Der deutsche Entwickler Related Designs, bekannt geworden durch die PC-Strategiereihe Anno, arbeitet an einem kostenlosen Rollenspiel für den Browser. Es ist aber nicht Anno Online, dem das Mainzer Studio derzeit seine volle Aufmerksamkeit widmet, sondern eine andere berühmte Spieleserie aus dem Hause Ubisoft: Heroes of Might and Magic. Mit der Mischung aus umfangreichem Heldensystem und rundenbasierten Strategiespiel in einer Fantasy-Welt begeistert die Reihe seit über einem Jahrzehnt eine eingeschworene Fan-Gemeinde. Wir sind zu Ubisoft nach Düsseldorf gefahren, um im Vorfeld der gamescom 2012 einige Infos zum neuesten Heroes-Teil zu sammeln. Auf den folgenden Zeilen geben wir euch einen ersten ausführlichen Einblick in Might and Magic Heroes Online (MMHO) und verraten, ob der Titel mehr als nur ein Casual-Game wird. Und ob Fans der Serie eher auf ihre Kosten kommen als bei Ubisofts erstem Browsergame aus dem "Might and Magic"-Universum?
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Might and Magic Heroes Online Vorschau: Wie viel 'Heroes' steckt in dem Free-2-Play Spiel?
Might and Magic Heroes Teil 2?
Denn unter dem Namen Might and Magic Heroes Kingdoms (MMHK) brachte Ubisoft schon 2010 ein Online-Strategiespiel der Franchise auf den Markt, das den hochgesteckten Erwartungen seit Release aber nur bruchstückhaft gerecht wurde. Das rundenbasierte Kampfsystem auf einem gerasterten Feld wurde in diesem Spiel zugunsten einer automatischen Berechnung des Ausgangs aufgegeben. Es zählt nur richtige Truppenaufstellung im Vorfeld, ein Bericht liefert im Nachhinein das Ergebnis. Das unter Browsergames weit verbreitete Kampfmodell ohne direkte Einflussmöglichkeit enttäuschte viele Anhänger, ist doch die taktische Herausforderung während der Auseinandersetzungen eines der Kernelemente der Heroes-Serie. Kampagnen-basierter Story-Aufbau und Rollenspielelemente weichen ebenfalls weitgehend in den Hintergrund, so dass Might and Magic Heroes Kingdoms von vielen eher als klassisches MMORTS denn als echter Vertreter des Heroes-Genres angesehen wird.
Mit dem nun angekündigten Might and Magic Heroes Online verspricht Ubisoft einen authentischen Heroes-Titel, "der dem Gameplay der Serie treu ist". Related Designs arbeite an der Umsetzung eines strategischen RPGs, in dem ihr euren Charakter und seine Armeen auch während des Kampfes steuert. Das Geschehen auf der Welt erlebt ihr in Echtzeit, lenkt euren mächtigen Helden also ohne die typische Rundenbegrenzung über die Karte. Die Kämpfe selbst finden aber wie gewohnt Zug um Zug statt. Anders als in den Boxtiteln erlebt ihr das Geschehen gemeinsam mit tausenden anderen Spielern auf einem Server. Darüber hinaus biete Might and Magic Heroes Online mehrere Spielfunktionen wie Chatkanäle und Freundeslisten, die euch Interaktion mit anderen Helden ermöglichen. Zentraler Aspekt eurer Charakterentwicklung ist zudem die Wahl zwischen Macht oder Magie.
Das fehlende Stück in der Geschichtsschreibung Ashans
Wie bei allen Ubisoft-Teilen der Serie führt die Reise in die Fantasy-Welt Ashan. Seit Heroes V bestimmen mehrere Drachengötter das Schicksal aller Kreaturen und auch in Might and Magic Heroes Online schließt ihr euch einer Fraktion an, die ihre Macht einem übermächtigen Wesen wie beispielsweise Elrath, dem Lichtdrachen verdankt. Je nachdem, wem ihr die Treue schwört, verändert sich auch eure Geschichte im Spiel und ihr erhaltet eigene Aufgaben, Herausforderungen und Gegner. Nicht nur grafisch erinnert Might and Magic Heroes Online stark an Heroes VI, auch zahlreiche Spielelemente und Figuren entstammen dem bislang letzten Teil der Serie, der im Oktober 2011 veröffentlicht wurde. Als Zuflucht-Mitglied zum Beispiel verfügt ihr über starke Heilzauber und die Möglichkeit, Lanzenreiter und Wesen aus brennendem Licht in der Schlacht zu kommandieren. Startet ihr als Nekromant, erkundet ihr die untoten Ländereien von Nar-Heresh, ebenfalls bekannt aus dem sechsten Teil der Serie. Zeitlich spielt Might and Magic Heroes Online zwischen den Geschichten von Heroes 5 und Heroes 6. Ihr enträtselt das Geheimnis um den Orden der Leere und seiner mysteriösen Anführer. Euer Ziel ist neben der Jagd nach Schätzen und seltenen Artefakten auch die Reise zu den großen Hauptstädten Ashans, wo ihr euch den Segen der Drachengötter sichern könnt.
