Fliegende Inseln, Untote und kooperativer Turmbau zum Mond – mit Skylancer hat ProSiebenSat.1 Digital ein buntes Browsergame mit ungewöhnlichem Schauplatz an den Start geschickt. Nachdem wir uns das Online-Strategiespiel während der Closed Beta schon einmal angesehen hatten, wurde Skylancer zum offiziellen Start vor wenigen Tagen nochmal mit neuen Inhalten vollgepackt. Unter anderem dürfen wir jetzt auch an den Expeditionen teilnehmen, die uns vor wenigen Monaten noch verwehrt blieben. Euch erwarten ein ausführlicher Blick auf die schiffbrüchigen Luftpiraten und die Antwort auf die Frage, warum Zombies, Riesenschildkröten und Brutalokrieger eigentlich ganz gut zusammenpassen.
Skylancer Test: Mit Zombies und Bestienmeistern auf Expedition
Hintergrund:
Browsergame ist nicht gleich Browsergame: Um Skylancer spielen zu können, benötigen wir die aktuelle Version des Silverlight-Players. Falls er nicht bereits vorinstalliert ist, können wir ihn uns aber kostenlos als Plugin für alle gängigen Internetbrowser herunterladen.
Fraktionen im Detail
Unsere Reise auf den Comic-Planeten Horizon beginnt mit der Wahl, für wen wir denn in Zukunft streiten wollen. In einem nicht enden wollenden Kreislauf ringen drei Fraktionen um die Vorherrschaft. Das eiserne Imperium (rot) steht für ein rigides Regiment und Disziplin, während die Allianz (blau) einen Zusammenschluss freier Völker darstellen will. Naja. Wir entscheiden uns da doch eher für die freiheitsliebenden Renegaten (grün), denen keiner etwas vorschreibt und für die der Himmel noch rechtsfreier Raum ist. Schließlich geht's um Luftpiraten, oder? Zudem lockt uns die dritte Skylancer-Partei mit einer Schatztruhe voller Extra-Items, wenn wir uns ihr anschließen. Passt doch!
Auch wenn die Beschreibungen der einzelnen Fraktionen spielerische Unterschiede vermuten lassen, eigentlich ist es egal, für wen wir zu Felde ziehen. Allen drei Parteien stehen die gleichen Bauwerke, Einheiten und Quests zur Verfügung – sprich Imperium, Allianz und Renegaten spielen sich absolut gleich. Hier haben wir uns eingangs mehr erhofft, die einheitliche Spielweise macht im weiteren Verlauf aber Sinn. So, genug gequasselt. Wo geht's zu unserem Flugschiff, bitte?
Delikatessen für den Inselkönig
Als angehender Herrscher über die Wolken lassen wir zuallererst unseren Blick über die eigenen Ländereien schweifen, und siehe da: ein fliegender Felsbrocken. Abgesehen von der Tatsache, dass wir uns in beeindruckender Höhe mit entsprechender Aussicht befinden, wirkt die Insel kahl und öde. Also, in die Hände gespuckt und den Grundstein für unser mächtiges Luftschloss gelegt. Wir brauchen Rohstoffe, und das nicht zu knapp! Schnell sind ein Wohnhaus (Gold) errichtet, der Steinbruch in Betrieb genommen (Stein, Marmor) sowie die Farm (Nahrung, Delikatessen) und das Sägewerk (Holz, Hartholz) gebaut. Für regelmäßigen Nachschub an Baumaterial ist fürs Erste gesorgt. Schon nach wenigen Minuten können wir Schinken und Steine in fliegenden Ballons abholen.
Neben den Feldern zur Rohstoffgewinnung stehen uns in Skylancer auch drei große Bauplätze zur Verfügung, die wir für einen anderen Zweck nutzen. Dort errichten wir Tempel, Festung und Bruthöhle, die Heimatstätten unserer Gefolgstreuen. Schon bald wird die Zeit kommen, wenn von den Gemäuern schallende Rufe aufs Meer eilen, die jedem unsere Allmacht verkünden. Wie gesagt: Welche Fraktion wir eingangs gewählt haben, spielt hierbei keine Rolle. Jeder Skylancer ist in der Lage, alle drei Gebäude auszubauen und jede Einheit im Spiel zu kommandieren. Ob wir uns als heldenhafte Renegaten auf gnadenlose Bestien, wandelnde Tote oder wilde Krieger konzentrieren, liegt ganz bei uns. Bis wir die stärkeren Vertreter für unsere Sache gewinnen, brauchen wir aber einiges an Geduld. Zum Ausbau der Gebäude benötigen wir zudem seltene Utensilien, die wir aber in den Wolken finden können.
