„Schau da mal rein, das ist gut“, sagte vor wenigen Tagen eine Kollegin, als ich den Namen KingsRoad erwähnte. Nun, gegen eine gepflegte Runde Monstermetzeln und Böse-Buben-Verkloppen haben wir ja noch nie was gehabt, also fiel es nicht schwer, dem Vorschlag zu folgen und in die kürzlich gestartete deutsche Ausgabe des Action-RPGs zu schnuppern. Aus ein paar Minuten sind mittlerweile mehrere Tage geworden und wir rennen mit Stufe-18-Schützen inklusive komplettem Adler-Set durch die Gegend. Zugegeben, Anna hat ein gutes Gespür, wenn es um Spiele geht, bei denen gemordet und abgeschlachtet wird.
KingsRoad Test: Kleine Metzelei mit Kurzweil
Was ist passiert? Eben noch wollten wir ein kleines Dorf vor den grausamen Brüdern einer Diebesbande schützen und schon finden wir uns auf einem epischen Kreuzzug gegen die Finsternis selbst wieder. Adamar heißt der Bösewicht, der für Entführungen und Mord verantwortlich ist und hinter der Zerstörung im Land steckt. Stück für Stück befrieden wir das Reich, bis wir es letztendlich mit dem üblen Dämon selbst aufnehmen. Auf unserem Weg sammeln wir nach und nach verschleppte und verschollene Dorfbewohner ein, die uns bei unserem Abenteuer mit Verbrauchsgütern, wertvoller Ausrüstung oder sicherem Stauraum unterstützen.
Helden ohne Manieren
Drei Ausrichtungen bilden das Grundgerüst unserer Heldentruppe. Der Krieger mit seinen beeindruckenden Fertigkeiten im Nahkampf bildet die Vorhut, Bogenschütze und Magier sind als Fernkämpfer eher in der zweiten Reihe anzutreffen. Unsere Wahl für eine Charakterklasse ist nicht endgültig, wir können jederzeit zwischen den drei Archetypen hin und her wechseln. Jede Figur kann für sich hochgelevelt und ausgerüstet werden, jedoch verfügen alle unsere Charaktere über ein gemeinsames Inventar (und Schließfächer) und dieselben freigespielten Gebiete. Wir müssen also nicht drei Mal als Schmied, Alchemistin und Co. alles zusammensuchen, sondern können auch mit unseren niedrigstufigen Figuren durch alle bereits erkundeten Lande reisen.
Für unsere ersten Ausflüge haben wir den Bogenschützen auserkoren. Mit der schweren Axt in der Hand jedem Goblin hinterherzurennen … ist irgendwie nicht unser Ding. Kettenblitz und Schneesturm auch nicht so wirklich. Dafür haben es uns Flammenpfeile, die Leben stehlen können, angetan. Mit den Streuschüssen lassen sich zudem wunderbar die vielen Krüge und Fässer pulverisieren, die zuhauf in jedem Level auf uns warten. Es lohnt sich außerordentlich, sich in jedem Dorf wie der letzte Trunkenbold zu benehmen und alles zu zerdeppern, denn neben einem Berg Klimpergeld versteckt sich in den Kisten auch hier und da ein wertvolles Elixier.
Außerdem hilft uns unsere Zerstörungswut in der Kartenmeisterschaft aufzusteigen und mitunter ein paar Edelsteine am Ende jedes erfolgreich absolvierten Story-Abschnitts einzusacken. Die gratis Premiumwährung soll offensichtlich dazu dienen, ein und dasselbe Feld mehrmals zu beackern. Wenn man die drei Figuren pro Account und die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade mitbedenkt, kommt das auch nicht selten vor. Das gefällt uns:
Zurücksetzen der Fertigkeiten:
Für ein paar Goldmünzen, also völlig ohne Premiumeinsatz, können wir unsere aktiven und passiven Skills neu festlegen. Das lohnt sich gerade im späteren Spielverlauf, da wir so gerade erst freigespielte Fähigkeiten richtig ausprobieren und hochstufen können.
Alle drei Klassen überall einsetzbar:
Schneller Wechsel zwischen den drei Archetypen und freie Gebietswahl sorgen für hohen Wiederspielwert. Dank des gemeinsamen Inventars lassen sich Ausrüstungsgegenstände bequem weitergeben oder beispielsweise die passenden Gegenstände zusammenschmieden.
Der Schwierigkeitsgrad ist anfangs sehr leicht und steigt moderat an. Auf erste Herausforderungen, die diesen Namen auch verdienen, stoßen wir im heroischen Spielmodus. Dafür müssen wir Adamar bereits einmal vermöbelt haben. Spätestens jetzt zeigt sich, aus welchem Material die wahren Helden sind. Ohne Verstärkung ist in der Regel kein Durchkommen mehr. Also suchen wir uns Unterstützung, kein Problem!
