In meinem letzten Beitrag hatte ich angeprangert, dass Spiele nicht zu wenig Inhalte haben, sondern schlicht und ergreifend viel zu einfach geworden sind. Ein weiteres Übel sind für mich Charakterlevel. Seit jeher haben Onlinerollenspiele auf mich eine besondere Anziehungskraft ausgeübt. Ich glaube das wird aus dem einen oder anderen Beitrag bereits deutlich. Dabei kommt es mir in erster Linie gar nicht auf die Stufe meines Charakters an, sondern seine Entwicklung! Dass diese in gefühlt 100 Prozent aller modernen MMORPGs durch stumpfes Leveln sehr starr vorgegeben wird, stinkt mir gewaltig.
Dennis bloggt: Schafft Charakterlevel ab!
Warum ich Level nicht schätze
Dieses System hat leider mehrere, sehr schwer wiegende Nachteile für mich. Zum einen liebe ich das Zusammenspiel mit meinen Freunden. Ich habe einen ziemlich harten Kern aus Oldschool-Rockern um mich geschart, mit denen alle Multiplayerspiele gezockt werden. Nur hat nicht jeder genau so viel Zeit wie der andere, manche müssen Schichtdienst schieben, andere sind mehrfacher Vater und können deshalb nicht so viel Zeit vor der Daddelkiste verbringen. Da ist es sehr schwierig, immer in derselben Levelreichweite zu bleiben, um in einer Gruppe zu spielen. Was bleibt als Lösung? Wer viel Zeit hat, fängt einen Zweitcharakter an. Oder zieht straight durch, was bei anderen zu Frustration führt. Wer am wenigsten Zeit hat kommt gar nicht hinterher und hört im Extremfall wieder auf. Alles schon vorgekommen.
Anmerkung zum Video: Zu sehen ist ein Spieler in Ultima Online, der Erz in einer Höhle abbaut. Ja, es ist total langweilig, jemandem vier Minuten beim Erz schürfen zuzuschauen. Aber man verfolgt ein Ziel. Und das ist es, woraus ich meine Motivation aus einem Spiel schöpfe. Ich weiß, dass die Tätigkeit stumpfsinnig und auf Dauer langweilig ist. Aber ich weiß auch, dass es sich für mich im weiteren Verlauf lohnen wird!
Zum anderen meine ich beobachtet zu haben, dass das stupide Leveln zu einer regelrechten Hast führt. Wie steige ich am schnellsten auf? Wo verplempere ich meine Zeit? Wenn ich nicht auf Anhieb die Lösung für eine Quest auf dem Silbertablett präsentiert bekomme, beginnt das Herz zu rasen und der Schweiß steht auf der Stirn. Zeit wird nur noch in Erfahrungspunkten gemessen. Blödsinn! Warum tut die Mehrheit der Zocker eigentlich so, als ob sie keine Zeit hätte? Warum muss eine Karte im Rekordtempo beackert werden? Und dann wundert ihr euch, dass mit dem Maximallevel auf einmal keine Inhalte mehr da sind. Lasst euch Zeit! Genießt die Umgebung. Geht zum Spaß in eine Taverne und ruft eine Lokalrunde aus. Führt angenehme Gespräche, schließt Freundschaften. Gebt eurem Leben in der Onlinewelt mehr Sinn, als nur dem nächsten Level hinterher zu hecheln. Die reale Welt da draußen ist schon hektisch genug.
Mehr Freiheit, keine Barrieren
Seit jeher fordere ich eine völlig offene Spielwelt ohne Levelbarrieren. Learning by doing ist das für mich angenehmste System. Wer viel trainiert, wird schneller stark. Jedoch kann jeder mit jedem gemeinsam Spaß haben. Ultima Online muss zum wiederholten Mal als ein Beispiel für das perfekte Rollenspiel herhalten. Tun was ich will, wann ich will. Und keine Bevormundung durch Levelgrenzen oder ähnlicher Blödsinn. Wenn ich zu schwach für einen Drachen bin, muss ich das auf die schmerzhafte Art und Weise lernen! Nicht durch eine rote Markierung des Namens, die mir sagt, dass ich es auf keinen Fall schaffen kann. Dann doch lieber merken, dass ich es alleine nicht packe, aber mit ein paar Freunden im Schlepptau wenigstens eine Chance habe.
Anmerkung zum Video: Wer sich durchbeißt und trainiert, ist irgendwann in der Lage, wie dieser erfahrene Spieler Dämonen im Dutzend zu erschlagen. Wobei das bei weitem nicht die stärksten Gegner in Ultima Online sind.
Stellt euch ein Spiel vor, in dem ihr euer eigenes Heim aufbaut und einrichtet. Ihr sucht euch einen Platz in der Nähe eines Waldes. Dort geht ihr auf die Jagd, um Fleisch und Felle in der Stadt zu verkaufen. Mit der vom Schmied erstandenen Axt baut ihr euch ein zweites Standbein als Holzfäller auf, indem ihr Schreiner und Häuslebauer mit Rohmaterialien versorgt. Das verdiente Geld wird in Waffenkunde sowie eine richtige Abenteurerausrüstung investiert. Und so geht es weiter. Ihr bestimmt den Weg eures Charakters und keine 500 Quests nach 08/15-Schema. Ihr seid eures Glückes Schmied und für das Weiterkommen alleine verantwortlich. Wie wäre das? Ich finde den Gedanken spannend und fordere nicht zum letzten Mal ein Ultima Online 2 im zeitgemäßen Gewand.