Spürt ihr es auch? Dieses merkwürdige Gefühl des Umbruchs. Schon seit einiger Zeit ist die Goldgräberstimmung in den Chefetagen der Publisher verflogen. Wann kommt der nächste, dringend benötigte, große Wurf? Der Hit, der den rasanten Wachstumskurs der Vergangenheit nicht in eine Sackgasse abdriften lässt? Immer öfter beschleicht mich das Gefühl, dass die Macher vergessen haben, warum Free-to-Play so erfolgreich sein kann und warum es so oft kläglich scheitert.
Dennis bloggt: Wann ist Free-to-Play erfolgreich?
Derzeit beherrschen wenige Titel die Szene: World of Tanks und League of Legends sind es bei den Downloadtiteln. Im Browserbereich gelang Bigpoint mit Farmerama und Ubisoft mit Die Siedler Online ein Achtungserfolg. Innogames scheint mit Forge of Empires auf dem richtigen Weg. Alles Aufbaustrategiespiele wohlgemerkt. Von den großen 3D-Actiontiteln vernimmt man kaum Erfolgsmeldungen. Drakensang Online kann als ordentlich gewertet werden. Danach folgt lange Zeit nichts. Die meisten Anbieter zehren noch immer von den in der Vergangenheit groß gewordenen Spielen, die über eine sehr loyale Community verfügen.
Und da sind wir auch schon beim großen Knackpunkt angelangt. Fast alle heute erfolgreichen Spiele haben bereits Jahre auf dem Buckel und eine große Anhängerschaft. Ohne riesige Werbekampagnen. Ohne Mega-Hype im Vorfeld. Einfach weil man sich auf dem Schulhof, in der Uni oder bei der Arbeit darüber unterhalten und es empfohlen hat. Meinem besten Kumpel vertraue ich um ein Vielfaches mehr als einem billigen Onlinebanner.
Aller Anfang ist schwer? Muss nicht sein!
Zweites wichtiges Merkmal ist der Spieleinstieg. Nicht zu seicht aber auch nicht überfordernd darf er sein. Tutorials sind quasi ein Muss. Jedoch gilt der Grundsatz, dass Tutorials nicht nüchtern dröge sein dürfen, sondern gerne im Spiel eingebunden sind und rasch ins Spiel einführen. Niemand tut sich eine elend lange und vor allem langatmige Einführung gerne an.
Nun ist die erste Hürde geschafft. Wir sind im Spiel! Was wollen wir auf keinen Fall? Sofort mit irgendwelchen Zahlbarrieren frühzeitig in unserem Spieldrang eingeengt werden. Lasst uns doch eine Weile Spaß haben, liebe Publisher. Einfach mal eine Woche alle Vorzüge des Free-to-Play genießen. Wenn ich sieben Tage täglich zocke, dann habt ihr es nämlich geschafft. Ich bleibe dabei - und zwar gerne! Ganz sachte dürft ihr mir jetzt die Vorzüge eures Premiumshops demonstrieren.
Leider wird auch hier sehr viel falsch gemacht. Spielzeit wird gestreckt. Schon nach kurzer Zeit habe ich das Gefühl, dass nichts voran geht. Mit der Holzhammermethode wollt ihr mir klar machen, dass es jetzt an der Zeit ist, ein paar Euros zu versenken. Doch ich bin stur. Ich will nicht! Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nämlich nicht. Folgende Rechnung geht in meinem Kopf um: Für ein Abo-Spiel ohne Hürden zahle ich im Schnitt 12-15 Euro. Viel mehr möchte ich gar nicht ausgeben.
So kriegt ihr mich rum ...
Also was macht ihr? Ein Premium-Account wäre ein sehr guter Anfang. Ordentlich umgesetzt gibt er mir das Gefühl, einen echten Mehrwert zu erhalten. Mein Hobby macht mir mit Premium mehr Freude und deshalb gebe ich bei euch Geld aus. Jetzt habt ihr es geschafft, meine Zahlungsdaten sind gespeichert, die erste Abbuchung getätigt. Ab sofort fällt es mir viel einfacher, für viele weitere, auch gerne sinnlose Dinge Geld auszugeben. Die alte "Regel" von 12-15 Euro habe ich völlig unbemerkt schon lange über Bord geworfen.
Was lernen wir also? Ohne Spielspaß gebe ich kein Geld aus. Dieser kommt allerdings nicht auf, wenn ich frühzeitig ausgebremst werde. Finde ich schnell Anschluss oder mir wird das Spiel empfohlen, dann steigt meine Verweildauer und somit auch die Bereitschaft zu zahlen. Hohe Preise schrecken mich ab. Ködert mich mit kleinen Beträgen und zieht mir dann das Geld für Schnickschnack aus den Taschen. Ist mir alles "egal". Hauptsache, ich habe Spaß!