Von Liebesbriefen und Geisterschiffen
Jetzt aber genug Zeit am heimischen Herd verbracht, nun gilt es die Welt zu erkunden! Anfangsquests führen uns in die grundlegende Bedienung ein, zudem erwarten uns erste Auseinandersetzungen mit Himmelsrochen und Piraten. Auch klassische Lieferaufgaben sind dabei. Alles in allem ist das Spiel selbsterklärend und übersichtlich aufgebaut. Welche Quest wir wann erledigen, liegt ganz bei uns. Eine Herausforderung führt meist zur nächsten und nach und nach erleben wir eine ganze Reihe an zusammenhängenden Aufgaben. Ob wir nach Flaschenpost im Ozean fischen, dem Geheimnis hinter unserem Papagei Polly nachgehen oder Geisterschiffen nachjagen – viele der Quests sind in abwechslungsreiche Geschichten verpackt. So wird die Jagd nicht langweilig, auch wenn's eigentlich oft nur um eines geht: Wessen Moral währt am längsten?
Der Moralkodex eines Avatars des Todes
Kriegerische Auseinandersetzungen in Skylancer finden über ein rundenbasiertes Kampfsystem statt, das auf den ersten Blick ungewöhnlich anmutet: Ausschlaggebend sind nicht die Anzahl eurer Einheiten oder die jeweilige Stärke, sondern die Moral eurer Einsatzgruppe. Ob Voodoo-Priesterin, Arbeiter oder Avatar des Todes – jede Figur verfügt neben den klassischen Attributen Lebenspunkte, Stärke und Panzerung auch über einen Wert, den sie zur Gesamtmoral der Armee beiträgt und bestimmte Kosten, die sich im Falle des eigenen Ablebens auf dem gemeinsamen Moral-Konto niederschlagen. Einheiten sind abwechselnd an der Reihe und kämpfen so lange, bis die Moral der ganzen Truppe komplett im Keller ist.
Allgemein lässt sich feststellen, dass es die dicken Brocken auch mit mehreren Gegnern hintereinander aufnehmen können, dafür aber meistens ein großes Loch in die eigene Moral reißen. Hat man's einmal kapiert, ist es ganz einfach – und wird schnell langweilig. Besiegte Kreaturen stellen sich einfach hinten wieder an, es würde also eigentlich keine Rolle spielen, ob wir mit nur einer Einheit oder fünf verschiedenen antreten. Eigentlich.
Welche Armee – Eine Frage des Typs und der Taktik
Es gibt spannende Möglichkeiten, unsere eigene Skylancer-Armee zusammenzustellen: Da viele der einzelnen Gattungen ihre Aufwartung mit besonderen Fähigkeiten machen, fällt die Wahl zunächst schwer. Auf den ersten Blick schwächliche Krieger entpuppen sich in Kombination mit anderen Einheiten als gewaltige Kampfmaschinen. Auch helfen die Ausrüstungsgegenstände, um einzelne Schwachpunkte auszumerzen oder Stärken weiter auszubauen. Da wir die einzelnen Typen aus Bruthöhle, Festung und Tempel auch untereinander frei mixen können, scheinen die Optionen schier unendlich. Einige Beispiele:
Der Zombie wirkt durch seine Fähigkeit, jede dritte Runde nach seinem Auftritt die Moralkosten der gegnerischen Einheit zu erhöhen, als ganz passabler Krieger. Im späteren Spielverlauf, das heißt, wenn sich unsere Moralpunkte vervielfacht haben, versinkt seine anfangs mächtige Fähigkeit jedoch in der Bedeutungslosigkeit. Die Kombination mit der Voodoo-Priesterin (einmalige und kostenlose Wiederauferstehung für alle Untoten), macht diesen Umstand aber wieder wett.
