Neben Ausflügen auf die magische Farm und einem Kurzverweis auf neue Projekte kehrt TravianGames mit Rise of Europe auch wieder zum bewährten Genre der Strategie zurück. Mit dem Browsergame Travian haben die Münchner Betreiber bereits gezeigt, wie ein jahrelang erfolgreiches Onlinespiel aussehen kann. Der neue Titel von Entwickler Perfect World entpuppt sich als komplexes Aufbauspiel, dem es an Details nicht mangelt. Noch befindet sich Rise of Europe im geschlossenen Testbetrieb und eine Hand voll auserwählter Spieler hat Gelegenheit, dieses virtuelle Europa im Mittelalter genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir sind mit von der Partie und verraten euch, was euch in den ersten Stunden erwartet.
Rise of Europe Vorschau: Lotterleben eines Adligen - von wegen!
Charmante Dame mit ungewöhnlichen Kenntnissen
Die Reise führt zurück in die Zeit der Renaissance, in der mehrere Adelshäuser um die Vormachtstellung in Europa konkurrieren. Doch die Geschichte um Fugger, Tudors und Medici gerät schon früh in den Hintergrund. Bevor sich die Truppen reicher Häuser irgendwann auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen, dreht sich in diesem Spiel alles um Stadtaufbau und Einheitenrekrutierung. Passenderweise erfahren wir zu Beginn auch nicht, welche Unterschiede zwischen den einzelnen Fraktionen bestehen, ja nicht einmal, ob es überhaupt welche gibt. Wir konzentrieren uns vollkommen auf unsere Stadt - und erhalten dabei Hilfe von ungewöhnlicher Seite. Eine kleine Prinzessin führt uns durchs Tutorial und erklärt uns, wie wir unserer Stadt zu wirtschaftlicher Blüte verhelfen. Ob die Rolle einer blutjungen Dame von Adel dazu geeignet ist, uns die tieferen Details des Städtebaus und der Ökonomie beizubringen, lassen wir einmal dahingestellt. Fakt ist, die Kleine hat's drauf, denn ohne ihre Führung wären wir schnell in den zahlreichen Menüs und Optionen verloren gegangen. Schritt für Schritt erzählt sie in charmantem Englisch von den Aufgaben eines Lords. Sie hilft bei Fragen zu Quests und beim Anheuern von Helden aus und vergisst darüber hinaus auch nicht, uns für jeden noch so kleinen Schritt ordentlich zu loben.
Der lange Alltag eines Müßiggängers
Motivationsschübe sind nicht verkehrt, denn der Tagesplan eines Lords ist echt nicht ohne. Von Anfang an gibt es viel zu tun. Während bei anderen Strategiespielen im Browser schnell die Luft raus ist und die anfängliche Bauwut der Lethargie weicht ("In zwei Stunden haben sie genügend Rohstoffe zusammen, um dieses Gebäude zu errichten"), besteht in Rise of Europe überall reges Treiben. Über Ressourcen wie Holz und Kupfergeld verfügen wir zuhauf. Tja, es hat halt Vorteile, adlig zu sein. Einem schnellen Ausbau unserer Metropole steht eigentlich nichts im Wege, denn dank einiger Gegenstände, die wir in Scharmützeln mit Barbaren erobert haben, verfügen wir schon früh im Spiel über eine erweiterte Bauschleife und den Schutz vor Angriffen anderer Spieler. Clever gemacht von den Entwicklern, da so uns selbst überlassen wird, ob wir den Noob-Schutz einsetzen wollen oder nicht.
Nachdem wir in unserer Hauptstadt einige Gebäude errichtet und den Bauerntölpeln der Umgebung gezeigt haben, dass ein Aufbegehren wider dem Adel nur ins Verderben führt, bieten sich uns immer neue Geschäftsfelder. Beispielsweise stellt die Akademie unserer Stadt eine Art Forschungszentrum für vielerlei Verbesserungen und Optimierungen dar. Wir entscheiden selbst, ob wir ein Plus bei der Rohstoffproduktion voranstellen, neue Einheitentypen erforschen oder uns primär der Stärkung einzelner Truppengattungen widmen wollen. Jedes Feld unterliegt dabei einer Begrenzung, die im folgenden Spielverlauf nach und nach angehoben wird.
