Team Fortress 2, Gotham City Impostors, Battlefield. In den letzten Jahren häufen sich kostenlose Onlineversionen von Konsolentiteln. Allerdings beschränkt sich das meistens auf kleinere Franchises, Klassiker oder Arcadegames. Wo bleiben die ganz dicken Blockbuster und Hits, für die wir das Gamepad in den PC stöpseln können, ohne noch einmal 40 Euro dafür im Elektronikmarkt lassen zu müssen? Bei Umsetzungen von Boxtiteln exklusiv für den Computer, wie etwa Star Wars: The Old Republic oder Anno Online, scheint die Überwindung seitens der Spielebetreiber nicht so groß zu sein. Ob realisierbar oder nicht, wir haben fünf Konsolengames zusammengetragen, die wir sofort kostenlos auf der Festplatte oder sogar im Browser sehen wollen. Als armer Redakteur und leidenschaftlicher Konsolero darf man den Kopf auch schon mal in den Wolken oder, Achtung lahmer Internet-Joke, in der Cloud tragen.
Top 5: Von der Konsole in den Browser
FIFA
Schimpft uns Kommerzschweine oder Mainstream-Mitläufer, fakt ist, dass die FIFA-Reihe hierzulande die beliebteste und erfolgreichste Sportreihe ist. Das liegt vor allem an zwei Dingen: Qualität und Lizenzen. FIFA bietet, ähnlich wie Erzrivale PES und auch einige andere Konkurrenten ein realistisches und dennoch spaßig-unverkrampftes Spielerlebnis mit beeindruckender Physik und seltenen Programmierungspannen. Der entscheidende Unterschied zu Mitbewerbern sind erwähnte Lizenzen.
Durch Vereinbarungen mit der namensgebenden FIFA und anderen Fußballverbänden können wir in den Spielen von EA zwischen zahlreichen originalgetreu dargestellten Vereinen, Ligen und Spielern wählen. Einen Feldversuch für eine kostenlose Version von FIFA gab es bereits, allerdings erging es Fifa Online wie Gegenspielern von John McClane: Es starb, langsam. Warum es zu dem kläglichen Ende kam, hat EA nicht öffentlicht gemacht, aber so wird das Fußball-Genre im free-to-play Gaming auch weiterhin von lahmen Managergames dominiert. Das gerade angekündigte Real Soccer könnte gemeinsam mit der kommenden WM 2014 ein Lichtblick und vielleicht sogar ein Vorreiter für ein Comeback von Fifa Online sein.
Grand Theft Auto
Zu GTA müssen wir eigentlich nicht viel sagen. Grand Theft Auto ist eine der kommerziell erfolgreichsten, in der Gesellschaft am kontroversesten diskutierten und popkulturell einflussreichsten Spielserien aller Zeiten. Egal ob Claud, CJ oder zuletzt Nico Bellic - Charakterdesign war neben Flair schon immer die größte Stärke der Spiele aus dem Hause Rockstar. Genau diese beiden Spielelemente lassen die meisten Onlinegames jedoch vermissen. Der Hauptgrund für das Potenzial einer free-to-play Onlineversion von GTA ist jedoch dessen Spielprinzip: Sandbox.
Die riesige, frei begehbare Welt mit interaktiven NPC’s ist wie geschaffen für ein MMO-Erlebnis. Wie cool wäre es, mit einem selbst erstellten Ganoven einer Gang beizutreten, Quests für völlig abgedrehte Bewohner von Liberty City zu erfüllen und zum gemachten Mann aufzusteigen? Ach ja, wer uns jetzt mit Poisonville kommt, muss in die stille Ecke. Nicht nur, dass damals teuerste Browsergame überhaupt technisch dermaßen miserabel war, dass es noch vor Release eingestampft wurde, die ersten Spielszenen, Grafiken und Artworks hatten nicht einmal Ansatzweise den Charme und die spürbare Leidenschaft des offensichtlichen Vorbildes Grand Theft Auto.
Journey
Proleten und Klotzköpfe können erstmal in der stillen Ecke verweilen, denn jetzt wird es künstlerisch anspruchsvoll. Journey ist einer der Überraschungshits aus dem vergangenen Jahr. Das Indiegame des Studios thatgamecompany ist PlayStation-3-exklusiv und war zu Anfang nur als Download im PSN verfügbar. Das herausragende Merkmal von Journey ist Minimalismus, der sich in jedem Aspekt des Spiels wiederfindet: In dem einzigartigen Titel steuert ihr eine namenlose Gestalt in langer Robe durch ein karge Wüste, ohne explizite Story oder andere Vorgaben. Alles was ihr seht und so letztlich als Ziel wahrnehmt, ist ein Berg in der Ferne.
