Eigentlich ist die Fußballsaison fast schon vorüber. Lediglich das Champions League Finale, das DFB Pokal Finale sowie die Relegationsspiele stehen für den geneigten Fußballfan noch an. Ein Großteil kann sich nun aber wieder anderen Dingen widmen, wenn da nicht einige Dinge in den letzten Tagen ins Rollen gekommen wären. Damit meine ich nicht das lustige Trainerwechselkarussell, welches sich zum Ende der Bundesligasaison abgespielt hat. Ich rede natürlich vom FIFA Korruptionsskandal, der derzeit die Medien beherrscht. Der Skandal an sich ist nicht wirklich überraschend, jeder, der sich ein wenig mit Fußball auskennt, weiß, dass die Führungsriege der FIFA ein durch und durch korrupter und machtgieriger Haufen gealterter Männer ist. Ob nun Schmiergelder, WM-Vergaben oder sonst etwas, die ganze Chose ist seit Längerem bekannt. Überraschend ist jedoch, dass die schweizer und amerikanischen Behörden nun endlich einmal durchgreifen. Damit hat wohl selbst Patriarch und Diktator der FIFA, Sepp Blatter, nicht gerechnet. Und genau dieses Handeln der Behörden lässt mir einen Gedanken sofort in den Kopf steigen.
Nico bloggt: Electronic Arts und das FIFA Problem?
Wie geht Electronic Arts mit dem Skandal um? Derzeit gibt es in der Branche, ich nenne es mal vorsichtig, Störfeuer, die die verschiedensten Dinge anprangern. Übersexualisierung des Frauenbilds, nicht vorhandene Triggerwarnungen, sexuelle Gleichberechtigung, die journalistische Ausrichtung oder auch GamerGate. Ich habe mit Sicherheit an dieser Stelle das eine oder andere Thema vergessen und werde auch nicht der Letzte sein, der diese Dinge anspricht, geschweige denn die Musterlösung parat hat. Das kann und will ich auch gar nicht leisten. Ich bin eigentlich nur gespannt darauf, was Branchenriese EA macht. Schließlich sind einzelne Personen für den Skandal verantwortlich und nicht der gesamte Verband und außerdem ist die FIFA-Lizenz ist viel zu lukrativ, um sie einfach so sausen zu lassen. Das belegen eindrucksvoll die Verkaufszahlen der Reihe im Vergleich zur Konkurrenz und mit FIFA 15 Ultimate Team hat das Unternehmen einen echten Goldesel hervorgebracht. Wenn aber selbst Firmen wie IBM beim GamerGate einknicken, dann ist diese Situation besonders spannend.
Fußball ist, medientechnisch gesehen, die größte und populärste Sportart der Welt. Wird sich EA also von dieser zugkräftigen Lizenz verabschieden? Ich glaube kaum, denn dann müsste man auf einen Großteil des Spektakels des virtuellen Fußballs verzichten. Das Flair sich wie in einem echten Stadion mit Namen, Gesichtern und mehr zu befinden, würde vermutlich mehr oder weniger an Atmosphäre verlieren. Aber das ist natürlich auch ein sehr subjektives Gefühl. Ich zumindest möchte nur ungern auf die echten Namen, Stadien und das ganze Drumherum nicht verzichten, denn genau deswegen ziehe ich die FIFA-Reihe immer noch PES vor.
Zum ersten Mal in 22 Jahren gibt es in FIFA nun auch Frauen-Fußball - löblich!
Gleichzeitig bin ich aber auch nicht der große Moralapostel, der irgendwem seine Fehler vorhält. Hält EA an der Lizenz fest, wird es auf der einen Seite Stimmen geben, dass das moralisch total verwerflich ist. Auf der anderen Seite könnte EA auch zeigen, dass sie Eier haben (vielen Dank an Oliver Kahn für dieses geflügelte Wort) und standhaft bleiben. Und wer bleibt das heutzutage schon? Es ist eine schwierige Frage und ob es eine Patentlösung gibt, weiß ich auch nicht wirklich. Ich würde vermutlich erst einmal den Ausgang des Verfahrens abwarten und keine Schnellschüsse machen, denn diese werden nur allzu oft und allzu gern gemacht.
Wie seht ihr das? Sollte EA die Lizenz abstoßen, behalten oder erst einmal abwarten?