Ubisofts EndWar erhält einen kostenlos spielbaren Online-Ableger. Das Strategiespiel für Konsolen überraschte 2008 mit einer Sprachsteuerung, nun versucht das chinesische Entwicklerstudio mit einem Browsergame neue Akzente in der Reihe zu setzen. Lediglich das Szenario in EndWar Online ist gleichgeblieben: Im Jahr 2030, also zehn Jahre nach dem Dritten Weltkrieg im Vorgänger, herrschen immer noch Konflikte zwischen den Fraktionen Europa, USA und Russland. Ansonsten erinnert wenig an Tom Clancy’s EndWar, insbesondere was die spielerische Neuausrichtung des Free-to-Play-Titels angeht: eine Mischung aus Aufbauspiel und kurzweiligen Tower-Defense-Runden. Erklärtes Ziel von Ubisoft Shanghai ist es, damit eine Größe im E-Sport zu werden. Auf dem Digital-Day-Event, das vor wenigen Tagen in Paris stattfand, hat der Spielekonzern EndWar Online zum allerersten Mal der angereisten Presse vorgestellt. Und so viel vorweg: Was uns da präsentiert wurde, sah schick aus! Nach ein paar Runden PvP hatten wir auch Gelegenheit zu einem Plausch mit den Entwicklern.
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EndWar Online Vorschau: Leichte Kost für die Massen?
Kommandanten mit Managerqualitäten
Das Spiel beginnt mit der Wahl der Fraktion. Vorerst sind nur zwei Kriegsparteien verfügbar. Die dritte Fraktion auf dem nordamerikanischen Kontinent kommt voraussichtlich zur offenen Testphase hinzu. Je nachdem, welche Fraktion wir wählen, finden wir uns entweder im zerstörten Paris oder als Anführer der russischen „Spetznatz“ wieder. Unser Hauptquartier ist die Managerebene des Spiels.
Hier widmen wir uns dem Aufbauteil: Wir rekrutieren Generäle, „war heroes“ genannt, rüsten Truppen aus und richten unsere Heimatstadt wieder her. Wir erforschen neue Technologien, craften und spezialisieren unsere Kriegshelden in eigenen Talentbäumen. Die dafür nötigen Rohstoffe und Erfahrungspunkte erspielen wir in Missionen. Zu Beginn werden nur fünf der Generäle einsetzbar sein, dutzende weitere können wir im Spielverlauf aber sammeln. Damit ist das Langzeitziel abgesteckt, denn um zig Kommandeure gleichermaßen zu skillen, brauchen wir ordentlich Sitzfleisch. Jeder Held ist einer bestimmten Truppenart zugeordnet. Insgesamt neun dieser Klassen bietet EndWar Online. Neben den üblichen Verdächtigen wie Infanterie, Panzer und Helikoptern stehen uns auch Drohnen, Bomber und Anti-Luftstreitkräfte zur Verfügung. Die Einheiten kaufen wir uns jedoch nicht einzeln wie in anderen Echtzeitstrategietiteln. Vielmehr sind die Gattungen an unsere Kriegshelden gebunden. Ihr Einsatz hängt beispielsweise davon ab, ob wir den Anführer mit ins Gefecht nehmen oder nicht.
500 Solo-Missionen und Fraktionskriege
Die Weltkarte ist die zweite Ebene des Spiels. Statt großflächigen Kriegen rund um den Globus konzentrieren wir uns auf regionale Kämpfe und die Kontrolle einzelner Gebiete. Innerhalb eines Zeitfensters konkurrieren wir um die Hoheit kleinerer Landstriche, beispielsweise Teile Norwegens. Stellt sich unsere Fraktion in zahlreichen Runden als die siegreichste heraus, gewinnen wir die Hoheit über das Gebiet und verfügen im Anschluss eine Zeit lang gemeinsam über die Ressourcen. Da Kapazitäten begrenzt sind, müssen wir uns entscheiden, ob wir unsere Kräfte in einem Gebiet bündeln oder an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen. Es geht also eher darum, die von jahrelangen Kriegen geschundenen Kontinente wieder zu einen anstatt Macht über die gesamte Welt zu erringen.
