Mit World of Tanks ist Wargaming bereits äußerst erfolgreich im Free-to-Play-Markt unterwegs. Nun wird das zweite Standbein ausgefahren und soll, wenn es nach der weißrussischen Firma geht, ähnlich gut einschlagen. Die ersten Gehversuche in der geschlossenen Testphase waren auch sehr vielversprechend, aber mit der Zeit hat sich bei uns etwas die Ernüchterung eingestellt. Realismus hin oder her, wir haben die Steuerung als sehr träge empfunden und weitreichende taktische Möglichkeiten vermisst. Aber Wargaming hat in den letzten Wochen und Monaten zahlreiche Updates nachgeschoben und verschiedene Flugzeuge eingespielt, so dass wir kurz vor dem offiziellen Start des Spiels nun den Testflug wagen.
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World of Warplanes Test: Schicke Optik, aber lahme Flügel
Wie auch schon bei World of Tanks verzichten die Entwickler in World of Warplanes auf eine Geschichte. Das Spiel selbst steht im Mittelpunkt. Wer schon ein wenig Erfahrung mit Wargamings Vorzeigetitel gesammelt hat, findet sich sofort zurecht. Der Aufbau ist frappierend ähnlich. Egal, welchen Aspekt wir uns näher ansehen, es gleicht wie ein Ei dem anderen. Die Menüs, der Hangar, die Forschungsbäume. Es fühlt sich zumindest in der Vorbereitungsphase so an, als ob der Spielebetreiber lediglich die Panzer durch Flugzeuge ausgetauscht hätte. Aber auch wer World of Tanks nichts kennt, findet sich umgehend zurecht. Alles ist logisch aufgebaut und erschließt sich selbst Unkundigen sofort. Der Hangar bildet die Heimatbasis des Spiels. Von hier aus kann der Spieler alles steuern, wonach ihm beliebt. Flugzeuge auswählen, aufrüsten, Besatzungen rekrutieren, oder für Nachschub sorgen. Wobei die Besatzung nur sehr marginal die Eigenschaften des Flugzeugs verändert. Bevor es allerdings losgeht, muss der Spieler ein Tutorial absolvieren, um sich mit den Gegebenheiten des Spiels vertraut zu machen.



Dieses ist so angelegt, dass der Spieler gleich ein paar Erfolgserlebnisse für sein Ego verbuchen kann. Hier ein paar Ringe durchfliegen, dort ein paar Zeppeline abschießen und dann noch ein paar einfache Flugübungen durchführen. Das klingt nicht schwer und macht Spaß. Mit dem eigentlichen Spiel ist das jedoch nicht zu vergleichen. Aber dazu später mehr. Zuerst einmal müssen wir uns für ein Fluggerät entscheiden, mit dem wir in den Krieg ziehen müssen. Neben der Entscheidung für welche Nation wir in den Krieg ziehen, ist die Wahl des Flugzeugs wegweisend für unseren Kampfstil im Gefecht. Als Nationen stehen Deutschland, die Sowjetunion, Großbritannien, die USA und Japan zur Verfügung. Dabei wechselt sich nicht nur die Flagge und das Aussehen unseres Flugzeugs, sondern die Nationen unterscheiden sich auch in ihrer allgemeinen Ausrichtung sowie verfügbaren Typen. So sind deutsche Flugzeuge in der Regel schnell und gut bewaffnet. Die Sowjetunion ist auf Bodenziele und wendige Flugzeuge spezialisiert. Die Amis hingegen setzen ähnlich wie die Deutschen auf eine hohe Geschwindigkeit und starke Bewaffnung. Außerdem spielt die Panzerung für die Amerikaner eine große Rolle. Die japanische Fraktion ist leicht und schnell, was jedoch zu Ungunsten der Panzerung geht. Die Briten setzen voll und ganz auf Jäger und schwere Jäger. Jedoch lassen sich einige Nachteile durch intensive Forschungen und damit verbundenen neuen Bauteilen ausgleichen.
Nichtsdestotrotz ist die Wahl des Flugzeugstyps die wichtigste im Spiel, denn diese muss zum eigenen Spielstil passen, sonst vergeht einem schnell der Spaß. Zur Auswahl stehen generell drei verschiedene Flugzeugarten, die sich jeweils in ihren Eigenschaften stark unterscheiden. Trägergestützte Flugzeuge, die es noch in früheren Versionen gab, wurden auf die drei verbliebenen Klassen aufgeteilt.



