Mit Legends of Honor hat der Hamburger Spieleentwickler und -publisher Goodgame Studios vor einigen Monaten sein Portfolio an kostenlosen Browsergames erweitert. Es handelt sich, wie auch beim größten Hit des Unternehmens Goodgame Empire, um ein Aufbau-Strategiespiel mit mittelalterlichem Setting. Ist Legends of Honor also nur eine Neuauflage von Empire oder hat es doch eigene Features zu bieten? Wir haben unsere Karriere als Imperator in der Spielwelt gestartet und verraten euch in unserem Legends of Honor Test, ob sich ein Ausflug ins virtuelle Mittelalter lohnt.
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Legends of Honor Test: Mittelalter-Strategie nach bewährtem Rezept
Realistischere Aufmachung mit altbekanntem Schauplatz
Was uns gleich auffällt, nachdem wir uns innerhalb weniger Sekunden im free-to-play Browsergame angemeldet haben, ist die deutlich realistischere Grafik – im Vergleich zu Goodgame Empire, versteht sich. Während in Empire eine überzeichnete Comic-Grafik zum Einsatz kommt, setzen die Game Designer in Legends of Honor auf einen dezenteren Stil, der ein bisschen an Titel wie Tribal Wars 2 erinnert oder – mit ein bisschen Fantasie – an Die Siedler Online. Im Gegensatz zu Blue Bytes Siedler-Browsergame bewegt sich allerdings in Legends of Honor nicht allzu viel. Die Räder der Windmühlen drehen sich, die Flaggen wehen, aber ansonsten tut sich nicht allzu viel.
Davon abgesehen haben wir schon eine Art Déjà-vu: Die Ansicht in Legends of Honor entspricht ziemlich genau der von Goodgame Empire. Wir blicken von schräg oben auf unsere Burg, die mit einer Mauer geschützt ist, die wir wiederum im Laufe der Zeit stetig erweitern, um mehr Platz für neue Gebäude zu schaffen.
Goodgame Studios setzt wie in Empire auf eine interessante Methode, um neue Spieler möglichst weit ins Spiel zu ziehen. Wir steigen am Anfang wahnsinnig schnell im Level auf, weil wir bis zu Stufe 7 alle Bauprozesse und Upgrades ohne Wartezeiten abschließen dürfen. Die Bauzeiten zu übersprigen, kostet normalerweise Juwelen. Die grünen Klunker sind die kostenpflichtige Premiumwährung in Legends of Honor und kann nicht nur zur Zeitersparnis eingesetzt werden, sondern auch für exklusive Gebäude, Einheiten, Ausrüstung und beispielsweise, um Features früher freizuschalten, bevor wir die eigentliche Mindeststufe erreicht haben. Juwelen helfen also so ziemlich in allen Bereichen weiter, wenn wir bereit sind, ordentlich Geld auszugeben.
Schneller Einstieg in Legends of Honor
Die ersten Gebäude sind also schnell gebaut, die ersten Schlachten schnell geschlagen, bis wir dann in Level 7 gegen die Wartezeiten-Mauer donnern. Gut, ganz so schlimm ist es nicht. Ein paar Minuten dauern Upgrade- und Bauprozesse in Legends of Honor zunächst, auch die Rohstoffkosten halten sich noch in Grenzen.
Natürlich wird der Spaß mit der Zeit immer teurer, auch die Bauzeiten ziehen sich bald arg in die Länge. Damit wir immer genügend Ressourcen in unserer Burganlage zur Verfügung haben, mit denen wir neue Gebäude errichten, sie ausbauen, und Einheiten rekrutieren, müssen wir ausreichend davon abbauen. Das passiert über Steinbrüche, Holzfäller und Bauernhöfe beziehungsweise über jeweils fortgeschrittene Gebäudevarianten, die den Ertrag steigern. Wir können über eine Ressourcenanzeige am oberen linken Bildschirmrand immer ablesen, wie viel Stein, Holz und Nahrung pro Stunde produziert wird und die Herstellung gegebenenfalls anpassen.
