Nach Jahren des Wartens kommt Lost Ark endlich zu uns. Kurz vor dem Release fassen wir alles Wichtige zusammen.
Riesiges MMO mit viel Action – Das erwartet euch
Die Eckdaten
Genre: Hack and Slay, MMORPG
Entwickler: Smilegate, Tripod Studio
Publisher: Smilegate, Amazon Games
Plattformen: PC (via Steam)
USK-Freigabe: ab 16 Jahren
Multiplayer: Alle Inhalte kooperativ spielbar, PvP-Modi, nicht offline spielbar
Release: 11. Februar (Vorabzugang ab 8. Februar für Käufer eines Gründerpakets)
Ein sehr langes Warten
2014, da war die Welt noch in Ordnung. Da gab es noch kein COVID-19, Deutschland hatte eine richtig starke Fußballnationalmannschaft und PlayStation-Konsolen waren nicht so eine Rarität in freier Wildbahn wie Sibirische Tiger. Und dann erschien auch noch ein Trailer, der uns wahrlich umgehauen hat: Wir bekamen zum ersten Mal Gameplay von Lost Ark zu sehen und meine Güte: Das sah fantastisch aus! Doch es gab ein großes Fragezeichen: Würde das Spiel des koreanischen Studios Smilegate jemals zu uns in den Westen kommen?
Eine konkrete Antwort darauf folgte erst knapp sieben Jahre später. 2021, nachdem der Titel nicht nur in seinem Heimatland, sondern auch schon in Russland und Japan spielbar geworden ist, verkündete Amazon Games die frohe Botschaft: Man habe die Vermarktungsrechte für Europa sowie Nordamerika erhalten und werde Lost Ark noch im selben Jahr veröffentlichen. Halleluja! Während der Release von Diablo 4 noch eine halbe Ewigkeit entfernt zu sein schien (woran sich bis heute nicht wirklich etwas geändert hat), war der Konkurrent aus Asien zum Greifen nah. Umso enttäuschender war es dann, als Amazon die Verschiebung auf das Frühjahr 2022 bekannt gab. Manch einer munkelte, dass das weniger mit der Entwicklung der westlichen Version und mehr mit der Veröffentlichung von Amazons hauseigenem MMORPG New World im September zu tun gehabt habe. Vielleicht wollte sich der Konzern einfach nicht selbst Konkurrenz machen.
Aber übernächste Woche ist es endlich soweit, dass Lost Ark hierzulande an den Start geht. Der offizielle Release ist am 11. Februar. Ihr dürft aber schon drei Tage eher loslegen, wenn ihr euch eines der Gründerpakete kauft. Die günstigste Variante für knapp 15 Euro genügt, um als einer der Ersten die Fantasy-Welt zu betreten. Zusätzlich zum Vorabzugang gibt es ein paar Extras. Lost Ark an sich ist aber ein Free-to-Play-Spiel. Ihr benötigt lediglich Steam und ein entsprechendes Konto, um ab dem 11. Februar Monster schnetzeln und euren Charakter aufleveln zu können. Wie die Monetarisierung konkret aussieht, darauf kommen wir weiter unten zu sprechen.
Klassische Fantasy-Kost
Die Zeiten, in denen MMORPGs auf Storytelling in großem Stil weitgehend verzichtet haben, sind vorbei. Final Fantasy XIV, The Elder Scrolls Online und Guild Wars 2 sind die besten Beispiele dafür. Lost Ark legt ebenfalls sehr viel Wert darauf, euch eine epische Geschichte zu erzählen. Die spielt in der Fantasy-Welt Arkesia. Einst wurde sie vom Oberschurken Kazeros und seiner Dämonenarmee überrannt und ins Chaos gestürzt. Zum Glück gibt es die sogenannte Arche (was auch immer das konkret ist). Mit deren Macht gelang es, das Böse zu besiegen und Arkesia zu retten. Kazeros wurde daraufhin unter einem Vulkan eingesperrt.
