Das Drachenspiel Century; Age of Ashes macht richtig Laune, es mangelt ihm jedoch noch stark an Umfang.
Century – Age of Ashes angespielt: Drachenstark
Drachen sind coole Biester, oder? Dinosaurier sind ja schon super, aber Riesenechsen, die nicht nur fliegen, sondern auch noch Feuer spucken können, schlagen die urzeitlichen Wesen allemal. Schade nur, dass wir so selten in den Genuss kommen, selber Drachen in Videospielen zu steuern. Sie tauchen in vielen Fantasy-Titeln auf, sind in der Regel aber Gegenspieler. Falls ihr Lust habt, den Bestien nicht immer nur den Kopf abzuschlagen, sondern mal auf dem Rücken einer solchen Kreatur Platz zu nehmen und ihre Kräfte für eure eigenen Zwecke einzusetzen, lohnt sich ein Blick in Century: Age of Ashes. Als Drachenreiter kämpft ihr hier in Online-Schlachten gegen andere Spieler und dabei wird es richtig hitzig – im wahrsten Sinne des Wortes.
Controller empfohlen
Im Kern ist Century: Age of Ashes ein Third-Person-Multiplayer-Shooter, nur dass ihr hier eben nicht zu Fuß unterwegs seid und mit Schusswaffen hantiert, sondern jeder Spieler auf einer fliegenden Echse reitet und man sich gegenseitig mit Feuerbällen und Flammenatem grillt. Die gesamte Action findet daher in der Luft statt. Euer eigener Charakter trägt zwar eine Waffe, die dient aber nur als Kosmetik, ebenso wie eure Rüstung. Die Drachen stehen ganz klar im Mittelpunkt.
Ein Tutorial bringt euch die Grundlagen der Steuerung und Spielmechanik bei. Nach kurzem Ausprobieren fiel uns sofort auf: Mit Maus und Tastatur ist Century: Age of Ashes zwar spielbar, ein Gamepad ist aber doch das bessere Eingabegerät. Mit dem linken Analogstick fliegt es sich deutlich flüssiger als mit der Maus oder den Tastaturtasten. Zudem ist es nur mit einem Controller komfortabel, die Kamera zu drehen. In dem Fall macht ihr das mit dem rechten Analog-Stick. Ansonsten müsstet ihr bei Standardeinstellungen dafür die Tasten „T“, „G“, „C“ und V“ drücken und euch schön die Finger verknoten. Es ist nicht möglich, die Funktion auf die Maus zu legen. Hier wird deutlich, dass die Entwickler in erster Linie Gamepad-Nutzer im Kopf hatten.
Fliegen will gelernt sein
Einen großen Vorteil mit der Maus habt ihr in den Kämpfen sowieso nicht, denn hier kommt es nicht auf die Fähigkeit zu zielen an. In Century: Age of Ashes hat jeder Spieler Auto Aim und es geht auch gar nicht ohne. Ist ein Gegner halbwegs zentral im Sichtfeld und der Kreis um ihn herum grün, fliegen eure Feuerbälle gezielt in seine Richtung.
Das mag langweilig und anspruchslos klingen, aber es geht in Century: Age of Ashes nicht um Shooter-, sondern Flug-Skills. Die zielsuchenden Feuerbälle bringen euch nichts, wenn der Gegner so geschickt in engen Kurven um große Felsen oder andere Levelobjekte fliegt, dass die die Flugbahn der Projektile blockieren. Das Ausweichen ist hier die große Kunst, nicht das Treffen. Und deshalb passt der bekannte Spruch „Leicht zu erlernen, schwer zu meistern“ trotzdem so gut zu Century: Age of Ashes. Richtig gute Spieler schaffen es, kaum Treffer einzustecken, weil sie eben gekonnt die Umgebung ausnutzen und perfekte Flugmanöver ausführen. Die Grundlagen habt ihr schnell erlernt, aber bis ihr mal richtige Erfolge feiert und nicht ständig von anderen Spielern gebrutzelt werdet, ist es ein langer Weg.