Wichtig in Legends of Honor ist außerdem das liebe Geld, gemeint ist Ingame-Gold, das wir vor allem von unserer Bevölkerung in Form von Steuern eintreiben. Je mehr Leute in unserer Burg wohnen, desto mehr Geld können wir regelmäßig in unserer Schatzkammer abholen. Schön ist, dass wir nicht wie in Goodgame Empire dauernd den Steuereintreiber losschicken müssen - das Einsammeln passiert automatisch. Allerdings ist es nicht empfehlenswert, ein Wohnhaus neben das andere zu setzen und die gesamte Burganlage damit vollzustopfen. Unsere Untertanen bekommen nämlich schlechte Laune von Wohnhäusern – und die Zufriedenheit ist wichtig für die Produktionsrate in unserem Reich. Je höher der Zufriedenheitswert, desto schneller werden Rohstoffe abgebaut und Einheiten rekrutiert. Die einzige Möglichkeit, um die Laune zu verbessern, sind Dekorationen, die wir im Baumenü finden, ebenso wie sämtliche zivilen und militärischen Einrichtungen.
Der Kampf gegen Spieler und Gesetzlose
Apropos Militär: Der Kampf spielt in Legends of Honor natürlich eine ebenso wichtige Rolle wie der Ausbau unserer Burganlage. Dazu verpflichten wir Helden, denen wir anschließend Einheiten zuweisen können, bevor wir sie ins Gefecht mit anderen Spielern oder NPCs schicken. Außerdem stellen wir verstärkende Utensilien wie Waffen und Schilde her, die uns im defensiven und offensiven Bereich unterstützen. Wie bei allen Features in Legends of Honor gilt: Je weiter wir im Level aufsteigen, desto mehr Optionen stehen uns zur Verfügung.
Die Kämpfe selbst laufen so ab, dass wir unseren Held über die Weltkarte zu einem anvisierten Ziel schicken, dann die Einheiten und Verstärker festlegen und ihn dann angreifen lassen. Anschließend bekommen wir einen Kampfbericht, der uns über Beute und Verluste informiert. Es empfiehlt sich natürlich, erst einmal ein paar leichte NPCs anzugreifen und keine Spieler, die weiter fortgeschritten sind als wir. Nicht nur, weil wir dann wahrscheinlich verlieren, sondern vor allem, weil der Angegriffene mit großer Wahrscheinlichkeit Mitglied einer Allianz ist und eine kleine, unbedachte Attacke ungeahnte Folgen haben kann. Wir wollen wir ja nicht gleich nach ein paar Minuten Spielzeit einen Krieg vom Zaun brechen.
Verbündete tun sich in Allianzen zusammen
Aber wo wir schon beim Thema Allianzen sind: Gleich am Anfang werden wir, wie in allen Spielen von Goodgame Empire, dazu aufgefordert, uns so einer Spielervereinigung anzuschließen. Das ist sogar als Quest konzipiert, was bedeutet, dass diese Aufforderung nicht aus dem Questbuch verschwindet, bis wir es endlich erledigt haben. Das mag erst einmal nervig sein, schließlich ist nicht jeder ein Rudeltier, aber schon sinnvoll, denn als Mitglied einer Allianz haben wir in Legends of Honor deutlich mehr Chancen. Zu den Vorteilen zählt unter anderem, dass sich Verbündete gegenseitig mit Ressourcen versorgen können, aber auch militärische Unterstützung ist ein wichtiger Aspekt der Allianzen.
Zudem können wir uns per Chat mit unseren Freunden austauschen. Gerade für Einsteiger ist das nützlich, denn hier gibt’s Tipps und Tricks von erfahreneren Spielern, die durchaus ein Interesse daran haben, dass die „Kleinen“ schnelle Fortschritte erzielen. Das bezieht sich aber eher auf Feinheiten bei den Prioritäten in Sachen Burgausbau und Armeeaufstellung. Im Großen und Ganzen können wir in Legends of Honor nicht viel falsch machen, weil uns die Quests sehr an die Hand nehmen und dafür sorgen, dass wir zumindest am Anfang eine ausgeglichene Produktionsbilanz haben und auch den militärischen Bereich nicht vernachlässigen.
- Bewertung und Fazit auf der nächsten Seite
Legends of Honor Bewertung
Grafik:
Im Gegensatz zu Goodgame Empire erwartet uns in Legends of Honor eine etwas realistischere Grafik, die nicht ganz so grell daherkommt und somit allen gefallen dürfte, die es etwas dezenter mögen. Ein Feuerwerk für die Augen bietet sich nicht, dafür ist das Ganze zu leblos gestaltet.
