Alle Jahre wieder – kommt die Gamescom nach Köln. Just in diesen Tagen zeigt die Videospielewelt wieder, was Rang und Namen hat, was die Zukunft ist und greift – u.a. bei den Neuauflagen der Die Siedler und der Anno-Reihe – auch gern mal zurück in die Vergangenheit. Doch was der Gamer sieht, wenn er etwa auf dem Browser My Hospital startet, ist nur das Endergebnis der Arbeit eines ziemlich umfangreichen Teams. Eines Teams, das im Gegensatz zur Filmbranche viel zu selten Würdigung erfährt. Auf den folgenden Zeilen wollen wir ein wenig davon wiedergutmachen und zeigen einmal, wer so alles für ein Game verantwortlich ist.
1. Autoren & Game Designer
Schon seit Videospiele in den 1980ern ihre erste Hochzeit auf Commodore C64 und Amiga feierten, gehört zu vielen Spielen eine spannende Hintergrundgeschichte, ganz ähnlich wie in einem Roman oder Film.
Meist entsteht der erste Gedanke für ein Videospiel im Kopf eines Autoren – der muss noch nicht mal unbedingt etwas mit der Spielebranche zu tun haben. Arkadi und Boris Sturgazki etwa ersannen 1971 das Buch „Picknick am Wegesrand“, welches den gesamten Rahmen für die Videospielreihe S.T.A.L.K.E.R. gab. Und Thriller-Pate Tom Clancy gilt ebenfalls als Story-Vater diverser Games zwischen Rainbow Six, Ghost Recon und The Division.
Doch selbst wenn es keine hochkarätigen Autoren sind, braucht jedes Spiel einen Ideengeber, das macht der Game Designer. Er entwickelt also die Story des Spiels, die geschichtlichen Inhalte der Levels, die Charaktere, deren Eigenschaften usw. Eben alles, was unter den Oberbegriff „Spielinhalt“ fällt. Und im Gegensatz zum Autoren oft auch hauptberuflich.
2. Produzenten
Produzenten unterscheiden sich bei Games kaum von ihren Kollegen im Filmbusiness. Sie sind die großen Organisatoren; besorgen Gelder, steuern das Team, erarbeiten Zeitpläne und Abläufe. Und sie sind die Verantwortlichen gegenüber dem Publisher. Ein bedeutsamer Teil ihres Jobs ist zudem die Liquiditätsplanung, für welche ihnen spezielle Tools zur Verfügung stehen. Damit können sie, einfach ausgedrückt, absehen, ob das Geld für das gesamte Projekt reicht oder ob eventuell weitere Investoren benötigt werden.
3. Programmierer
Jedes Spiel basiert auf einem Framework, der Spiele-Engine. Kurzgesagt gibt diese Engine vor, wie ein Spiel aussieht, was darin möglich ist. Da kommen Programmierer ins Spiel. Sie programmieren entweder eine komplette Engine neu oder (häufiger) modifizieren bestehende Engines so, dass sie für die Belange dieses Spiels passen. Ferner sind sie diejenigen, welche Map-Editoren erstellen, Tools, um In-Game Figuren, Gegenstände, Landschaften zu kreieren. Kurzgesagt: Sie erschaffen die softwareseitige Basis dafür, dass ein Spiel mit Leben gefüllt werden kann.
4. Grafiker
Die Engine und sämtliche Tools, welche durch die Programmierer für ein Spiel erschaffen wurden, sind nur das Grundgerüst. Erst die Grafiker machen daraus ein - hoffentlich - optisches Highlight. Sie erstellen alles, was man in grafischer Hinsicht im Spiel zu sehen bekommt. Das genau ausgeformte Gesicht einer Lara Croft? Ist ebenso das Werk eines Grafikers wie jede einzelne Waffe, die in einem Spiel zum Einsatz kommt, jeder Busch, der irgendwo im Hintergrund steht, jeder Gegenstand, den das Spiele-Alter-Ego ergreifen kann. Wer es sich dadurch besser vorstellen kann: Grafiker machen, auf Spiele bezogen, die gleiche Arbeit, die ein Zeichner für einen Trickfilm macht. All diese Gegenstände, die von den Grafikern erschaffen werden, kommen in einem Pool zusammen, auf den eine weitere wichtige Kategorie von Teammitglied Zugriff hat:
5. Leveldesigner
Jeder Film braucht jemanden, der im Studio die Hintergründe aufbaut, der bei Außendrehs Gebäude baut und anstreicht, Komparsen in den Hintergrund stellt, kurzgesagt eine Art Architekten. Beim Videospiel macht das der Leveldesigner. Er ist derjenige, der mit der Hilfe der von den Programmierern gebauten Level-Editoren sowie den Elementen der Grafiker die einzelnen Levels zusammenstellt – oder im Falle von Open-World-Spielen auch die ganze Welt für sich. Insbesondere bei Spielen mit mehreren Einzellevels ist es enorm wichtig, dass alle Leveldesigner sehr eng miteinander zusammenarbeiten, damit jedes davon den gleichen Look hat und sich für den Spieler ähnlich anfühlt.
6. Buchhalter
Videogames zu erstellen, wäre wesentlich entspannter, wenn es dabei nicht immer um Geld ginge. So aber muss es Buchhalter geben. Sie überwachen den gesamten finanziellen Alltag und knüpfen so dort an, wo der finanzielle Part des Produzenten endet. Auch sie stützen sich wiederum auf elektronische Helfer – natürlich anderer Natur als das, was Leveldesigner und Grafiker serviert bekommen. Doch das muss sein: Noch bevor ein Spiel auch nur einen Cent eingebracht hat, wollen von der investierten Summe alle bisher genannten und noch zu nennenden Teammitglieder bezahlt werden, müssen Computer und Softwares (etwa die Game-Engine) gekauft werden. Der Buchhalter überwacht, dass diese Ausgaben das zur Verfügung Stehende nicht überschreiten.
7. Sound und Musik
Ein klassischer Fehler: Ein Auto bremst im Film auf einem Feldweg ohne feste Fahrbahndecke – trotzdem quietschen die Reifen, als fahre der Wagen auf Asphalt. Wenn das passiert, hat das Sound-Department einen Fehler gebaut. Und die gleichen Leute braucht es auch beim Videospiel.
Die Musiker bzw. Komponisten sind dabei für den Score zuständig. Also „echte“ Musik, die während des Spiels bzw. in bestimmten Situationen im Hintergrund zu hören ist. Dazu müssen sie nicht unbedingt das Rad neu erfinden, oftmals – ebenfalls wie beim Film – stellen sie auch bereits bestehende Songs einfach zusammen. Wie etwa die ganzen 60er-Jahre-Hits im ersten Teil von Call of Duty: Black Ops.
Das Sounddepartment hat indes umso mehr zu tun, je realistischer das Spiel sein muss. Ob es nun die Schritte sind, die die Spielerfigur beim Laufen macht oder auch die Schüsse aus der Waffe. Sie erstellen all diese Geräusche und greifen zu mitunter verblüffenden Hilfsmitteln.