500 Jahre vergingen, in denen sich die Welt erholen und neu erblühen konnte. Es bildeten sich neue Fraktionen, während die Macht der Arche – wie es zuvor schon der Fall gewesen war – auf die sieben Kontinente Arkesias verteilt hat. Infolgedessen tauchte ein neues, mächtiges Mineral namens Arkesium auf, das zu einer wichtigen Komponente in der Waffenherstellung wurde.
Der Frieden soll jedoch nicht ewig anhalten. Der Vulkan, unter dem Kazeros hockt, steht kurz davor auszubrechen und es droht, dass der Bösewicht frei kommt und erneut Verderben über Arkesia bringt. Es braucht Helden, die bereit sind, sich den finsteren Mächten entgegen zu stellen, wenn es zum Ernstfall kommt. Dreimal dürft ihr raten, wer diese Recken sind.
Bis hierhin haben wir euch nur die Vorgeschichte zu Lost Ark erzählt. Das Spiel selbst steckt aber auch voller Story-Inhalte. Es gibt eine lange Hauptquestreihe, die sogar richtige Zwischensequenzen bietet, wenn auch nur in Spielgrafik. Denkt also ja nicht, Lost Ark sei bloß einer dieser typischen Asia-Grinder. Klar, im Endgame geht es dann darum, immer bessere Ausrüstung zu erlangen und so Charakterwerte in die Höhe zu treiben. Aber bis dahin könnt ihr mit dem Ding auch Spaß haben, wenn ihr einfach nur ein episches Fantasy-Abenteuer mit reichlich Action erleben wollt.
Ein reichhaltiges Klassenangebot
In Lost Ark stehen euch fünf Charakterklassen zur Auswahl. Das klingt erst mal nach gar nicht so viel, gerade im Vergleich mit einem Final Fantasy XIV? Tja, was sagt ihr, wenn wir euch erzählen, dass es genau genommen 15 Klassen sind? Krieger, Kampfkünstlerin/-sportler, Kanonier/-in, Magierin und Assassinin (das Geschlecht von Krieger, Magierin und Assassinin lässt sich nicht ändern), sind im Grunde nur Archetypen. Schon sehr früh im Spiel entscheidet ihr euch für eine von zwei bis vier Spezialisierungen. Die spielen sich zum Teil wirklich sehr unterschiedlich.
Als Krieger etwa habt ihr die Wahl zwischen dem sehr offensiv ausgerichteten Berserker mit breitem Zweihandschwert, dem Paladin, der sich selbst und seine Mitstreiter mit heiligen Fertigkeiten stärken kann, und dem Pistolenlanzer, der die Rolle des Tanks einnimmt. Und mit jeder dieser Spezialisierungen könnt ihr euch nochmal auf bestimmte Fähigkeit konzentrieren, denn statt Skill-Punkte in einen großen Talentbaum wie in Path of Exile zu investieren, weist ihr sie direkt den einzelnen Attacken und Zaubern zu, erhöht so deren Effektivität und schaltet Modifikationen für sie frei.
Im Kampf eine Wucht
Anders als die meisten MMORPGs ist Lost Ark ein Spiel mit isometrischer Kameraperspektive – Grund Nummer 1, warum viele es mit Diablo vergleichen Grund Nummer 2 ist das actionreiche Kampfsystem. Lost Ark spielt sich wie ein Hack and Slay, legt den Schwerpunkt aber noch mehr auf eure Skills als andere Titel dieser Art. Standardangriffe werdet ihr hier eher selten nutzen, da ihr auch schon zu Beginn eine volle Fähigkeitenleiste habt. Ihr wollt die Spezialattacken aber schon allein deswegen nicht ignorieren, weil sie allesamt richtig mächtig aussehen. Lost Ark geizt hierbei nicht mit Effekten und dank gelungenem Trefferfeedback fühlt sich das alles auch extrem gut an.
