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Der Redakteursalltag kann ganz schön stressig werden, denn anders als viele von euch denken mögen, sitzen wir nicht den ganzen Tag vor dem Monitor und zocken, bis die Fingerkuppen wund sind. Die ganze Arbeit, die hinter den Artikeln steckt, bekommt ihr fast nie zu sehen. Das ist mitunter nicht nur frustrierend, sondern nagt bisweilen auch an der körperlichen Substanz. Da wir auch nicht dem von RTL geschürten Klischee eines dicken, mit fettigen Haaren behafteten Gamers entsprechen wollen, ist Fast Food als Stärkung nicht der Regelfall, sondern die Ausnahme. Schließlich betreiben wir hier niveauvollen und hoch investigativen Enthüllungsjournalismus. ;-)

Zudem befindet sich unser Büro in einem der ach so tollen Trendbezirke Berlins. Hier wird das Hipstertum noch beherzt gepflegt und wer nicht mit einer Bionade in der linken und Jutebeutel in der rechten Hand an den kleinen In-Läden vorbeiflaniert, wird schon mal schief angesehen. Gegessen werden, wenn es möglich ist, nur Bioprodukte. Dass das zum Großteil auch nur Fassade ist, scheint niemanden zu stören. Für das hochwertige Bio-Siegel werden gerne mal ein paar Euros mehr abgedrückt. Warum eigentlich?

Wie dem auch sei. Wir alle mögen gutes Essen und ich gehöre zur Spezies der experimentierfreudigen Hobbyköche. Zusammen mit meinem amerikanischen Kollegen Kyle koche ich gelegentlich im Büro; nur nicht ganz so exzessiv wie unser Franzose Vincent. Allerdings habe ich etwas bei der ganzen Sache unterschätzt: Amerikaner essen gerne viel und vor allem fettig. Das musste ich bei unserer ersten Kochstunde feststellen, bei der mich Kyle in die Künste und Kniffe der amerikanischen Küche eingeführt hat. Dementsprechend war auch das Gericht der ersten Kochsession ausgewählt: Es gab Chicken Wings mit Hot Sauce.

Gut, mit selbst marinierten Chicken Wings komme ich noch zurecht, aber die Soße, die Kyle dazu gezaubert hat, hatte es in sich. 50 Prozent der Tunke bestand aus reiner Butter, der andere Teil aus normaler, scharfer Chilisoße. Keine Frage, es war lecker, aber an Arbeit war danach nicht mehr zu denken. Die Kalorienmenge, die wir beide uns an diesem Tag reingeschaufelt haben, hätte für eine ganze Fußballmannschaft gereicht. Aber es war verflucht lecker. Ähnlich desaströs für meinen Körper verlief dann auch die zweite Kochstunde. Dieses Mal stand Börek auf dem Speiseplan. Auch hier stand wieder das Frittieren im Mittelpunkt. Mit Petersilie, Gouda und Fetakäse gefüllte Blätterteigrollen wollen schließlich knusprig werden und dafür müssen sie in Fett ersaufen. Dabei hatte ich noch gesagt, dass wir dieses Mal auf unsere Linie achten müssten ...

Aber nicht mit Kyle. Also haben wir ein Röllchen nach dem anderen frittiert und anschließend auf meinen Rat hin wenigstens auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Gebracht hat es nicht viel, fettig waren die kleinen Leckereien immer noch, aber auch extrem schmackhaft. Fett ist und bleibt eben der Geschmacksträger Nummer 1. Ich bin schon gespannt, womit mich Kyle das nächste Mal mästet.