Dass Bestien über viele Lebenspunkte verfügen, ist auch in Skylancer kein Geheimnis. In Verbindung mit Bestienmeister und Bestienherrscher werden Rhinox und Co. aber zu monströsen Fleischbergen, deren roter Balken der Lebensanzeige gar nicht mehr zu sinken scheint. Klar, das ist übertrieben, aber eine sich selbst regenerierende Seeschlange mit Schwächungsangriff und kristalliner Panzerung ist ein beeindruckender Zeitgenosse, der besser in den eigenen Reihen zu finden sein sollte, wenn's losgeht.
Die besondere Stärke des Taktikers ist es, für zusätzliche Kraft bei allen anderen menschlichen Einheiten in unserer Armee zu sorgen. Diese Art der Unterstützung ist natürlich besonders hilfreich, wenn wir ausschließlich mit Menschen zu Felde ziehen. Schläger und Berserker können auch so schon ordentlich austeilen, zusammen mit dem Taktiker werden aber auch Schamanin und Bestienherrscher zu gefürchteten Offensivkräften.
Letztlich ist es eine Typfrage, welche Kombinationen uns liegen und welche Einheiten wir besonders hochleveln wollen. Sich im Vorfeld bereits Gedanken zur künftigen Armeezusammenstellung zu machen (und aktiv daraufhin zu arbeiten) anstatt einfach alles zu erforschen, spart nicht nur viele Ressourcen, sondern auch Zeit. Der Ausbau höherer Stufen unserer Einheiten kann ohne Probleme mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Und wozu einen Kampfkeiler auf Stufe 15 bringen, wenn er dann eh nie mehr zum Einsatz kommt?
Grün vs. Blau vs. Rot
Der Kampf gegen andere Spieler stellt sich für unsere tapfere Mannschaft um einiges knackiger heraus als die Jagd nach Piraten und geflügelten Rochen. Diese Sklaventreiber des Empires und die heuchlerische Allianz haben doch mehr drauf, als wir anfangs dachten. Da wir vor der jeweiligen Auseinandersetzung nicht wissen, mit wem wir es zu tun haben werden, gestaltet sich der Schlagabtausch oftmals zufällig. Wir können einfach nur unsere beste Auswahl an Kriegern in die Schlacht schicken und hoffen, dass der Gegner den Kürzeren zieht. Dafür lohnt sich der Kampf gegen andere Spieler gleich in mehrfacher Hinsicht. Neben mehr Rohstoffen, Erfahrung und Ruhm winken uns auch langfristig besondere Vorteile, wenn wir für unsere Fraktion in den Ring steigen.
Denn Ruhm und Erfahrung sind ja schön und gut, aber wozu riskieren, regelmäßig eins auf den Deckel zu kriegen und letztlich ohne Beute nur unsere Energie zu verschwenden? Auch wenn einige Quests der Form "Besiege 15 Mitglieder der und der Fraktion" zum illustren Schlagabtausch einladen – wozu sich in die Arenen auf den Kontinenten wagen, wenn die Gefahr in luftigen Höhen viel geringer scheint? Hier kommen die abenteuerlichen Expeditionen ins Spiel. Haben wir in einer Quest oder an einem Ort den Anfang zu einer Expedition gefunden, brauchen wir bloß noch Zugang: Erst wenn unsere Fraktion auch die Kontrolle über den jeweiligen Kontinent besitzt, können wir eine Zeit lang Forschungsreisen ins Landesinnere unternehmen. Ansonsten bleibt uns nur die Auseinandersetzung mit Vertretern der anderen beiden Seiten.
Expeditionen ins Tierreich
In einer Quest finden wir beispielsweise Spuren auf die sagenumwobene Schattenglutklinge, ein mächtiger Gegenstand, der selbst Kristallschildern etwas anhaben kann. Auf dem Kontinent Iskarl soll die Klinge vergraben liegen. Um uns auf diese Forschungsexpedition begeben zu können, müssen wir uns zunächst einmal mit Dutzenden Mitgliedern der Allianz herumschlagen, da die hochnäsigen Blauflaggen-Schwenker gerade die Kontrolle über die Insel haben. Nach der Eroberung kann die Expedition aber beginnen.Einige Nordmänner und Wildschweine wollen uns einen eisigen Empfang bereiten, aber nichts da! Wir haben es gerade mit den Besten der Allianz aufgenommen, da halten uns ein paar Wilde doch nicht auf. Unsere Recken leisten gute Arbeit, schnell haben wir uns durch die unwirtliche Gegend Iskarls gekämpft und den Vulkan erklommen.