Doch zu einem guten Hack and Slay gehört nicht nur, dass das Kämpfen Spaß macht, die Belohnungen müssen auch stimmen. Eine Item-Flut wie in Diablo und Co dürft ihr jedoch nicht erwarten. Die meisten Gegenstände erhaltet ihr als Belohnungen für abgeschlossene Quests oder Dungeons. Aus besiegten Gegnern sprudeln nicht haufenweise Waffen und Rüstungsteile heraus, wie ihr es von Hack and Slays gewohnt seid. Hier merkt man, dass sich Lost Ark zwar die Kameraansicht und das Kampf-Gameplay von Diablo ausborgt, davon abgesehen aber doch eher ein typisches Online-Rollenspiel ist.
Sooo viel zu tun
Das führt uns dazu, was ihr in Lost Ark eigentlich alles machen könnt, vom Kern-Gameplay einmal abgesehen. In Diablo geht es nur ums Schnetzeln. Looten und Leveln. Entwickler Smilegate setzt aber noch auf ganz andere Dinge. So gibt es die MMO-typischen Sammel- und Crafting-Berufe. Es gibt Quests, die nichts mit dem Abschlachten von Monstern zu tun haben, sondern euch etwa nur Items von A nach B tragen lassen.
Ihr könnt Haus- und Reittiere sammeln und erhaltet im späteren Spielverlauf nicht nur ein eigenes Schiff, mit dem ihr über die Meere segelt, sondern sogar eine ganze Insel, auf der ihr dem Housing frönt. Neben normalen Dungeons, die ihr sehr gut auch alleine meistern könnt, erwarten euch im Endgame richtige Raids mit epischen, anspruchsvollen Bosskämpfen, die eine große Gruppe und klare Absprachen erfordern. Ein umfangreiches PvP-System, unter anderem mit klassischen Arenakämpfen darf ebenfalls nicht fehlen. Lost Ark wird euch mit Inhalten erschlagen, so viel ist sicher. Das ist eben der Vorteil, wenn ein Spiel in seiner Heimat schon jahrelang auf dem Markt ist, bevor es zu uns kommt.
Open World? Ne, nicht wirklich
So riesig das MMO aber auch sein mag, eine Sache dürft ihr nicht erwarten: eine klassische Open World. Gerade zu Beginn ist Lost Ark erstaunlich linear. Nicht nur, dass die einzelnen Gebiete durch Ladebildschirme voneinander getrennt sind und – um es mal bildlich zu formulieren – eher aus mehreren miteinander verbundenen Schläuchen und Blasen bestehen, das Spiel führt euch auch schön an der Hand von einer Zone zur anderen. Ihr habt zu keinem Zeitpunkt während dieser Phase mal eine Wahlmöglichkeit, wo es als nächstes hingehen soll. Klar, es gibt optionale Nebenquests, aber die allein machen ja noch kein Open-World-Spiel.
Sobald ihr aber nach vielen Stunden euer Schiff erhaltet und den ersten Kontinent verlasst, öffnet sich Lost Ark. Dann könnt ihr nach Belieben etliche Inseln erkunden und es gibt ja noch die anderen Kontinente, auf denen es mit der Hauptgeschichte weitergeht. Dennoch sei gesagt: Wer immer gedacht hat, Lost Ark biete eine große zusammenhängende Welt, wie sie Blizzard sie für Diablo 4 versprochen hat, sollte jetzt noch seine Erwartungen senken, um am Ende nicht enttäuscht zu werden.
Knackpunkt Geschäftsmodell
Die Vorfreude auf Lost Ark ist bei vielen Leuten groß. Ist ja auch logisch: Seit 2014 haben wir immer wieder gezeigt bekommen, was für ein ambitioniertes und schick aussehendes Hack-and-Slay-MMO da in Südkorea entsteht und seit mittlerweile fast drei Jahren warten wir darauf, dass es endlich den Sprung in den Westen schafft. Smilegate hat uns echt einiges an Geduld abverlangt. Doch bei aller Euphorie: Ein wenig Skepsis schwingt in Bezug auf Lost Ark seit längerer Zeit mit und der Grund dafür ist die Monetarisierung.