Vertrauter Schlagabtausch mit Neuerungen
Bestens bekannt aus anderen Teilen der Serie ist das Kampfsystem. Der Schlagabtausch findet rundenbasiert statt, je mehr Einheiten am Ende noch leben, umso besser. Laut den Entwicklern wird es auch in Might and Magic Heroes Online möglich sein, selbst die schwierigsten Gegnerverbände ohne eigene Verluste zu bezwingen. Die Initiative der einzelnen Truppenverbände spielt hierbei eine große Rolle, da entscheidend ist, welche Einheiten als erstes angreifen können. Anders als in Heroes 6 besitzen mehrere Fernkämpfer in MMHO nur eine begrenzte Reichweite. Zudem ist die Positionierung und Ausrichtung wichtig. Je nachdem, in welche Richtung die Figuren am Ende des Zuges blicken, nehmen sie bei einem Angriff viel oder wenig Schaden – entsprechend mehr, wenn sie einem Gegner den Rücken zugewandt haben.
Auch wenn viele Schlachten weiterhin mit dem typischen Wechsel in den Kampfmodus eingeleitet werden, bietet Online-Heroes in der Hinsicht auch Neues. In der Präsentation zeigte uns Related Games den Kampf auf einer Brücke, der direkt auf der Karte stattfindet. Die gewohnte Aufteilung in Hex-Felder bleibt dabei aber bestehen. Ein enger Übergang wie die Brücke macht dicht gedrängte Feinde einerseits anfällig für Flächenzauber des Helden, andererseits bilden die verteidigenden Einheiten auch eine Art Schutzwall, der es schwer macht, an die Hintermänner zu gelangen.
Einige der Bosse im Spiel sind laut Related Games so stark, dass sie nur in Kooperation mit anderen Helden angegangen werden sollten. Hierbei greift ihr in Wellen nacheinander an und versucht, den Gegner nach und nach zu zermürben. Im späteren Spielverlauf soll es darüber hinaus möglich sein, bis in die Gebiete der anderen Fraktionen vorzustoßen und deren Einheiten zu rekrutieren. Ihr könnt also beispielsweise als Nekromant auch Zufluchts-Truppen anwerben und so euren ganz persönlichen Mix zusammenstellen.
Wie viel MMOG steckt in Might and Magic Heroes Online?
Wie in allen Box-Vertretern der Reihe verfügt ihr auch in der Online-Version über mindestens eine Stadt. Ob als sicheren Rückzugsort, Ausgangspunkt für groß angelegte Expeditionen oder einfach um an frische Einheiten zu gelangen, Städte spielen auch in MMHO eine zentrale Rolle. Je nachdem wie ihr euer Netzwerk an eigenen Basen ausrichtet, könnt ihr unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Beispielsweise dient eine Stadt vorrangig der Truppenproduktion, während andere infrastrukturellen oder strategischen Fokus haben können.
Auch wenn Story und Spielmechanik jüngeren Heroes-Titeln ähneln, mit der Ankündigung, MMHO als browserbasiertes Onlinespiel zu veröffentlichen, erwarten euch auch abseits von Chat und Freundesliste mehrere Unterschiede. Ihr begegnet wesentlich mehr Mitspielern auf der Karte, auch der Stadtausbau und die Ausdehnung des eigenen Herrschaftsgebiets wurden angepasst. Related Designs sucht nach eigenen Angaben die Balance zwischen MMO-Faktoren und dem "typischen Gefühl eines Heroes-Spielers, der stärkste und mächtigste auf der Welt zu sein". Eure Helden sollen nicht in der Masse hunderter ähnlicher Krieger untergehen.
Erster Eindruck
Was Related Designs bisher in Sachen Grafik präsentiert hat, ist schlichtweg beeindruckend, vor allem, wenn man es mit dem Strategiespiel Heroes Kingdoms vergleicht. Helden bewegen sich durch verschlungene Wälder, graue Einöden und über wolkenverhangene Bergpfade. Zahlreiche Elemente auf der Karte sind animiert und hauchen der detailreichen Welt Leben ein. Wie alle Ubisoft-Browsergames basiert auch das neue Heroes-Spiel auf dem Adobe Flash Player und funktioniert demnach ohne lange Wartezeiten oder weitere Installationen direkt im Internetbrowser. Für eine Grafik, die teilweise vermuten lässt, man spielt gerade den Boxtitel Heroes 6 und kein Free-2-Play Onlinegame, macht das bisher gesehene auf jeden Fall Lust auf mehr. Ein Großteil der im Netz zockenden Rollenspiel-Gemeinde wird mit MMHO trotzdem nichts anfangen können – zu wenig Socialising, zu wenig Action. Auch wer mit langsamem Runde-um-Runde-Taktieren nichts anfangen kann, wird an Might and Magic Heroes Online keinen Spaß haben. Dieses Spiel scheint sich in erster Linie an Gamer zu richten, die auch andere Teile der Serie im Schrank stehen haben. Mit der Rückkehr zum alten Spielprinzip spricht Ubisoft zudem diejenigen an, die Heroes Kingdoms enttäuscht den Rücken zuwandten. Vorsichtiges Fazit: Kassenschlager-Potenzial mäßig. Auch wenn der abgedroschene Zusatz "… aber für Fans ein Muss!" wieder einmal herausgekramt werden muss.