Jäger: schnell und hohe Manövrierbarkeit, für Aufklärung geeignet
Schwere Jäger: schwer bewaffnet, dafür aber langsam und unbeweglich
Schlachtflugzeuge: schwer bewaffnet und gepanzert, geeignet für geschützte Bodenziele und direkte Luftkämpfe
Ist die Wahl des Flugzeugs einmal getroffen, kann es losgehen mit dem wilden Geballer am Firmament. Grundsätzlich gibt es zwei Spielmodi. Entweder wir ziehen direkt ins Gefecht oder wir üben ein wenig. Das können wir wahlweise gegen computergesteuerte Gegner tun oder gegen ausgesuchte, menschliche Mitspieler. In diesem Fall dürfen wir die Karte selbst wählen und sofort loslegen. Spielen wir hingegen ein Gefecht und haben keine Rotte gegründet, würfelt uns das Matchmakingsystem mit 29 anderen Spielern in 15er Teams zusammen. Je nach gesammelter Erfahrung sind unsere Mitspieler ausgewählt, so dass ein ausgeglichenes Verhältnis herrscht. Ziel des Spiels ist es entweder alle gegnerischen Flugzeuge abzuschießen oder die Lufthoheit zu erlangen. Das passiert entweder durch das Abschießen von Gegnern oder das Zerstören von Bodenzielen. Dann beginnt sich die Luftherrschafts-Anzeige zu füllen. Ist diese bei 100 Prozent, gewinnt ein Team. Gelingt es nicht und beide Seiten haben noch Flugzeuge in der Luft, endet die Partie mit einem Unentschieden.
Starten müssen wir die Flugzeuge nicht. Wir befinden uns direkt nach dem Ladebildschirm in der Luft und sobald alle Spieler bereit sind, geht es los. Mit der Maus wird das Flugzeug gesteuert. Dafür stehen uns drei verschiedene Steuerungsvarianten zur Auswahl, die mehr oder weniger direkt reagieren, denn eines fällt sofort auf: Die Entwickler haben viel Wert auf Realismus gesetzt. Das bedeutet, dass nicht nur das Fadenkreuz und die wahrscheinliche Trefferzielzone sondern auch das Flugzeug sich nur relativ langsam und träge bewegen. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen und selbst dann bleibt es unbehaglich. Antizipation heißt hier das Zauberwort. Wir müssen quasi erahnen, wohin der Gegner fliegen wird. Das macht es besonders für Einsteiger schwer, Erfolgserlebnisse wie etwa im Tutorial zu feiern, denn die Gegner sind keine festen Ziele. Auch wir haben einige Zeit benötigt, um erste Abschüsse verbuchen zu können. Dazu kommt, dass wir uns nicht einfach hinter einer Deckung verstecken können, um kurz durchzuschnaufen. Flugzeuge bleiben eben nicht stehen, sie fliegen und Wolken bieten wenn überhaupt nur einen teilweisen Sichtschutz. Das bedeutet auch, dass wenn uns einmal ein Spieler am Heck klebt, es sehr schwierig ist, diesen wieder los zu werden. Als Anfänger ist der Absturz programmiert. Etwas weniger Realitätsnähe und mehr Arcadegameplay hätte es auch getan, oder zumindest die Wahl dazwischen. Selbst wenn man sich als Spieler nur auf die Bodenziele konzentriert, um das Gefecht über die Lufthoheit zu entschieden, läuft man über kurz oder lang Gefahr von anderen Spielern entdeckt und abgeschossen zu werden.
So viel Wert die Entwickler darauf legen, dem Spieler eine authentische Flugerfahrung zu ermitteln, so statisch ist das optische Schadensmodell der einzelnen Luftschiffe. Die Beschädigungen entstehen immer an den gleichen Stellen, was auf die Dauer etwas eintönig wirkt. Je nach Zerstörungsgrad sieht der Spieler mehr oder weniger Löcher in der Stahlhaut. Dafür wirken sich die Beschädigungen, sofern nicht sofort die vollkommene Vernichtung ausgelöst wird, durchaus auf das Flugverhalten aus. Maschinen werden langsamer, die Lenkung funktioniert nicht mehr so geschmeidig oder eine Rauchschwade zeigt auch auf weite Entfernung unsere Position an. Geübte Spieler können damit umgehen, aber wer sich nicht durchbeißt, wird schnell die Lust verlieren. Da hilft dann auch die ansonsten gelungene Präsentation nicht. Die Flugzeuge, die Umgebung und andere Dinge sehen schick aus und müssen sich vor Vollpreisspielen keineswegs verstecken. Im Zusammenspiel mit dem guten Sounddesign des Spiels herrscht zudem eine sehr dichte und authentische Atmosphäre. Technisch verstehen die Jungs und Mädels von Wargaming ihr Handwerk.



- schicke Optik
- satter Sound
- viele Flugzeuge
- träge Steuerung
- wenige taktische Möglichkeiten
- holpriger Einstieg
Fazit
World of Warplanes hat eigentlich die besten Voraussetzungen, um ein Knaller zu werden. Kostenpflichtige Inhalte gefährden nicht die Balance, sondern dienen nur dem Komfort und der Zeitersparnis. Bis auf Premium-Flugzeuge und einen Premium-Account ist alles mit Ingame-Währung zu erspielen. Die Grundstruktur entspricht dem erfolgreichen Panzer-Pendant und dennoch kann World of Warplanes nicht wirklich überzeugen. Zu träge ist die Steuerung, trotz zahlreicher Updates. Zudem fehlt es dem Spiel weiterhin an einem geschmeidigen Einstieg, um Anfänger soweit anzufixen, dass sie länger bleiben.