Gute, aber kleine Klassenauswahl
Wer in Century: Age of Ashes gut werden möchte, muss auch die Eigenheiten der drei zum Start verfügbaren Klassen kennen (weitere folgen mit zukünftigen Updates). Der Marodeur ist perfekt für den Einstieg. Er ist der simple Haudraufcharakter für offensive Naturen. Die Windwache wiederum agiert eher als Supporter und kann sowohl sich als auch Mitstreiter heilen, während das Phantom auf hinterlistige Fallen setzt. Alle drei Klassen haben als Grundattacken Feuerbälle und den Flammenatem, der nur im Nahkampf effektiv ist, hinzu kommen ihre Spezialfähigkeiten. Dabei habt ihr in jedem Match die Wahl zwischen zwei normalen Skills, die bloß eine Abklingzeit haben und ansonsten jederzeit einsetzbar sind. Obendrauf gibt es eine sogenannte Kraft, die ebenfalls eine Abklingzeit hat, jedoch durch den Wutmodus ersetzt wird, wenn sich die Wutleiste gefüllt hat. Die wächst immer dann, wenn ihr Schaden erleidet.
Ein Beispiel, um das näher zu erklären: Die Kraft des Marodeurs heißt „Zeichen des Jägers“. Auf Knopfdruck wirkt sie auf den anvisierten Gegner, woraufhin eure Feuerbälle ihm zwar weniger Schaden zufügen, aber deutlich schneller sind. Aktiviert ihr den Wutmodus, wirkt „Zeichen des Jägers“ auf alle Kontrahenten.
Die drei Klassen in Century: Age of Ashes spielen sich schön unterschiedlich und bieten Spielraum für interessante Teamtaktiken. Allerdings hätten es auch gerne zum Release schon mehr Charaktere sein dürfen. Und „mehr“ ist ein gutes Stichwort, denn momentan mangelt es dem Titel vor allem an Maps. Es gibt einfach viel zu wenige davon. Sie sind zwar nicht schlecht gestaltet und bieten optisch durchaus Abwechslung, da ihr mal um schneebedeckte Felsen, mal durch eine Burgruine und mal durch eine wärmere Canyon-Region fliegt, wo Knochen verstorbener, noch viel größerer Drachen im Sand liegen. Das war's dann aber auch schon.
Spaßige Gold- und Flaggenjagden
In Sachen Spielmodi fährt Century: Age of Ashes kein größeres Buffet auf, dafür sind zwei der drei Varianten richtig gut. Die dritte ist klassisches „Team Deathmatch“. Daran ist nichts verkehrt, als Neueinsteiger seid ihr aber heillos verloren, sofern ihr nicht sofort das Gameplay perfekt beherrscht. Wir haben hier eigentlich nur auf die Drachenschnauze bekommen.
Ganz anders verhielt es sich mit „Kriegsbeute“ und „Tore des Feuers“. In ersterem geht es darum, Gold in die Schatzkammer eures Teams zu bringen, das von etwas dickeren, wehrlosen Drachen transportiert wird. Die schießt ihr ab, um das Edelmetall einzustreichen. Gleichwohl könnt ihr Jagd auf Gegenspieler machen, die bereits einiges an Gold in den Taschen haben. Der Modus ist ungemein spannend, weil ihr stets mit der folgenden Frage konfrontiert seid: Bringt ihr das wenige Gold, das ihr gesammelt habt, in eure Basis, um es zu sichern, was jedoch Zeit kostet, oder versucht ihr erst mal, noch mehr zu erbeuten und geht das Risiko ein, dabei alles zu verlieren? Für zusätzlichen Nervenkitzel sorgt eine Bombe, die ab und zu auf der Map erscheint. Die kann sich ein Spieler schnappen und in die gegnerische Schatzkammer bringen, um sie zu zerstören, sodass die Feinde vorübergehend dort nichts abliefern können.
„Tore des Feuers“ ist etwas simpler, aber nicht weniger spaßig. Im Grunde ist es eine Abwandlung von „Capture the Flag“, nur dass es hier nicht zwei Flaggen, sondern nur eine gibt. Die ist neutral und eure Aufgabe ist es, sie zu schnappen und damit durch Tore zu fliegen. Es siegt das Team, das entweder in einem Versuch durch all jene fliegt oder am Ende der Zeit die höchste Gesamtanzahl passierter Tore aufweist.