Das Spiel ist grundsätzlich kostenlos spielbar und das ist eine tolle Sache, aber es hat einen sehr umfangreichen Shop – und darin gibt es nicht nur Kosmetik zu kaufen. Immer wieder heißt es, die Version für den asiatischen Markt sei ein Pay-to-Win-Spiel und als Amazon Games die westliche Fassung ankündigte, hat man auch gleich dazu gesagt, dass man den Shop für den hiesigen Markt anpassen werde. Aber wie genau sehen diese Anpassungen aus? Nun, das wird sich in Gänze erst dann zeigen, wenn das Spiel erschienen ist, da sich Amazon und Smilegate hier nicht voll und ganz in die Karten haben blicken lassen.
Garantiert wird es möglich sein, in Lost Ark Geld zu investieren, um schneller Fortschritt zu machen. Das dürfte während der Levelphase noch nicht so relevant sein, im Endgame wird das aber anders aussehen. Da gibt es beispielsweise Chaos-Dungeons, die mit besonders guten Belohnungen locken. Von Haus aus dürft ihr pro Tag aber nur zweimal mit eurem Charakter dort hinein. Wollt ihr sie öfter besuchen, kostet euch das was. Außerdem wird es Items und Haustiere geben, die euch diverse Vorteile bescheren und nur im Shop zu haben sind. Ihr könnt euch sicher sein: Wer bereit ist, sein Portemonnaie zu öffnen, wird sich einiges an Zeit ersparen. Es stellt sich eben nur die Frage, wie sehr euch das stört.
Gelegenheitsspieler, die in erster Linie die Story erleben und danach nur mal für zwei, drei Stunden am Feierabend ein paar Monster schnetzeln und sich an den spaßigen Kämpfen erfreuen wollen, werden Lost Ark voraussichtlich komplett kostenlos genießen können. Wollt ihr den Titel aber zu eurer neuen Hauptfreizeitbeschäftigung machen und voll dem Grind verfallen, dürften euch die Limitierungen so sehr nerven, dass ihr euch gezwungen fühlt, Geld auszugeben. Es sei jedoch trotzdem angemerkt, dass a) ihr euch sämtliche Ausrüstung erspielen könnt und keine starken Waffen oder Rüstungen im Shop verkauft werden und b) Lost Ark kein Pay-to-Win-Titel ist. Im PvP herrscht nämlich Chancengleichheit, da hier die Levels und Ausrüstungsqualität aller Spieler angeglichen werden.
Einschätzung
Lost Ark ist eine der aufregendsten Free-to-Play-Neuerscheinungen des Jahres. Auch wir haben richtig Bock darauf, die verschiedenen Klassen auszuprobieren, die wuchtigen Kämpfe zu genießen und die Story zu erleben. Zudem ist es doch immer schön, wenn ein neues Spiel auf so hohem Produktionslevel herauskommt, das dann auch noch riesengroß ist. Da weiß man, dass man für die kommenden Wochen (und vielleicht sogar Monate) erst mal beschäftigt ist.
Trotz alledem wird sich auch Lost Ark erst noch beweisen müssen. Wie gut die Geschichte, wie motivierend die Jagd nach immer besseren Items auf lange Sicht ist und wie wenig oder stark die Monetarisierung das Vergnügen stört, wird sich erst noch zeigen müssen. Die Chancen stehen aber nicht schlecht, dass Lost Ark ein perfekter Titel sein wird, um die Wartezeit auf Diablo 4 und das ebenfalls in Arbeit befindliche Path of Exile 2 zu überbrücken. Und wer weiß: Vielleicht kann es sich am Ende sogar neben den beiden Spielen im Hack-and-Slay-Genre etablieren, gerade weil es in vielen Aspekten auch deutlich anders ist.