Die Welt der Browser- und Free-to-Play-Games ist groß und weit. Einen Löwenanteil dabei machen Rollenspiele aus. Meist dreht es sich um Fantasythemen oder Science-Fiction. Die meisten haben eins gemeinsam: Sie sollen ein besonders breites Publikum ansprechen. Einige Titel richten sich aber auch explizit an Erwachsene. Wie zum Beispiel Requiem. Bevor wir überhaupt auch nur auf die Webseite kommen, müssen wir durch einen Alterscheck. Bei Spielen, die nur im englischsprachigen Ausland offiziell vertrieben werden, hat das noch einen gewissen Seltenheitswert. Das Spiel muss ja unglaublich verstörende Inhalte bieten, wenn der Publisher von sich aus eine Alterssperre vorgibt. Wir haben uns genau aus diesem Grund ein wenig genauer in der Welt von Requiem umgeschaut.
Requiem Test: Blutiges Morden mit viel nackter Haut
Mit einem Nackedei in die Welt Ethergia
Requiem lässt sich auf drei verschiedene Arten spielen. Entweder man lädt sich den Spielclient herunter, nutzt die Facebook-App oder startet das Spiel mittels Kalydo-Player direkt im Browser. Als browsergames.de steht es natürlich außer Frage, welche Version wir bevorzugen. Wir lassen das Blut direkt aus Firefox und Co. spritzen. Und Requiem ist blutig, aber dazu später mehr. Erst einmal müssen wir uns einen eigenen Charakter erstellen und dabei stoßen wir auf das zweite optische Kernelement des Spiels. Die Spielfiguren, egal ob Männlein oder Weiblein, sind allesamt nahezu nackt. Spielebetreiber Gravity Interactive bettelt nicht nur um eine erwachsene Zielgruppe, sie gehen gleich mit der Brechstange vor. Also basteln wir uns fix eine adäquate Heldenfigur zusammen. Neben diversen optischen Gestaltungsmöglichkeiten steht für uns auch die Wahl einer Rasse an. Diese ist entscheidend für den weiteren Spielverlauf, beeinflusst sie doch unsere zukünftige Entwicklung. Wir dürfen uns zwischen vier verschiedenen Rassen entscheiden. Neben den ausbalancierten Turan gibt es die geistig und körperlich starken Kruxena, die mächtigen Bartuk und die intelligenten Xenoa. Zudem lässt sich jede Rasse auf vier Arten spezialisieren, je nachdem, welcher Skilltree einem mehr zusagt. Es beginnt also ziemlich klassisch wie auch in anderen Online-Rollenspielen.
Geschichte? Egal, es wird eh ein Gemetzel!
Zu einem guten Rollenspiel gehört eigentlich auch eine passende Geschichte. Worum geht es also in Requiem Memento Mori? Das ist zunächst gar nicht so einfach herauszufinden. Das Spiel selbst wirft uns direkt in die Welt Ethergia ohne irgendwelche Erklärungen. Weshalb wir hier sind, was uns antreibt und für wen wir überhaupt in die Schlacht ziehen, wird mit keiner Silbe erwähnt. Präsentation? Fehlanzeige! Es hilft nur ein kurzer Blick auf die offizielle Webseite. Was uns da erwartet, ist aber keinen Deut besser. Die Geschichte scheint den Entwicklern irgendwo zwischen ihren eigenen vier Wänden und dem Weg ins Büro eingefallen zu sein. Kurzum geht es um die Durchführung eines gewissen Thanatos-Projekts, das in einer alles zerstörenden Explosion den gesamten Kontinent von Ethergia auseinandergerissen und in Ödland verwandelt hat. In dieser Welt müssen wir uns nun zurecht finden. Wir retten keine Prinzessin oder erlösen einen anderen Charakter von seinem Fluch oder etwas in der Art. Dafür arrangieren wir uns sowohl mit Fantasy- als auch Steampunk-Elementen.
Alles wie gehabt, oder doch nicht?
Der Aufbau des Spiels folgt der üblichen Formel für Rollenspiele. Wir haben eine große Oberwelt mit Städten, Dörfern, diversen Nicht-Spieler-Charakteren und mehr sowie verschiedene Dungeons. Zudem befinden sich in der Welt von Ethergia eine Menge ekelhaft aussehender Gegner, die ihrem Anschein nach direkt aus der Hölle an die Oberwelt gekrochen sind. Hautlose Krieger, blutsaugende Fledermäuse oder Kettenhunde so weit das Auge reicht. Was in der Anfangszeit noch sehr abwechslungsreich aussieht, entpuppt sich aber im Spielverlauf als ziemlich eintönig, denn je weiter wir voranschreiten, umso fällt auf, dass sich ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch die Namen der Kreaturen ändern. Wir bekommen, ausgenommen der richtig fiesen Gegner, nach ein paar Stunden in dieser Hinsicht kaum mehr Überraschungen zu sehen. Wobei, so ganz stimmt das auch wieder nicht. Requiem verfügt über eine Eigenschaft, die es von anderen Rollenspielen ein wenig abhebt. In der Nacht tauchen die sogenannten Nightmare Monster auf, die es wirklich in sich haben. Während wir einen Großteil des Spiels zwar allein durchspielen können, ist bei diesen finsteren Zeitgenossen Teamwork gefragt. Allein haben wir gegen sie keine Chance, es sei denn, wir sind unglaublich talentiert und haben eine Menge Dusel. Im Gegenzug winken für das Besiegen eines Nightmare Monsters aber besonders wertvolle Gegenstände und Items. Harte Kämpfe werden eben fürstlich belohnt.