Auf der Reise dorthin könnt ihr andere Spieler treffen und euch, immer nur mit einem von ihnen zur gleichen Zeit, zusammentun. Auch die Kommunikation zwischen Spielern ist auf das Minimum reduziert. Durch Knopfdruck könnt ihr eurem Mitstreiter wortlos zurufen, mehr nicht. All diese Aspekte und das ebenfalls reduzierte und dennoch wunderschöne Design des Spiels schaffen eine unvergleichliche, fast traumhafte Stimmung, die es free-to-play noch nicht gibt. Abgesehen davon erfahrt ihr durch die dezentere Kommunikation mit Mitstreiten wesentlich weniger über das Sexualleben eurer Mutter, als beispielsweise in einer Runde League of Legends.
WWE
Jetzt dürfen auch Proleten und Klotzköpfe wieder frohlocken, denn es geht um Wrestling! Wrestling ist vielerorts also hirnlose, choreografierte Zelebration von Gewalt verschrien. Das wird dem Spektakel allerdings nicht gerecht, zum einen, weil die Show den Wrestlern sehr wohl eine Menge körperliche und geistige Fitness abverlangt, zum anderen, weil es nicht wirklich stupider ist als viele andere TV-Formate und zuletzt, weil die dazugehörigen Games verdammt viel Spaß machen. Führende Serie in Sachen Wrestling ist, wie auch im echten Wrestlinggechäft, die WWE. Die Spiele, bisher vertrieben von dem inzwischen aufgelösten Publisher THQ, sind eine Mischung aus Sportsimulation und Beat ‘em Up:
Mit einem Kontrahenten, meistens im knallbunten Schlüpper, könnt ihr gegen NPC’s und Freunde in einer Vielzahl von Matches antreten oder mit einem selbsterstellten Ringer sogar einer Karriere inklusive trashiger Strorylines nachgehen. Genau das prädestiniert die Spiele für das free-to-play Geschäftsmodell. Fans WOLLEN stupide Geschichten, statt sich über solche zu beschweren und sind mit Sicherheit bereit, für das eine oder andere Kleidungsstück, Accessoire oder Moveset eine Mikrotransaktion zu tätigen. Uns ist sowieso unbegreiflich, warum ein spielerisch so simples Genre wie Prügelspiele im Netz so unterbesetzt ist. Publisher würden lieber ein Sammelkartenspiel zu einem Beat ‘em Up veröffentlichen, als den eigentlichen Prügler. Glaubt ihr nicht? Fragt mal Namco Bandai zum Thema Tekken Card Tournament.
L.A. Noire
Zugegeben, im Gegensatz zu den bisherigen Games dieser Top 5 war L.A. Noire nicht gerade Everybody’s Darling. Viele Spieler des von Rockstar Games veröffentlichten Adventures äußerten berechtigte Kritik an den zu langatmigen Autofahrten, sich wiederholenden Spielelementen und einer Story, die nicht unbedingt einen Pulitzer verdient hat. Aber der spielbare Film Noire mit entsprechendem Flair, das Investigations- und Verhör-Gameplay und allen voran die unfassbar realistischen Gesichtsanimationen haben das Spiel zu einem einzigartigen Erlebnis gemacht:
In dem Detektivdrama ermittelt ihr als Detective Cole Phelps in verschiedenen Kriminalfällen des Los Angeles der vierziger Jahre. Dazu müsst ihr Tatorte in guter alter Point-and-Click-Manier untersuchen und Verdächtige verhören. Der Clou ist, dass ihr dafür vor allem das Gesicht eures Gegenüber lesen müsst. Anhand eines Wimpernzuckens oder einer Lippenbewegung könnt ihr im Laufe des Spiels bestimmen, ob der Verhörte lügt, die Wahrheit sagt oder etwas verschweigt - und entsprechend reagieren. Das ist nicht nur spannend, sondern lässt sich durch seine Periodizität auch super online umsetzen, soll heißen: Dadurch, dass sich die Entwickler immer wieder neue Fälle ausdenken können, bleiben die Spieler interessiert und ermitteln weiter.