Erinnert sich noch jemand an Lego Universe? Lizensierte Legosteine in einem kostenlosen Onlinespiel waren in der Vergangenheit jedenfalls kein Garant für ein tragfähiges Konzept. Die Mischung aus virtueller Freiheit beim Klötzchenbauen und kindergerechter Spielumgebung funktionierten einfach nicht in einem Free-to-Play-MMOG. Dennoch glaubt die Lego Group nach wie vor an die Idee und bringt in Zusammenarbeit mit mehreren Publishern gleich zwei neue Lego-Games auf den Markt. Während wir uns bei Lego Minifigures Online von Funcom noch eine geraume Zeit gedulden müssen, können wir in Lego Legends of Chima Online jetzt schon in die bunte Welt der viereckigen Steine eintauchen. Warner Bros. wechselte mit dem Titel in die europäische Open-Beta-Testphase. Seit wenigen Wochen sind Groß und Klein eingeladen, die fantastischen Geschichten rund um den eigensinnigen Prinzen und seine Tierkrieger mitzuerleben. Uns interessiert, ob das Spielgerüst von Chima Online auf stabileren Füßen steht als das ursprünglich kostenpflichtige Lego Universe. Oder ob dem offiziellen Downloadspiel zur TV-Serie „Legenden von Chima“ das gleiche Schicksal bevorsteht wie dem Vorgänger aus dem Jahre 2010. Dem Lego-Universe-Betreiber war es nämlich nie gelungen, ausreichend Spieler anzulocken, die bereit sind, Geld zu investieren. Da half auch die Umstellung auf ein Free-to-Play-Geschäftsmodell wenig: Trotz mehrere Millionen Registrierungen wurde der Titel Anfang 2012 eingestampft. Nun also ein neuer Anlauf. Der zweite von drei Versuchen sozusagen.
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Lego Legends of Chima Online Test: Spannend, aber nicht wirklich kostenlos
Laval und seine Freunde
Lego Legends of Chima Online spielt im Königreich Chima, einer fantastischen Welt voller Tierstämme und der mystischen Kraft CHI. Um eben dieses CHI ist ein Streit entbrannt. Mehrere Tiervölker geben ihr Bestes, um die Kontrolle über diese Energiequelle zu erhalten. Auf der Seite der Spieler finden sich die Löwen, Gorillas, Bären und Adler. Dies sind auch die Stämme, von denen wir unseren eigenen Krieger erstellen können.
Der Anführer der Löwen heißt Laval, ein junger Draufgänger, der auch Hauptfigur in der TV-Serie ist. Der Sohn des Krokodilkönigs Cragger war einst Sandkastenfreund Lavals und ist zu seinem erbittertsten Feind geworden, seit er zum ersten Mal die Macht des CHI schmeckte. An seiner Seite kämpfen nun die Krokodile, Raben und Wölfe. Die Fieslinge sind auf die Energie der Natur aus: Verbissen und mit allerlei Intrigen kämpfen sie um eine heilige Quelle, die die Grundlage für die mächtigen CHI-Kugeln ist, mit denen wiederum wahre Wunder vollbracht werden. An den unterschiedlichsten Orten der Welt herrschen mittlerweile regionale Streitigkeiten zwischen den beiden Fraktionen. Helden sind Mangelware und genau da kommen wir ins Spiel.
Als frischgebackener Kommandant erkunden wir die Wildnis und befehlen über einen eigenen Außenposten. Das sind auch die beiden Orte, an denen wir uns hauptsächlich aufhalten.
Abenteuer im Dschungel
Über aktivierte Portale reisen wir durch das Königreich Chima. Unser erster Einsatzort auf der Karte ist die Große Heldenschlacht im Wald der fallenden Blätter. Gemeinsam mit anderen Spielern durchstreifen wir das Gebiet und treffen auf Lagerstätten, Höhlen und weitere Verstecke. Das Dschungelgebiet wird von ein paar halbstarken Krokos bewohnt, die unsere Fähigkeiten als Krieger auf keine große Probe stellen. Der Schwierigkeitsgrad der Aufgabenstellungen und der unserer Gegner plätschert so vor sich hin. Es bleibt dennoch abwechslungsreich: Mal sollen wir eine bestimmte Sorte Steine auftreiben, ein anderes Mal gilt es, ein gerade entdecktes Portal zu beschützen.
Als erster Bossgegner empfängt uns ein Handlager Craggers. Im Zweikampf mit dem Krokodil wird es zum ersten Mal ernst für unsere Lebenspunkte. Zum Glück haben wir noch ein paar CHI-Kugeln über, mit deren Hilfe wir Klartisch machen. Als Belohnung für unsere Mühen finden wir Blaupausen für neue Ausrüstung und allerlei Kisten vor, die wertvolle Materialen für unseren Stützpunkt beinhalten. Auch viele der Bäume, Tore und Häuser in der Welt sind zerstörbar und zerspringen nach Beschuss in Legosteine wie die kleinen, runden Studs. Diese sind neben den Goldenen Steinen (Premium) unsere Spielwährung.