In unserer Stadt laufen mehrere Figuren auf und ab, die uns weitere Entscheidungen abverlangen. Wahrsager verhelfen zu Ruhm oder Geld und leichte Mädchen bieten uns weitere, vielfältige Dienste an. In der Schmiede erlernen wir die hohe Kunst filigranen Arbeitens und den Umgang mit Zauberpulver. Mit dem Ausbau des Gebäudes ist es möglich, einzelne Ausrüstungsgegenstände in ihren Werten zu verbessern und auf die Art für einen effektiven Boost bei unseren Helden zu sorgen. Und natürlich wollen unsere Anführer mit dem neuestem Tand ausgestattet und auch selbst in ihren Fähigkeiten trainiert werden.
Held ist nicht gleich Held
Mit das Erste, was wir in Rise of Europe unternehmen, ist ein Ausflug in die lokale Schankwirtschaft. Beim Plausch mit den örtlichen Großmäulern gilt es schon früh die Spreu vom Weizen zu trennen und einen geeigneten Anführer für unsere Truppen zu gewinnen. Das Problem: Nicht jeder Held kann alles. Wir brauchen für jede Waffengattung (derer sind es fünf im Spiel) einen eigenen Kompaniechef. Mit steigendem Level sind wir in der Lage, auch mehrere Helden zu rekrutieren und sie gemeinsam in die Schlacht beziehungsweise Arena zu führen. Nicht nur unterschiedliche Gattungen in der eigenen Armee sind für einen Sieg entscheidend, auch ihre Positionierung auf dem Feld der Ehre. Klaro, Nahkämpfer in die erste Reihe, Fernkämpfer und Belagerungsfahrzeuge nach hinten. Bedenkt man noch die Einheitenspezialisierung in der Akademie und das Heldentraining ist Rise of Europe ein Fest für jeden Taktiker und Kriegsstrategen, auch wenn die Kämpfe selbst dann vollkommen automatisch ablaufen. Wozu bezahlt ein Lord denn schließlich seine Helden!
Ersteindruck: Rise of Europe ist selbst für ein Aufbaustrategiespiel ziemlich komplex. Mit Hilfe unterschiedlicher Aufgabenstellungen führen wir parallel zum Ausbau der Stadt auch Krieg in der Kampagne oder stellen uns den Herausforderungen in der Arena. Über die Botschaft halten wir Kontakt zu unseren Gildenmitgliedern und, zumindest in der aktuellen Betaphase, finden wir auf der Weltkarte jede Menge Freiraum zur Expansion unseres Einflussgebiets. Wir leveln Städte, Helden und uns selbst als Lord zu immer höheren Stufen, kümmern uns um Ökonomie und Militärwesen. Dennoch verläuft der Weg, zumindest soweit wir ihn gegangen sind, ziemlich linear. Wer's in dem Genre detailverliebt mag, wird richtig viel Spaß an Rise of Europe haben. Verzweigte Aufgabenreihen (parallele Handlungsstränge bei den Quests beispielsweise) oder generell eine Hintergrundgeschichte rund um die Adelshäuser, in die unser Spiel eingebettet wäre, sind uns aber nicht begegnet.
Nach mehreren Spielstunden haben wir uns gefragt, was das Ganze mit den Fugger, Tudors und Medici überhaupt zu tun hat, denn außer einer Entscheidung zu Beginn haben wir nichts mehr vom Kampf der reichen Pfeffersäcke um Europa mitbekommen. Auf Nachfrage betont TravianGames, dass in der aktuellen Testphase natürlich hier und da noch nachgebessert wird. Derzeit ist Rise of Europe nur auf Englisch spielbar, spätestens zum Release steht dann aber auch eine deutsche Version des Strategietitels bereit.