Herausforderung gesucht? Ab in einen Dungeon!
Zum Glück tauchen diese Monster aber nur zu bestimmten Zeiten auf. Den Rest des Tages und der Nacht können wir relativ sicher durch die Welt streifen, denn wenn, dann greifen wir die Monster an. In den Dungeons sieht das allerdings anders aus. Hier wird unsere pure Anwesenheit als Bedrohung aufgefasst. Angreifen, Ausweichen und im richtigen Moment Weglaufen sind unsere Mittel zum Erfolg oder Scheitern. Sollten wir tatsächlich das Zeitliche segnen, können wir uns entweder von einem Mitspieler wiederbeleben lassen oder wir starten am nächstgelegenen Respawn-Punkt neu. Daher empfiehlt es sich, einen Dungeon nur in der Gruppe zu besuchen. Das ist neben den Nightmare-Monstern ein zusätzlicher Grund, sich überhaupt mit anderen Spielern zusammenzutun.
Viele Personalisierungsmöglichkeiten vorhanden
Wie in jedem Rollenspiel gehört es auch in Requiem Memento Mori zum guten Ton, möglichst viele Personalisierungsoptionen zu bieten. Neben dem normalen Aufleveln, sprich wir sammeln unsere Erfahrung beim Kämpfen und beim Lösen verschiedener Aufgaben, gibt es auch die Alternative, unseren Charakter zu spezialisieren. Für jede Rasse gibt es, wie eingangs erwähnt, vier Wege. Je nachdem, für welche Anfangseigenschaft wir uns entschieden haben, können wir aber nur zwei verfolgen. Wollen wir alle Fähigkeiten ausprobieren, müssen wir uns einen neuen Helden erstellen. Darüber hinaus preist Entwickler Gravity ein einzigartiges DNA-Feature an. Das ist aber nichts weiter als ein passives Fähigkeitensystem, mit dem wir sekundäre Eigenschaften unserer Spielfiguren ausbilden. Nett verpackt, aber altbekannt. Deutlich mehr Abwechslung verspricht da schon das Possession-Beast-Feature. Ab Level 23 haben wir die Möglichkeit, uns in ein Monster zu verwandeln und dann bricht die Hölle los. Wir sind stärker, schneller und, was viel wichtiger ist, blutrünstiger als mit unserem normalen Charakter. So geht das Metzeln ein wenig spaßiger von der Hand.
Was bekommen Premium-Spieler eigentlich?
Als Premium-Spieler erhalten wir eine höhere Drop-Rate von Items, eine regionale Chat-Option und wir verlieren weniger Erfahrungspunkte beim Tod sowie weitere minimale Vorzüge. Oder anders ausgedrückt, wir leveln einfach ein wenig schneller hoch als der Otto-Normal-Spieler.
Technisch etwas angestaubt, aber mit einer guten Atmosphäre
Vom technischen Standpunkt können wir nicht allzu viel erwarten. Requiem Memento Mori ist nicht mehr das jüngste Spiel und das sieht man dem Titel auch an. Wo andere Spiele mit Details en masse punkten, zeigt uns die Welt von Ethergia ihre kahle Seite. Zudem sind die Animationen sehr limitiert, was sich im zunehmenden Spielverlauf als immer störender zeigt. Eine festgelegte Abfolge von Laufanimationen reicht einfach nicht und sieht zudem sehr hölzern aus. Dafür kann die düstere Atmosphäre überzeugen, sowie eine ordentliche Weitsicht. Der akustische Bereich ist dagegen nicht ganz so stark gealtert wie die Optik. Stimmungsvolle Melodien, grunzende Monster und ein paar vereinzelte Schreie erzeugen eine herrlich morbide Geräuschkulisse.
- anderes Setting, düstere Atmosphäre
- ein Fest für Gore-Fans
- läuft im Browser, auf Facebook und als Download
- Nightmare-Monster
- richtet sich nur an Erwachsene
- viel Grinding
- nicht existente Geschichte
- schlampige englische Umsetzung
- auf Dauer eintönig
Fazit:
Requiem ist mal etwas anderes und hebt sich erfrischend vom Rest der Fantasy-Rollenspiele ab. Allerdings merkt man dem Spiel an, für welchen Markt es eigentlich konzipiert ist. Asiatische Spieler haben andere Vorlieben als europäische und amerikanische. Das Grinden steht bei Requiem Memento Mori absolut im Vordergrund. Auf eine großartige Präsentation der Geschichte wird deshalb auch verzichtet. Zudem ist die englische Übersetzung und deren Implementierung äußerst halbherzig vollzogen worden. So werden Wörter einfach abgeschnitten und in der nächsten Zeile fortgesetzt. Wenn man schon keine ausgefeilte Geschichte erzählt, sollte wenigstens das Lesen flott gehen. Denkste! So bleibt unter dem Strich nur ein typischer Oberwelt- und Dungeon-Crawler mit einem anderen Setting und viel nackter Haut.