Kooperativ auf Beutezug
Neben der Möglichkeit eigene Freunde ins Spiel einzuladen oder einer Gilde beizutreten, können wir uns auch schnell und problemlos per Suchfunktion Mitstreiter suchen. Eine KingsRoad-Gruppe besteht in der Regel aus drei Mitgliedern, muss aber nicht zwingend alle drei Klassen beinhalten. Die Bündnisse auf Zeit sind eine gute Gelegenheit – gerade für uns als Neuling – Erfahrung und Gold abseits unserer Hauptstory zu sammeln. Es winken nämlich fette Boni für die Teilnehmer. Natürlich steht es uns frei, andere Spieler für unsere Unternehmungen zu werben, sollten wir bei einem Abschnitt Hilfe benötigen. Feste Gemeinschaften bieten darüber hinaus zusätzliche Belohnungen, vorausgesetzt wir sind aktiv und erspielen täglich die geforderte Anzahl an Gildenpunkten. Preisnachlässe bei Tränken oder erhöhte Statuswerte sind erst der Anfang einer langen Liste an Verbesserungsmöglichkeiten.
Sobald wir Prinzessin Emma aufgegabelt haben, finden wir auf der Tafel inmitten unseres Dorfplatzes weitere Herausforderungen. Die Beutezüge abseits der Story machen Spaß und bringen starke Set-Gegenstände ein, wie unser Adler-Set für den Bogenschützen. Die schnellen Runden für Zwischendurch setzen mitunter eine ausreichende Anzahl von speziellen Marken voraus, die wir uns aber erspielen können, zum Beispiel in der Story oder als Belohnung in Schließkassetten.
Und sonst noch? Nicht viel …
Unser Bogenschütze ist mittlerweile bei Stufe 28 angekommen und schießt sich durch den Heroischen Modus. Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Was erwartet uns als fortgeschrittener Held? Lediglich im Champions-Modus die gleiche Story zum dritten Mal durchackern, kann’s ja nicht gewesen sein. Leider doch, denn bis jetzt fällt die Bilanz nicht so rosig aus. Spätestens wenn Magnus als legendärer Schmied bekannt ist und orangenfarbene Ringe ungenutzt beim Bankier verstauben, zieht die Loot-Beute als Motivation allein nicht mehr. Viel mehr hat KingsRoad aber (noch) nicht zu bieten.
Einzige Abwechslung ab Level 40 versprechen die Verließe, zu denen wir bei Roland dem Kerkermeister Zutritt erhalten. Diese sind angelegt wie äußerst schwer zu absolvierende Beutezüge, nur dass keine Marken, sondern Kaiserliche Fragmente die spezielle Währung darstellen. Ein weiterer Unterschied besteht in den optionalen Zielstellungen, doch ob das allein ausreicht, um dem Todesschleier erneut gegenübertreten zu wollen, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Eine Minute Bewegtbildmaterial, die die Stimmung im Spiel gut einfangen:
- Gelungener Einstieg
- Guter Anstieg des Schwierigkeitsgrads
- Hoher w00t-Faktor
- Ausgeglichene Free-to-Play-Balance
- Interaktions- und Kooperationsmöglichkeiten
- Abgedroschene Story
- Geringer Umfang
Fazit
Rumble Entertainment hat vieles richtig gemacht, wenn wir so flüssig und problemlos ins Spiel gezogen werden. Ständig gibt’s tolle neue Sachen, für die nur noch ein paar Erfahrungspunkte mehr nötig sind, damit wir sie auch tragen können. Zumindest die Jagd nach neuer Ausrüstung und dem nächsten Skill funktioniert wunderbar. Beim Umfang hingegen müssten die Entwickler noch nachlegen. Die Story ist weitgehend vorhersehbar und begeistert auch nicht. Der Normalmodus ist in wenigen Tagen durchgespielt. Alternative Wege, Dungeons innerhalb der Level? Fehlanzeige. In der Beziehung und auch in Sachen Grafik liefert Konkurrent Drakensang Online mehr und hängt zugegebenermaßen die Latte ziemlich hoch. KingsRoad wirkt verglichen mit Bigpoints Hack’n’Slash wesentlich kleiner … aber auch irgendwie niedlicher. Die Stärke von KingsRoad liegt in der gut abgestimmten Levelkurve und den Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Spielern. Wer gern gemeinsam schnetzelt und auf Beutejagd steht, ist in diesem Spiel für mehrere Stunden gut aufgehoben. Wir sind gespannt auf die Mobile-Version, die Rumble Entertainment bereits angekündigt hat.