Gutachter, die zurzeit den Münchener Kunstfund untersuchen, haben auch Videospielkunst unter den sichergestellten Werken gefunden. Darunter befinden sich unter anderem Konzeptzeichnungen der ersten Pokémon und eine Cover-Art für eine überarbeitete Version von “E.T. the Extra-Terrestrial” für den Atari 2600. Vor Kurzem wurde bekannt, dass ein Münchener jahrzehntelang über 1400 Kunstwerke in einer heruntergekommenden Wohnung gehortet hatte.
Quatsch am Dienstag: Pokémon-Skizzen im Münchener Kunstfund entdeckt
Der im Münchener Stadtteil Schwabingen entdeckte Schatz des Kunsthändlersohns Cornelius Gurlitt enthält bisher unbekannte Werke von Künstlern wie Pablo Picasso, Max Beckmann und Marc Chagall. Offiziell wird Gurlitt wegen Steuerhinterziehung angeklagt, allerdings vermuten Ermittler unter der Sammlung seines Vaters auch vom NS-Regime rechtswidrig erworbene Gemälde. Nun wurde jedoch bekannt, dass sich auch Gaming-Kunst unter diesen spektakulären Entdeckungen befindet. Die Fahnder hätten beispielsweise nie veröffentlichte Konzeptzeichnungen des Pokémon-Erfinders Satoshi Tajiri zutage gefördert.
Die Zeichnungen zeigen erste Entwürfe verschiedener, teilweise nie verwirklichter Pokémon und ihrer Eigenschaften. Das detaillierteste Bild hat der Künstler nicht nur signiert, sondern mit zahlreichen Notizen versehen, die das Taschenmonster beschreiben. Das Pokémon erinnert optisch an eine Spirituosenflasche und trägt den Namen "Sakenomi", was auf japanisch so viel wie “Säufer” bedeutet. Seine glasigen Augen, eine Bierflasche in der Hand und ein Fanschal des Fußballvereins Verdy Kawasaki erwecken den Eindruck eines betrunkenen Hooligans. Satoshi erkannte wohl selbst, dass die Idee sich in den kinderfreundlichen Spielen kaum hätte umsetzen lassen, was der Grund für das am linken Bildrand notierte Wort "Risiko" zu sein scheint. Als noch bemerkenswerter gilt unter Experten jedoch das Cover-Art für eine Neuveröffentlichung des legendären Spiels "E.T. the Extra-Terrestrial".
Die Originalversion des Spiels erschien 1982 für die Konsole Atari 2600 und gilt unter vielen Kritikern als eines der schlechtesten Spiele aller Zeiten. Die Produzenten sollen auf so vielen Spielmodulen sitzen geblieben sein, dass ein Teil davon in einer Deponie vergraben werden musste. Das zum Münchener Kunstfund gehörende Cover-Art beweist, dass Nintendo zumindest kurzzeitig an einer Neuauflage des Flops gearbeitet haben muss. Das Spielmodul, auf dem sich das Label befindet, ist ein Dummy, allerdings befinden sich auf der Rückseite Notizen, die einen groben Überblick über das Spiel geben. Der Autor vergleicht das Gamplay mit der Action-Adventure-Serie "The Legend of Zelda" und nennt für diese Zeit beeindruckende, technische Daten.
Eine Liste der verantwortlichen Gutachter, die alle in Gurlitts Wohnung sichergestellten Werke umfasst, enthält weitere Gaming-Kunstwerke, zu denen jedoch noch keine Details bekannt sind. Sie umfasst unter anderem die Stücke "Storyboard - Half Life 3", "Skript - Shemue 3" und "Porträt - Master Chief without Armor".
Quelle: Konrad Kujau, auf jeden Fall lebendiger, angesehener Kunstexperte