Faires Business
Für Langzeitmotivation soll in Century: Age of Ashes ein Levelsystem sorgen. Ihr erhaltet für jede absolvierte Partie sowie für das Erfüllen von Missionen Erfahrungspunkte und steigt so nach und nach im Rang auf. Bei jedem Aufstieg bekommt ihr In-Game-Währung sowie zufällige Objekte. Das können sowohl Rüstungsteile oder Waffen für die Charaktere als auch optische Anpassungen für die Drachen oder gar Dracheneier sein. Letztere liefern euch neue Echsen, allerdings müssen die erst mal schlüpfen und sich dann vom Jungtier zur ausgewachsenen Bestie entwickeln. Damit das passiert, erfüllt ihr bestimmte Aufträge. Hier verschenken die Entwickler jedoch Potenzial. Es ist nicht so, dass jeder Drache im Spiel eine einzigartige Kreatur ist. Das wollen euch die Macher von Century: Age of Ashes zwar im Bestiarium mithilfe von Lore-Texten weismachen, im Kern handelt es sich aber nur um unterschiedliche Skins für die drei vorhandenen Drachenmodelle (jedes davon ist einer Klasse zugeordnet). Die vielen Anpassungsmöglichkeiten machen das aber wett und erfüllen den Zweck als Karotten vor eurer Nase ganz ordentlich.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass alles, was ihr freischalten könnt, rein kosmetischer Natur ist. Es gibt keine Gameplay-relevanten Upgrades. Das bedeutet auch, dass Century: Age of Ashes sich schön von Pay-to-Win-Elementen fernhält. Ihr könnt im In-Game-Shop Dracheneier und Rüstungsteile kaufen, aber das hat eben alles nur optische Auswirkungen und auch als nichtzahlender Spieler bekommt ihr jede Menge Kosmetik. Das einzige Fragezeichen ploppt bei den zukünftigen Klassen auf. Der erste Neuzugang wird im Shop bereits angeteast. Wir können also davon ausgehen, dass ihr den nicht einfach so bekommt, sondern freischalten müsst – hoffentlich nicht nur gegen Echtgeld. Vermutlich wird er aber auch für die normale Spielwährung zu haben sein. Zumindest ist der Hersteller gut damit beraten, das nicht anders zu handhaben. Es stellt sich dann nur die Frage, wie lange man Münzen farmen muss, bis man sich eine neue Klasse leisten kann.
Fazit
Im Vorfeld hatten wir gedacht, Century: Age of Ashes wird eine Art War Thunder mit Drachen statt Flugzeugen. Da haben wir uns jedoch getäuscht. Die Wahl des eigenen Drachen ist eine rein kosmetische Frage. Die Klasse entscheidet, was für Fähigkeiten ihr im Kampf einsetzen könnt und hier gibt es keine Unterteilung in Wertigkeitsstufen. Century: Age of Ashes stellt den eigenen Skill in den Mittelpunkt und die Progression sowie Monetarisierung drehen sich komplett um optische Anpassungsmöglichkeiten, sodass hier jegliche Gedanken à la „Könnte das ein Pay-to-Win-Titel sein?“ direkt im Keim ersticken.
Century: Age of Ashes ist aber nicht nur fair, sondern hat auch spielerische Qualitäten. Mit dem Gamepad steuert es sich super, die zwei zielbasierten Modi sind fantastisch und die Klassen schön unterschiedlich. Noch dazu müssen wir erwähnen, dass das Spiel richtig gut aussieht und sich klasse anhört. Die Musik und Soundeffekte sind auf hohem Niveau und gerade die Drachen sehr detailliert und fantastisch animiert. Schade ist nur, dass der Umfang in Sachen Modi, Maps und Klassen derzeit so gering ausfällt. Hier sollte schnell Nachschub kommen, bevor den Spielern langweilig wird.