das ist entscheidend, es ist grundsätzlich möglich zu spielen ohne echte Euronen zu investieren. Das lockt viele Neulinge in die Onlinegames und einige davon geben schließlich auch Geld aus - weil das Premium-Schwert nun mal viel länger ist als die Basis-Version. Oder weil das goldene Kostüm einfach viel mehr hermacht als das olle graue.
Spieglein, Spieglein an der Wand - Wir pfeifen auf innere Werte!
Nein, die sind schon auch noch wichtig, die inneren Werte. Aber seit 2011 beobachten wir bei Browsergames ganz massiv einen bestimmten Trend, der vor allem das Auge anspricht: Die browserbasierten Onlinespiele werden langsam schmuck! Wir erinnern uns an 2010, als Bigpoint mit dem bis dato teuersten Browserspiel aller Zeiten, Poisonville, bei der gamescom in Köln aufmarschierte. Für Aufregung sorgten damals nicht nur die im Hintergrund ihre Hüften schwingenden Playboy-Bunnys, sondern in erster Linie die Grafik des Spiels. Dass Poisonville niemals wirklich das Licht der Welt erblickt hat, sei dahingestellt, es öffnete aber die Schleusen für eine neue Generation von Browsergames: die Generation, wo sich was bewegt auf dem Bildschirm und das auch noch gut aussieht.
Die Unity-Technologie beispielsweise ermöglichte 3D-Grafiken im Browser - kein großer Client-Download, nix. Uuuunity. Es klang schon so schön. 2011 schossen die 3D-Browsergames wie Pilze aus dem Boden. Aus "Krass! Ein 3D-Browsergame!" wurde im Laufe des Jahres in der Redaktion sowas wie "Oh guck mal, noch 'n 3D-Browsergame. Was essen wir heute?". So schnell gewöhnt man sich an tolle neue Sachen. Zu den wichtigsten 3D-Titeln des Jahres zählt sicherlich Bigpoints Battlestar Galactica Online. Hier noch mal der Gameplay-Trailer:
Viele verschiedene Spieleentwickler und -betreiber wollten heuer ein Stück vom 3D-Prestige-Kuchen abhaben. So brachte gamigo das Höhlen-Rollenspiel Dungeon Empires an den Start, der Berliner Publisher Neonga erklärte erst kürzlich das Browser-Rollenspiel A Mystical Land für offiziell eröffnet, die My Free Farm Macher Upjers sprangen mit dem Fantasy-Abenteuer Koyotl auf den 3D-Zug und Bigpoint brachte mit dem Seefahrer-Browsergame Kultan und Drakensang Online noch weitere optische Highlights an den Start. Mit von der Partie war auch ProSiebenSat.1 Digital mit Marvel Super Hero Squad Online. Schöner Name für ein Spiel, immerhin ist damit ruckzuck wieder eine Zeile mit Text gefüllt. Da freut sich der lethargische Redakteur. Viele weitere 3D-Browsergames befinden sich derzeit noch in der Entwicklung und werden im kommenden Jahr die Pforten für euch öffnen. Mehr dazu erfahrt ihr Ende der Woche in unserem Ausblick auf 2012.