Mit Warface bringt Crytek - genau, das sind die Macher von Spielen wie Crysis und der CryEngine - in Kooperation mit Trion Worlds einen Free-2-Play-Shooter in AAA-Qualität auf den Markt. Bei der E3 in L.A. haben wir die Gelegenheit genutzt, um Crytek einen Besuch abzustatten und mit Franchise Producer Michael Krach über den aktuellen Stand der Dinge zu sprechen.
Warface: "Schlanke Story" für schmale Geldbeutel - E3-Interview mit Crytek
browsergames.de: Hallo Michael! Crytek hat sich in den vergangenen Jahren vor allem durch Vollpreis-AAA-Titel wie Crysis und Far Cry einen Namen gemacht und zudem Epic Games als führendem Game Engine Anbieter das Wasser abgegraben. Und jetzt entwickelt ihr mit Warface ein Free-2-Play-Onlinespiel. Wie passt denn das zusammen?
Michael Krach: Warface ist tatsächlich insofern eine Premiere für uns, als wir versuchen wollen, einen AAA-Titel in der Qualität von Crysis für so viele Spieler wie möglich zugänglich zu machen. Bei Spielen wie Crysis oder Far Cry gibt es immer gewisse Hürden, durch die viele Spieler eben nicht spielen können. Zum einen sind das finanzielle Barrieren, da man vorab 60 Euro für das Spiel hinlegen muss. Zum anderen gibt es technische Hindernisse, denn die genannten Vollpreis-Titel sind technisch sehr anspruchsvoll. Außerdem ist die Verbreitung nicht immer so groß. Bei Warface geht es wirklich darum, es so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen.
browsergames.de: Gib uns doch bitte einen kleinen Überblick, worum es in Warface geht. Wie wichtig ist die Story?
Michael Krach: Warface ist ein echt 'reinrassiger' First-Person-Shooter. Die Story spielt sich in der nahen Zukunft ab. Das Setting gewährt uns kreative Freiheiten, aber es ist definitiv kein Sci-Fi-Spiel, sondern kontemporär. Das erkennt man an den Waffen und Ausrüstungsgegenständen. Die Geschichte ist im Online-Shooter etwas schlanker gehalten als in einem Box-Titel. Die Story muss spannend sein für Leute, die sich dafür interessieren, andererseits darf sie nicht im Weg sein, wenn man sich nicht dafür interessiert.
Um die Hintergrundgeschichte mal kurz zusammenzufassen: Die Zukunft sieht nicht ganz so rosig aus, die Welt ist ein düsterer Ort geworden, die Staaten sind nicht mehr wirklich handlungsfähig, in Krisengebieten sind Söldner - sogenannte Private Military Corporations - unterwegs. Die heißen hier Blackwood. Es gibt aber noch eine kleine Einheit, die in verdeckten Missionen eingesetzt wird, an den Orten, wo's am schlimmsten zugeht. Und das ist die Warface-Unit. Das ist sozusagen der gute Gegenpol zum Bösen, also zu Blackwood. In einer Welt, die ansonsten ziemlich im Eimer ist, ums deutlich auszudrücken.
browsergames.de: Es gibt verschiedene Free-2-Play Businessmodelle. Wie wird das in Warface funktionieren? Es ist ja nicht immer ganz unproblematisch, kostenlose Onlinespiele so zu gestalten, dass sie einerseits rentabel sind, man andererseits aber die Balance hält zwischen Spielern, die kein Geld ausgeben wollen und denen, die bereit sind, ein paar Euro zu investieren.
Michael Krach: Das ist derzeit noch 'work in progress' und gerade die Economy im Spiel muss sehr länderspezifisch reguliert werden. Was in Russland und China funktioniert, muss nicht automatisch in Europa oder Nordamerika funktionieren. Zu der Pay-to-Play oder gar Pay-to-Win Problematik kann ich nur sagen, dass das heutzutage gar nicht mehr möglich beziehungsweise im Interesse des Entwicklers ist. Dafür gibt es zu viel Konkurrenz auf dem Markt. Wenn du statt Free-2-Play ein Pay-to-Win-Spiel anbietest, sind die Spieler, die nichts ausgeben wollen, nicht glücklich. Und wenn sie nicht glücklich sind, bricht deine Community zusammen. Wenn jemand fragt, ob unser Spiel Pay-to-Win ist, könnte man genauso gut fragen: 'Wollt ihr euer Spiel zerstören?' Das ist keine Option. Es gibt sicherlich Onlinespiele-Anbieter, die diesen Fehler - womöglich unbewusst - begehen, aber das haben wir nicht vor.
Als Beispiel: Wir haben Progression Boosts im Spiel, bei denen es auch wieder um den Abbau von Hürden geht. Wenn jemand beispielsweise von Freunden zum Spielen eingeladen wird, er ist Level 1, die anderen Level 50, dann ist da erstmal eine Hürde vorhanden. Der Spieler wird schnell wieder gehen, wenn wir ihm nicht die Möglichkeit geben, zu seinen Freunden aufzuschließen. Außerdem gibt es Coins, die auch sehr im Trend liegen. Wenn man zum Beispiel im Coop Modus (PvE) von der AI getötet wurde und nicht wieder ganz von vorne anfangen will, kann man sogenannte Revive-Coins einsetzen nach dem altbekannten Motto 'Insert Coin, restart right here'. Das werden wir unseren Spielern auch anbieten. Das wird super angenommen, ist in keiner Weise verpflichtend und dient im Prinzip nur der Bequemlichkeit
browsergames.de: Du hast die PvE-Modi schon angesprochen, das ist in Free-2-Play-Shootern noch nicht so verbreitet. Warum habt ihr euch dafür entschieden?
Michael Krach: Weil's einfach Spaß macht. Koop erfreut sich nicht ohne Grund seit Jahren wachsender Beliebtheit. PvE ist außerdem ein großartiger Weg, ins Spiel zu finden. Wenn man neu im Spiel ist, zockt man zuerst PvE, denn dann sind die anderen Spieler da um zu helfen und zu unterstützen - anders als in PvP. Das macht die ersten Stunden leichter und es bringt mehr Spaß, als wenn man direkt in ein 8vs8 Team-Deathmatch geschleudert wird.
browsergames.de: Wird es eine Art Editor geben, womit man eigene Maps erstellen kann, oder kommen neue Inhalte ausschließlich von euch?
Michael Krach: User-generated Content ist ein sehr spannendes Thema. Wir entwickeln schließlich die CryEngine, von daher liegt's in unserer DNA, dass wir uns freuen, wenn andere Leute Dinge kreieren. Im initialen Launch ist das für Warface nicht geplant, aber wir möchten es keinesfalls ausschließen.
browsergames.de: Wie sieht denn nun der Release-Plan für Warface in Europa aus? Die Teaser-Webseite ist ja schon online.
Michael Krach: Stimmt, man kann sich auf der Webseite warface.com schon für die Closed Beta registrieren und wenn man einen Nickname hat, der einem lieb und teuer ist, dann rate ich dazu, sich schnell zu registrieren. Eine genaue Timeline gibt's noch nicht, aber es wird bald losgehen.
browsergames.de: Wir sprechen aber schon von diesem Jahr, oder?
Michael Krach: ... bald :)