In Mars Tomorrow ist der Rote Planet längst besiedelt, dennoch gibt es viel zu tun - und zu lernen.
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Test: Das Leben auf dem Mars ist nicht leicht
Die Kolonisierung des Mars ist noch Zukunftsmusik. Aber in Büchern, Filmen und Spielen wurden schon oft Menschen auf den Roten Planeten entsendet, um ihn zu erforschen und dort eine Kolonie zu errichten. Das kostenlose Online-Spiel Mars Tomorrow geht auch in diese Richtung, allerdings übernehmt ihr hier nicht die Rolle der Pioniere, die ihre ersten Schritte auf dem Mars versuchen.
Stattdessen startet ihr euer Abenteuer zu einem Zeitpunkt, wo es bereits zig Kolonien auf dem terrestrischen Himmelskörper gibt, der der Erde am nächsten ist. Ihr baut auch keine eigene Basis, sondern habt ein Habitat innerhalb einer Kolonie, in der auch andere Spieler leben. So werdet ihr recht schnell feststellen, dass Mars Tomorrow weniger Aufbauspiel und viel mehr Wirtschaftssimulation ist.
Weniger bauen, mehr transportieren
Wenn es um das eigentliche Bauen geht, beschränkt euch der Titel des Kölner Entwicklerstudios gamefabrik auf einen Bildschirm, in dem ihr auf fest vorgegebenen Plätzen Einrichtungen wie einen Hangar, Lager oder Apartments für eure Einwohner errichtet. Wer Lust auf ein Spiel hat, in dem man sich als Schönbauer so richtig austoben kann, ist bei Mars Tomorrow an der falschen Adresse. Aber diese Leute sind eben auch nicht die Zielgruppe, die gamefabrik ansprechen möchte.
Die Rheinländer peilen eher diejenigen an, die früher gerne Titel wie Transportgigant gespielt haben. Vornehmlich geht es nämlich darum, Waren von A nach B zu transportieren und damit Geld zu verdienen. Ihr baut Transporter, erschließt Routen zu anderen Kolonien oder unterschiedlichen Einrichtungen, die Ressourcen produzieren, und sorgt so dafür, dass eure Heimatbasis wächst.
Ressourcen fördern Wachstum
In Mars Tomorrow gibt es mehr als 50 unterschiedliche Produkte – von Salz und Wasser über Nahrung, Glas und Kohlenstoff hin zu „exotischeren“ Dingen wie Siliziumdioxid oder Ammoniak. Um eine Ressource in eure Kolonie zu karren, richtet ihr eine Transportroute ein. Euer Transportwagen wird dann dauerhaft zwischen eurer Heimat und der jeweiligen Fabrik beziehungsweise Mine hin- und herfahren. Für jede Route in dem Sci-Fi-Spiel braucht ihr ein eigenes Fahrzeug und es gibt Vehikel in unterschiedlichen Ausführungen. Denn nicht jedes Modell kann alle Arten von Waren transportieren.
Symbole, die über eurer Kolonie schweben, signalisieren euch, welche Güter gerade am dringendsten gebraucht werden. So wisst ihr immer, was zu tun ist. Werden die Bedürfnisse gestillt, ziehen neue Bewohner ein und die Basis wächst. Zudem spült der Transport von Produkten Geld in eure Kassen, sodass ihr euer Habitat ausbauen und euch bessere Transporter leisten könnt, um wiederum wertvollere Ressourcen in eure Kolonie schaffen zu können. Beim Spielfortschritt spielt auch die Forschung eine große Rolle. Hierüber lassen sich zum Beispiel bessere Motoren freischalten, damit eure Transporter schneller fahren. Außerdem könnt ihr Anteile von Fabriken und Minen kaufen, so dass eure Fahrzeuge eine höhere Priorität beim Be- und Entladen genießen als die der anderen Spieler.
Wettstreit der Kolonien
Die Langzeitmotivation entsteht in Mars Tomorrow nicht nur durch die Dinge, die ihr im Spielverlauf freischaltet. Letztendlich dient all das, was ihr in dem Multiplayer-Spiel macht, dem Wohl eurer Kolonie. Ihr wollt, dass sie immer größer wird, damit sie in der Rangliste vor allen anderen steht. Daran arbeitet ihr gemeinsam mit den Spielern, die ebenfalls eure Kolonie bewohnen. Auch wenn ihr nicht Teil einer Gilde seid, verfolgt ihr also zusammen mit anderen Leuten ein gemeinsames Ziel.
