Game of Thrones Winter Is Coming würde es vermutlich nicht geben, wenn ein anderes Spiel jemals erschienen wäre.
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Erbe eines vergessenen Spiels
Die gamescom 2018 hatte nicht viele interessante Ankündigungen zu bieten. Aber es gab die Enthüllung eines neuen Spiels auf Basis einer großen Marke, deren Fans bislang nicht unbedingt mit hochqualitativen Videospielumsetzungen bedient wurden. Die Rede ist von Game of Thrones Winter Is Coming, dem neuen kostenlosen Strategiespiel aus dem Hause Yoozoo Games. Das wird als das offizielle Browsergame zur beliebten Fantasy-Serie von HBO bezeichnet, die auf den „Das Lied von Feuer und Eis“-Romanen von George R. R. Martin basiert und im kommenden Jahr mit der achten Staffel ihren Abschluss findet.
Nun ist es nicht so, als wäre Game of Thrones Winter Is Coming das erste Browsergame zum Serien-Hit aus den USA, der produziert wird. Tatsächlich hätte es vor einigen Jahren schon einen Titel von einem Unternehmen geben sollen, das nicht nur aus Deutschland kommt, sondern mittlerweile auch mit Yoozoo Games unter einem Dach steckt: Bigpoint. Das Hamburger Entwicklerstudio arbeitete einst für einige Zeit an einem „Game of Thrones“-Spiel und hatte dabei große Ambitionen.
Große Ambitionen
Game of Thrones: Seven Kingdoms, so der Titel, sollte ein MMORPG mit 3D-Grafik werden und trotzdem vollständig im Browser laufen. Heutzutage wäre das nichts Besonderes mehr, schließlich ist die Technik weit genug und es gibt mittlerweile recht viele 3D-Browsergames. 2012, als Bigpoint sein Fantasy-Spiel angekündigt hatte, sah die Lage noch etwas anders aus. Damals war es noch was Besonderes, wenn Browserspiele nicht bloß in 2D gehalten waren. Wobei Bigpoint bereits Erfahrungen mit 3D-Titeln gemacht hatte: Ein Jahr zuvor veröffentlichten die Hanseaten sowohl das Hack and Slay Drakensang Online als auch das Weltraumspiel Battlestar Galactica Online. Letzteres verwendet die Unity-Engine und die nutzte das Entwicklerteam auch für Game of Thrones: Seven Kingdoms.
Die Pläne waren groß: Das MMO sollte kurz nach den Ereignissen der ersten Staffel von „Game of Thrones“ spielen, also während des großen Bürgerkriegs in Westeros. Passenderweise sollte PvP eine wichtige Rolle spielen. Überhaupt scheint es, als hätte Game of Thrones: Seven Kingdoms sehr actionreich werden sollen. Der erste Gameplay-Trailer, den Bigpoint damals veröffentlichte, zeigte fast ausschließlich Kampfszenen. Doch sollten die Spieler auch strategisches Können beweisen. In einer offiziellen Beschreibung des Spiels hieß es: „Game of Thrones: Seven Kingdoms präsentiert ein ausgefeiltes Politik- und Kampfsystem. Forme Allianzen, führe Belagerungskämpfe und wende politische Strategien an, um die Kontrolle über Westeros zu gewinnen!“
Diese beiden Sätze könnte man sogar fast 1:1 auf Game of Thrones Winter Is Coming übertragen. Zumindest wird es in dem neuen Online-Spiel von Yoozoo Entertainment auch darum gehen, dass ihr versucht, die Macht über Westeros zu erringen, indem ihr Gefechte gegen andere Spieler bestreitet und eventuell Allianzen bildet, um im Team ein Gebiet nach dem anderen zu erobern. Und wer weiß: Vielleicht hat Game of Thrones Winter Is Coming am Ende sogar mehr gemeinsam mit Game of Thrones: Seven Kingdoms, als man denken würde.
Wenn ein Spiel verschwindet ...
Falls ihr euch nun fragt, was aus den großen MMO-Plänen von Bigpoint geworden ist: nicht viel. Nach der Ankündigung vor knapp sechs Jahren wurde es schnell still um das Spiel. Eigentlich hätte es sogar schon Ende 2012 erscheinen sollen, doch daraus wurde nichts. Game of Thrones: Seven Kingdoms versank in der Entwicklungshölle. Der offizielle Twitter-Account wurde seit dem Ankündigungsjahr nicht mehr weitergeführt, die Webseite des Titels ging 2014 offline. Es war, als wäre das Projekt vom Erdboden verschluckt worden. Wie es dazu kommen konnte, wissen wohl nur die, die an der Produktion beteiligt waren. Wie ein so ambitionierter Titel einfach so in der Versenkung verschwinden konnte, obwohl sogar David Benioff und D. B. Weiss, die Schöpfer der Fernsehserie, als Produzenten mit an Bord waren, ist uns ein Rätsel.
Während es von Game of Thrones: Seven Kingdoms also jahrelang nichts mehr zu hören gab, wurde Bigpoint 2016 von Youzu Interactive aufgekauft, dem Konzern hinter der „League of Angels“-Reihe, der hierzulande unter dem Namen Yoozoo Games operiert. Wenn wir nun bedenken, woran die Chinesen derzeit arbeiten, kommt uns ein Gedanke: Es wäre keine große Überraschung, wenn in Game of Thrones Winter Is Coming Assets zum Einsatz kommen, die für Game of Thrones: Seven Kingdoms geschaffen wurden. Dass das Strategiespiel auf Unity basiert, also dem gleichen Grafikgerüst, das Bigpoint für sein Rollenspiel genutzt hatte, erhärtet diesen Verdacht umso mehr.
Game of Thrones Winter Is Coming ist also so etwas wie der Erbe von Seven Kingdoms. Hätte Bigpoint seinen Titel jemals fertiggestellt, würden wir heute wohl nicht auf den Release des neuen „Game of Thrones“-Browsergames von Yoozoo Games warten, der im nächsten Jahr erfolgen soll. Ob das Online-Rollenspiel ein großer Spaß für Fans der Serie oder Bücher geworden wäre, lässt sich logischerweise nicht sagen. Inwiefern Game of Thrones Winter Is Coming empfehlenswert sein wird, erfahren wir 2019. Bislang gab es von dem Titel ja leider noch weniger zusehen, als es damals bei Game of Thrones: Seven Kingdoms der Fall war. Ob das ein schlechtes Omen ist? Warten wir mal es mal ab.
Hier geht's zum Trailer zu Game of Thrones Winter Is Coming.