Der Weg zur Schattenglutklinge ist weniger mühselig als energieraubend, denn mehr noch als die vielen PvP-Kämpfe im Vorfeld schröpfen nun die Scharmützel am Fuße des Vulkans unsere Energieleiste. Eine Expedition in einem Rutsch zu absolvieren ist im Browsergame Skylancer in niederen Levelstufen nur mit teuren Kristallen aus dem Shop zu bewältigen. Natürlich steht es uns auch frei, geduldig abzuwarten, bis sich die Leiste von allein füllt. Nun denn, die kostbare Klinge soll es uns wert sein: Schnell frische Energie getankt, den verrückten Kultisten und seine Schergen aus dem Weg geräumt und das legendäre Artefakt ist unser.
Nach und nach erkunden wir auf diese Art jeden Kontinent und stoßen auf verschollene Flugschiffe, gefährliche Ungetüme und spannende Hintergrundgeschichten. Allein das Expeditions-Feature versorgt uns mit Herausforderungen über mehrere Tagen und Wochen. Damit ist unsere Reise durch Skylancer aber nicht zu Ende.
Die Reise zum Mond
Abseits der vielen Geschichten, Prügeleien und Abenteuer bietet sich uns noch eine gemeinschaftliche Herausforderung der besonderen Art. Wir als Renegaten dienen einem übergeordneten Ziel: Um jeden Preis muss es uns vor den faschistischen Unterdrückern des Imperiums und dieser in ihre Ideologie vernarrten Allianz gelingen, den Mond zu bezwingen. Nach der Eroberung eines Kontinents sammelt jeder von uns Ressourcen und leistet so seinen Beitrag, der für ein gigantisches Bauprojekt verwendet wird.
Der Wettlauf zum Mond stellt so etwas wie unser ultimatives Spielziel in Skylancer dar. Für jede Fraktion gibt's eine eigene Insel, auf der Türme nach und nach gen Himmel wachsen. Je mehr Kontinente wir als Fraktion kontrollieren, desto schneller geht der Bau voran. Haben wir unseren Mondturm erst einmal vervollständigt, können wir den gigantischen Trabanten an die Leine legen – im wahrsten Sinne des Wortes! Eine riesige Kette hält den Mond dann auf unserer Seite, zumindest so lange, bis er sich wieder losreißt. Während dieser Zeit sind nur wir in der Lage, hochzuklettern und uns auf die Suche nach wertvollen Artefakten zu begeben. Natürlich treffen wir auf dem Mond auch auf die härtesten NPC-Gegner des gesamten Spiels.
Skylancer Bewertung
- Originelles Setting
- Knallbunter Comic-Look
- Abwechslungsreiche Quests
- Spannende/Lustige Geschichten
- Taktische Abwechslung bei der Zusammenstellung der Armee
- Expeditionen
- Langweilige Kämpfe
- Langwieriger Aufbau der Basis
- Keine wirklichen Koop-Features/Gilden
- Noch kein Sound
Wertung:
Grafik: 70 von 100
Einstieg/Handling: 68 von 100
Abwechslung/Spielspaß: 55 von 100
Originalität: 90 von 100
Gesamtwertung: 71 von 100
Fazit
Kein Gildensystem, teure Entwicklungsstufen und das rundenbasierte Kampfsystem - gleich mehrere Kröten, die wir schlucken sollen. Klar, das Browserspiel Skylancer hat Schwächen und ist in mehrfacher Hinsicht ausbaufähig. Immer wieder nur auf Schweinereiter und Ghule einzudreschen, das kann auf Dauer doch recht eintönig werden. Dennoch, die Idee einer "drehbaren Welt", das Setting und die Optik sind echt mal was anderes. Positiv überrascht waren wir von den abwechslungsreichen Geschichten und den Expeditionen. Hier steckt viel Herzblut drin und jedem, der die Texte einfach nur wegklickt, werden mehrere Schmunzler durch die Lappen gehen. Die Kombinationsmöglichkeiten bei der Zusammenstellung unserer Armee lassen zudem nicht nur Taktikern das Herz aufgehen. Insgesamt gesehen ist Skylancer nicht nur etwas für Fans knallig bunter Farben und Strategieliebhaber, die Lust haben, was Neues auszuprobieren. In welchem Spiel kann man schon Voodoo-Priesterinnen, Trunkenbolde und Nashörner gleichzeitig ins Gefecht führen?