Dieser Konkurrenzkampf der Kolonien ist das Salz in der Suppe bei Mars Tomorrow. Dabei beschränkt sich das Spiel auf die wirtschaftlichen Aspekte. Kämpfe oder Ähnliches gibt es nicht. Dafür sorgen die unterschiedlichen Phasen für zusätzliche Spannung: Das Spielgeschehen ist in acht solcher Phasen eingeteilt, jede dauert zehn Tage. Sobald eine neue Epoche startet, erhaltet ihr Zugriff auf neue Produkte, Fahrzeuge und Forschungen. Nach den acht Phasen fängt das Spielchen von vorne an. Mars Tomorrow ist also kein Endlosspiel, sondern in einzelne Runden unterteilt, ähnlich wie Rail Nation.
Alleingelassen auf dem Mars
Spielmechanisch macht Mars Tomorrow vieles richtig. Mit seinem Konzept setzt es sich von vielen anderen Browsergames ab und dank regelmäßiger Belohnungen ist Langzeitmotivation garantiert. Problematisch ist jedoch, dass das Spiel euch den Einstieg alles andere als leicht macht. Beim Start gibt es zwar ein kurzes Tutorial, doch das endet viel zu früh. Uns ging es so, als hätte das Spiel uns bis dahin gerade mal zehn Prozent seines Gameplays erklärt. Zwar könnt ihr im Nachhinein immer noch eine kleine Helferdrohne (quasi das Äquivalent zu Karl Klammer von Microsoft Word) um Rat fragen, dennoch lässt euch Mars Tomorrow sehr alleine, wenn es darum geht, die einzelnen Mechaniken zu verstehen. Da heißt es wohl: „Learing by doing.“ Gerade in einem so komplexen Spiel sollte das eigentlich nicht der Fall sein.
Für Freude sorgt dafür die Technik. Mars Tomorrow ist eines der heutzutage immer noch seltenen Browsergames, das komplett in 3D gehalten ist. Im Vergleich mit Client-Spielen zieht es logischerweise den Kürzeren, aber die frei dreh- und zoombare Karte und die Modelle von Gebäuden und Fahrzeugen können sich für einen Titel, der auf Flash basiert, sehen lassen. Darüber hinaus schafft er es, die richtige Stimmung aufzubauen. Der Mars ist eine leere, trostlose Einöde, in der sich nur Sand und Stein finden lassen. Dazu passt die melodielose Hintergrundmusik mit ihren langgezogenen Synthesizer-Tönen sehr gut: Witziges Detail: Der Habitatbildschirm ist mit einer Soundkulisse untermalt, bei der wir uns ziemlich sicher sind, dass sich die Entwickler mit einem Mikro in die Kölner Innenstadt gestellt haben. Wirkt das authentisch? Nicht wirklich, aber uns brachte es zum Schmunzeln.
Fazit
Mars Tomorrow macht es dem Spieler am Anfang nicht leicht. Nach dem sehr kurzen Pflichtteil des Tutorials steht man erst mal da und fragt sich: „Äh, und was soll ich jetzt machen?“ Das Spiel erklärt viel zu wenig, so dass ihr schon fast dazu gezwungen seid, euch anderswo Hilfe zu suchen. In dem Aspekt ist es nicht hilfreich, dass Mars Tomorrow eine recht komplexe Wirtschaftssimulation mit ordentlich Tiefgang ist. Generell finden wir das Konzept aber sehr gut. Das Spiel hat jede Menge zu bieten und belohnt jeden, der bereit ist, etwas Einarbeitungszeit zu investieren, mit einem motivierenden Gameplay. Noch dazu macht es technisch eine sehr gute Figur und wirkt hochwertiger als so manch anderes Browsergame. Wenn ihr also etwas Zeit und Geduld mitbringt und nicht auf der Suche nach einem klassischen Aufbauspiel seid, könnte Mars Tomorrow euer Spiel für lange Abende sein.
- Reichlich Tiefgang
- Motivierende Progression
- Gelungene Mars-Atmosphäre
- Hübsche Grafik
- Spiel erklärt zu wenig