Diese Woche ist die Neuauflage des Spiels Fahrenheit erschienen, damals eines der innovativsten Spiele. Für uns natürlich mal wieder ein Grund, in das düstere Machwerk zu schauen. Gleichzeitig ist es aber auch eine gute Gelegenheit, euch mal einen Blick hinter die Kulissen unserer Arbeit zu geben.
Nico bloggt: Meine Begegnung mit dem Macher von Fahrenheit und Heavy Rain
Ich war nicht immer bei browsergames.de, sondern habe mir meine Sporen in verschiedenen anderen Redaktionen verdient, bevor ich in dieses herrlich bekloppte (im positiven Sinne!) Team gekommen bin. Und Fahrenheit war auch nicht das einzige Spiel, welches Quantic Dream jemals herausgebracht hat. Stattdessen hat das Team seit 2006 an einem weitaus größeren Projekt gearbeitet, welches 2010 unter dem Namen Heavy Rain für Furore sorgte und mit einem Gesamtbudget von 40 Millionen Euro die Messlatte für in Europa produzierte Spiele ordentlich nach oben schraubte. Dementsprechend waren alle in meiner damaligen Redaktion ziemlich aufgeregt und haben sich auf den Titel gefreut. Vielmehr haben wir uns jedoch darüber gefreut, dass wir mit Studio-Gründer und Director David Cage auf der gamescom 2009 einen Termin hatten, der uns dort höchstpersönlich das Spiel präsentieren sollte. Da ich jedoch eher weniger mit dem Titel anfangen konnte und mein Terminplan sowieso gut ausgebucht war, nahm ein Kollege den Termin wahr. Ich war derweil bei Microsoft, Nintendo oder sonst einem anderen Hersteller unterwegs. Wie das aber immer auf Messen ist, sind Terminpläne für die Katz' und so hatte ich eine gute halbe Stunde Zeit, um abzuschalten und die Füße zu entspannen. Ha! Denkste! Ein hektischer Anruf meines damaligen Chefs riss mich jäh aus meiner Pause. Der Kollege, der den Termin mit David Cage hatte, ist krank geworden und daher musste ich einspringen. Also habe ich mich schnell auf den Weg ins Business Center gemacht und dabei versucht, die Grundinformationen zu dem Spiel in meinen Kopf zu bekommen. Nach zwei Tagen Messe gar nicht so einfach.
Ich kam gerade noch pünktlich zum Termin. PR-Vertreter von Sony und Quantic Dream warteten bereits, versorgten mich umgehend mit Kaffee und stellten mich David Cage vor. Auf den ersten Blick ein freundlicher und leidenschaftlicher Mann, der wirklich hinter seinem Produkt steht. Wie sehr, dass sollte mir aber erst ein paar Augenblicke später bewusst werden. Kaum waren wir im Präsentationraum verschwunden, begann der Alptraum für mich. Die PR-Verantwortlichen mussten draußen bleiben. Es war ein Einzeltermin. Gleich mit meiner ersten Antwort war der Termin jedoch gelaufen. Ich hatte Cage gerade erklärt, dass ich der Ersatzmann für einen kranken Kollegen war, da überrumpelte er mich mit der Frage, ob ich das Spiel überhaupt kenne und schon Videos gesehen habe. Ich wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, aber bereits bei den Worten "Nein, ich…" entgleiste förmlich sein Gesicht, er pfefferte mir den PS3-Controller entgegen und verließ wortlos den kleinen Raum. Das war es dann auch mit einem Kurz-Interview. Ich war so perplex, dass ich nichts mehr sagen konnte. So etwas war mir in sieben Jahren Branchenerfahrung auch noch nicht passiert. Also spielte ich die verbleibende Zeit Heavy Rain, ohne auch nur eine Ahnung davon zu haben, was ich da gerade tat. Als der Termin vorbei war und ich aus dem Raum trat, stand David Cage neben der PR-Betreuerin von Sony. Beide lächelten mich an, fragten wir es mir gefallen hat und verabschiedeten mich freundlich. Erneut war ich verwirrt, denn ich hatte mich eigentlich auf eine Standpauke eingestellt. Stattdessen schlug mir Freundlichkeit entgegen, als ob nicht nichts gewesen wäre und ich verließ das Business Center auf dem Weg zum nächsten Termin. Das war auf jeden Fall einer der kuriosesten Termine, die ich je auf der gamescom hatte.
Wenn sich erneut die Gelegenheit bietet, öffne ich mal wieder mein Nähkästchen und schaue nach, was sich dort noch für Anektdoten befinden.