Sound:
Mittelalterliche Klänge begleiten uns, während wir mit dem Aufbau unseres Reiches beschäftigt sind. Das passt ganz gut und stört nicht weiter. Natürlich lässt sich der Sound auf Wunsch ausschalten.
Umfang:
Es gibt es große Menge an unterschiedlichen Gebäuden und Einheiten, die wir im Laufe der Zeit freischalten. Da das Leveln nur am Anfang schnell geht und dann immer zäher vonstattengeht, ist Langzeitmotivation gegeben, vor allem für Taktikfans. In die Tiefe geht Legends of Honor vor allem dann, wenn wir weiter fortschreiten und uns in PvP-Gefechte oder ganze Allianz-Kriege stürzen. Dann ist die Truppenzusammenstellung wichtig, ebenso wie die Nutzung von Hilfsmitteln und Boni. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Legends of Honor alle Features enthält, die wir von einem free-to-play Aufbau-Strategiespiel erwarten. Nicht mehr und nicht weniger.
Spielspaß:
Goodgame Studios ist recht geschickt, wenn es ums „On-Boarding“ neuer Spieler geht. Alles ist kostenlos, alles geht superschnell und Erfolge stellen sich ruckzuck ein. Das macht Lust auf mehr, die natürlich etwas gedämpft wird, sobald die Wartezeiten beginnen. Aber auch im weiteren Spielverlauf muss sich der Titel nicht verstecken – wobei das freilich immer auf die Zielgruppe ankommt. Es handelt sich wie bei Goodgame Empire um eine Mischung aus Aufbau und Strategie, die nicht ganz so harte Core-Spieler anspricht wie etwa Tribal Wars 2, aber doch taktische Elemente hat und mehr auf PvP setzt als reine Building Games.
Free-to-Play-Balance:
Auch hier gilt das Gleiche wie in allen Spielen von Goodgame Studios. Wer bereit ist, Geld auszugeben, kann sich richtig viele Vorteile kaufen. In so gut wie allen Bereichen gibt es Möglichkeiten, Juwelen auszugeben, um Prozesse zu beschleunigen oder schlagkräftiger im Gefecht aufzutreten. Es ist grundsätzlich möglich, komplett kostenlos zu spielen, zum größten Herrscher der Spielwelt wird man so aber mit aller Wahrscheinlichkeit nicht.
- Leichter Einstieg und schnelle Fortschritte am Anfang
- Etwas mehr Animationen bei Kämpfen als noch in Goodgame Empire
- Langzeitmotivation dank umfangreicher baulicher und militärische Optionen
- Penetrante Bewerbung von Premium-Angeboten
- Pay-to-Win-Tendenz
Fazit
Nachdem Goodgame Studios mit Shadow Kings schon ein Spiel mit dem Empire-Prinzip an den Start geschickt hatte - und dieses Spiel dann sang- und klanglos wieder eingestampft wurde, verwundert es doch ein bisschen, dass die Hamburger mit Legends of Honor noch einmal einen Versuch in dem Bereich wagen. Statt Fantasy und Comic-Spaß ist hier realistischeres Mittelalter-Flair angesagt, aber ansonsten unterscheidet sich das Browsergame tatsächlich nicht sehr von Goodgame Empire. Ungefähr 500.000 Spieler haben sich bislang registriert, was erst einmal viel klingt, tatsächlich aber eher bescheiden ist, vor allem mit Blick auf den Erfolg des Vorgängers. Rein spielerisch dürfte Legends of Honor allen Empire-Fans beziehungsweise generell allen Fans von free-to-play Aufbau-Strategiespielen gefallen, denn es bietet genau das, was wir von so einem Onlinegame erwarten. Schön wäre nur, wenn es ein paar Besonderheiten gäbe, die das Spiel von anderen abheben - sonst stellt sich unweigerlich die Frage, weshalb wir unsere Zeit gerade in diesem Vertreter des Genres verbringen sollen. Einen Blick ist Legends of Honor aber allemal wert - kostet schließlich nichts.