Name:
Tom Clancy‘s EndWar Online
Entwickler:
Ubisoft Shanghai
System:
PC, direkt im Browser via Flash
Aktueller Entwicklungsstand:
kurz vor „Friends&Family“-Testphase
Erscheint voraussichtlich am:
Closed Beta Ende 2013, offene Beta Anfang 2014
Sprache:
zunächst auf Englisch, deutsche und französische Sprachversionen kurz darauf
Zum Betastart stehen laut Ubisoft 10 Einzelspieler-Kampagnen mit je 50 Missionen bereit, die nacheinander angegangen werden können. Dieser recht umfangreiche PvE-Bereich dient in erster Linie dazu, Erfahrung für unsere Helden zu sammeln und für die Spieler-gegen-Spieler-Auseinandersetzungen fit zu machen. In den PvP-Auseinandersetzungen gewinnen wir hingegen überhaupt keine XP. Dafür werden wir für erfolgreiche Einsätze mit besonderen Ressourcen belohnt. Für das Matchmaking sind zunächst unser Spielerlevel und dann der Rang entscheidend. Doch wie wird nun eigentlich gekämpft?
Eher Turmverteidigung als Echtzeitstrategie
Statt groß angelegte Schlachten à la Command & Conquer erwartet uns in den 1-gegen-1-Auseinandersetzungen ein stark vereinfachtes Gameplay. Schnelle, kurze Runden waren das Ziel der Entwickler. Ein Kampf dauert daher nur drei bis fünf Minuten. Gewonnen wird nach dem gewohnten Stein-Schere-Papier-Prinzip: Panzer nehmen leichtere Fahrzeuge auseinander, werden aber von Luftstreitkräften aufgerieben. Diese wiederum haben keine Chance gegen Antiluft-Raketen. Und so weiter. Infanterie hat gegen jede andere Truppengattung schlechte Karten, dafür können wir mit ihr Außenposten einnehmen. Und damit bringen wir zusätzliche Einheiten aufs Schlachtfeld. Wenn gar nichts mehr hilft, haben wir immer noch ein paar Luftschläge in der Hinterhand.
Inspiriert wurde das Ganze von Kartenspiel- und MOBA-Elementen, so die Entwickler auf dem Ubisoft-Event. Mit zwei gegnerischen Basen und drei festgetrampelten Wegen erinnert der Aufbau in der Tat an Arenakampfspiele wie League of Legends. Unsere Generäle finden wir am südlichen Bildschirmrand. Diese greifen aber nicht selbst ins Geschehen ein, sondern ermöglichen den Spawn einer bestimmten Anzahl an Einheiten des zugeordneten Typs. Es geht letztendlich darum, den nächsten Schritt des Gegners vorauszusehen und die darauf passende Antwort bereit zu haben. Sollten beide Basen nach Ablauf der Zeit noch stehen, gewinnt derjenige, der sich besser geschlagen hat.
Grafik top, Free-to-Play-Details tba?
Mit EndWar Online beweist Ubisoft ein weiteres Mal, was mit Flash im Browser möglich ist. Wie zuvor schon Anno Online und Die Siedler Online setzen die Entwickler in Sachen Grafik voll auf Adobes Web-Technologie. Umgebung wie 3D-Objekte sind detailliert und realistisch dargestellt. Leider ist die Kameraposition fix, ein Perspektivwechsel damit bis auf weiteres ausgeschlossen. Die Macher vertrösten in der Beziehung auf die ferne Zukunft, im Moment liege der Fokus nicht auf "fancy feature" dieser Art. Immerhin zoomen ist drin, auch wenn wir für den Überblick eh nicht so nah ans Geschehen wollen.
Mit Details zum Bezahlsystem hält Ubisoft derzeit noch hinterm Berg. Den Entwicklern zufolge gilt aber auch für EndWar Online die Fairplay-Strategie aller Ubisoft-Onlinespiele. Wir können also davon ausgehen, dass sich alle Inhalte auch ohne Echtgeldeinsatz erspielen lassen. Ersteindruck:
Hardcore-RTSler werden bei EndWar Online nach zehn Minuten die Nase rümpfen, wenn sie so etwas wie Command and Conquer im Browser erwartet hatten. Auf den ersten Blick wirkt Ubisofts neues Strategiespiel ziemlich simpel. Das MOBA-inspirierte Kampfsystem ist schnell kapiert und eingängig. Genau darin liegt aber auch der Reiz: kostenlos und ohne Installation, dazu kinderleichter Einstieg mit guter Grafik. Wenn jetzt noch die Free-to-Play-Balance hinhaut, besitzt das Onlinespiel gute Voraussetzungen, exakt das zu bekommen, was der EndWar-Reihe bislang schmerzlich verwehrt blieb: viele Spieler.