Browsergames.de war mal wieder für euch unterwegs und hat der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle, kurz USK, einen Besuch abgestattet. Die USK ist die Organisation, die dafür verantwortlich ist, dass auf fast jedem in Deutschland erhältlichem Spiel der bekannte Sticker mit der Altersfreigabe zu finden ist. Wir wollten wissen, wie diese Kennzeichnungen auf die Spiele gelangen, welche Rolle Online- und Browsergames dabei spielen, wie ein solcher Test abläuft und wie die USK eigentlich arbeitet. Zudem haben wir uns den Geschäftsführer geschnappt und mit ihm ausführlich geplaudert.
browsergames.de on tour: Visite bei der USK - Über Freigaben und Indizierungen
Was ist die USK?
Unter zahlreichen Spielern hat die USK eher einen schlechten Ruf. Sie machen die Institution dafür verantwortlich, dass Games in Deutschland teilweise nur geschnitten erhältlich sind. Dabei tut man der USK Unrecht, denn sie ist nicht für die Schnitte verantwortlich. Das sind einzig und allein die Hersteller. Die USK prüft das Spiel lediglich und legt es einem Prüfgremium vor, welches dann die Entscheidung über eine Altersfreigabe vornimmt. Publisher könnten ein Spiel in Deutschland auch ohne Prüfsiegel auf den Markt bringen, allerdings besteht dann keine Rechtssicherheit. Das bedeutet, dass ein ungeprüftes Spiel, unabhängig vom Inhalt, nur Erwachsenen zugänglich gemacht werden darf. Das ist natürlich ein hohes Risiko für die Publisher, denn die Käufergruppe wird dadurch stark eingeschränkt. Zudem kann ein Spiel ohne USK-Siegel in Deutschland indiziert werden, es besteht dann ein Bewerbungs- und Ausstellungsverbot. Der Verkauf an Erwachsene ist zwar nach wie vor gestattet, aber der Kunde muss in einem solchen Fall in der Regel gezielt im Handel nachfragen, ob ein bestimmtes Spiel vielleicht unter der Ladentheke steht. Das kommt quasi einem Todesurteil für den Vertrieb des Spiels gleich, denn noch immer wissen nicht alle Verkäufer in den großen Kaufhäusern, dass das erlaubt ist. Schließlich findet in unserem Land offiziell keine Zensur statt.



Carim testet bei der USK die Wii U Version von Chasing Aurora.
Freigaben von Online- und Browsergames
Bei Onlinegames verhält sich die Problematik etwas anders. Erst seit September 2011 ist die USK auch für die Kennzeichnungen von Onlinespielen verantwortlich. Allerdings besteht für die Hersteller kein Zwang, ein Kennzeichen für ein Spiel zu beantragen. Sie müssen lediglich sicherstellen, dass ihre Spiele nur von Personen genutzt werden können, die das entsprechende Alter erreicht haben. Bei vielen ausländischen Anbietern passiert das zum Beispiel durch einen Alterscheck, bei dem sie nach der Ausweisnummer oder dem Geburtsdatum fragen. Große deutsche Firmen hingegen reichen natürlich auch ihre Onlinegames bei der USK ein, um sicherzustellen, dass sie ihre Spiele auch dementsprechend vermarkten können. Allerdings ist uns bislang kein Browser- oder Downloadgame bekannt, welches auf dem Index steht.
Das Prüfverfahren
Wie wird nun ein solches Spiel getestet? Die USK selbst testet nicht. Stattdessen werden unabhängige Sichter beauftragt, ein Spiel durchzuspielen und danach dem Gremium zu präsentieren. Die Betonung liegt wirklich auf Durchspielen. Der Sichter muss alle Bereiche eines Spiels gesehen haben und dazu gehört auch, dass er sich durch solche Brocken wie Final Fantasy oder Grand Theft Auto spielt, inklusive aller Nebenaufgaben und was sonst noch dazugehört. Laut USK hält GTA 4 mit über 100 Stunden immer noch den Rekord für das Spiel mit der längsten Sichtungsdauer. Aber auch Onlinegames sind in dieser Hinsicht nicht zu unterschätzen. Gerade Rollenspiele, bei denen immer wieder neue Inhalte nachgeschoben werden, sind sehr aufwändig zu testen. In der Regel dauert ein komplettes Prüfverfahren um die 15 Tage und am Ende des Tests muss der Sichter einen mehrseitigen Prüfbericht abgeben, in dem er die Inhalte des Spiels darstellt.
Geschäftsführer Felix Falk erklärt das Ganze nochmal ausführlich im Interview mit uns:
Altersfreigaben im Wandel der Zeit
Natürlich sind die Kriterien für Altersfreigaben der USK nicht für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt. Schließlich verändert sich die Gesellschaft ständig und auch die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen in Bezug auf digitale Inhalte entwickelt sich konstant weiter. Wo früher eine Jugendgefährdung beim Spielen von Doom zu vermuten war, kann der Zwölfjährige von heute über den Pixelbrei mit roten Farbtupfern nur lachen. Spiele unterliegen ebenfalls einem ständigen Wandel und sind zum Teil sehr komplexe Gebilde, die mehr erfordern als sinnlose Gewalt, auch wenn es manchmal so scheint. So lässt sich auch am einfachsten erklären, warum heute einige Spiele ab 16 Jahren freigegeben sind, die früher mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Index gelandet wären.