Bauen, abreißen, bauen, abreißen, bauen, abreißen …
Angekommen in unserem Außenposten nutzen wir die Studs für den Aufbau. In diesem Gebiet greift uns niemand an, wir können also schalten und walten, wie uns der Kopf steht. Wohnhäuser produzieren zusätzliche Studs, in der Schmiede können wir neues und vor allem stärkeres Kriegsgerät herstellen. Und in der Waffenkammer basteln wir uns eigene Klamotten. Dazu benötigen wir neben Bauplänen auch bestimmte Legosteine, die wir in der Wildnis aufgetrieben haben.
Die ersten Gebäude im Überblick:
Art des Gebäudes
Bringt was?
Ausbau verbessert:
Wohnhaus
Liefert Studs
Stud-Ausbeute
Schmiede
Waffen herstellen
Produktionsgeschwindigkeit
Protospucker-Werft
Produziert Spucker
Mehr und bessere Spucker
Waffenkammer
Rüstungsteile herstellen
Produktionsgeschwindigkeit
Abfang-Aerofabrik
Produziert Granaten
Mehr und bessere Granaten
Schon früh im Spiel können wir auch eine Anlage zur Herstellung von Spuckwummen errichten. Die dort produzierten Geräte stellen wir einfach mitten im Dschungel auf, wenn’s brenzlig wird. Für eine kurze Zeit verfügen wir dann über mächtige Unterstützung, denn die Feuerkraft der Protospucker ist beeindruckend.
Jedes einzelne Gebäude kann auch ohne Premium mehrere Stufen aufgewertet und verbessert werden. Spätestens beim Bau der Abfang-Aerofabrik bekommen wir aber ein anderes Problem: Der Platz wird knapp! Es gibt einfach keine freie Stelle mehr, wo die granatenstarke Granatenfabrik hinpasst. Abhilfe würde eine Erweiterung unseres Außenpostengebietes schaffen. Sprich, den Dschungel roden.
Doch egal, welche Ecke unseres Stützpunktes wir begutachten, überall heißt es, wir müssen Abo-Spieler sein, um dieses Feature nutzen zu dürfen. So sind wir gezwungen, unsere gerade erst gebauten Fabriken wieder abzureißen, wenn wir neue Sachen ausprobieren wollen. Letztendlich bedeutet das entweder Waffenbau oder neue Hosen. Oder viele Studs oder Spucker. Oder oder oder.
Der Zwang zum Verzicht und sich ständig neu entscheiden zu müssen, ist für uns äußerst frustrierend. In der Form ist Lego Legends of Chima Online quasi nicht kostenlos spielbar und entspricht keineswegs dem, was uns die Spielbeschreibung auf der Webseite suggeriert:
Schade.
Freie Welt mit vielen Schranken
Es stimmt schon: In der Wildnis spielt es keine große Rolle, wie viele Goldene Steine wir unser Eigen nennen. Ist ein Gegner zu schwer, bauen wir uns einfach unterstützendes Kriegsgerät oder suchen Hilfe bei anderen Spielern. Wir können weiter leveln - auch ohne Abo. Zahlreiche Gebiete warten nur darauf, von uns erkundet zu werden. Und das nicht nur im Wald der fallenden Blätter: Auch die zweite Region im Spiel "Die große Wasserscheide" steht uns ab Level 7 zum Auskundschaften frei.
Für diejenigen, die sowieso lieber auf Abenteuerjagd gehen als im eigenen Außenposten zu werkeln, ist das doch wunderbar. Oder nicht? Der Haken an der Sache ist, dass neue Gebiete in der Regel nur mit bestimmten Waffen freigeschaltet werden können. Diese finden wir als Belohnungen in Quests oder als Hinterlassenschaften von Gegnern. Wir sind also nicht gezwungen, Zappinger, Bildner oder Tornado am Markt zu kaufen oder in unserer Schmiede herzustellen.
- Spannende Welt mit abwechslungsreichen Herausforderungen
- Stimmige Atmosphäre dank musikalischer Untermalung und Sprachausgabe
- Schicke Grafik direkt im Browser
- Bestimmte Steine nur für bestimmte Sachen nutzbar
- Dumme Gegner
- Kostenlos nur mit Einschränkungen spielbar
Fazit: Nur was für Abenteuerhungrige
Ein kostenlos spielbares Game kinderfreundlich und profitabel zugleich zu entwickeln, ist wie Hund und Katze in einen Sack zu stecken und auf das Beste zu hoffen. Die beiden Eigenschaften schließen sich ziemlich aus, da kindergerechte Werbung schnell in Verführung umschlägt, ohne genügend zahlende Spieler aber jedes Projekt zum Scheitern verurteilt ist. Aber wie kann man Kinder zur Unterstützung eines Spiels bewegen ohne gleich mit Abzock-Vorwürfen überraschter Eltern konfrontiert zu werden? Wie Lego Legends of Chima Online jedenfalls nicht. Nach zwei, drei Stunden Spielzeit Mitgliedschaft einzufordern, damit wir weiter vorankommen, ist jedenfalls nicht der Weg, wie wir uns ein Free-to-Play-Konzept vorstellen, das diesen Namen auch verdient. Im Moment ist Chima Online eher eine anspielbare Demo als vollwertiger Kostenlos-Titel. So toll die Streifzüge durch den Dschungel auch sind, so enttäuschend gestaltet sich das Aufbauelement des Spiels. Mit monatlichen Gebühren kann’s durchaus Spaß machen, aber das ist eine andere Geschichte.