Interpol hat heute im Rahmen einer Großoffensive gegen betrügerische Online-Gamer mehrere Razzien und Verhaftungen durchgeführt. Der Sprecher der internationalen Organisation bestätigte auf Anfragen von Quatsch am Dienstag, dass die Aktionen in mehreren EU-Ländern Ergebnis mehrjähriger Ermittlungen im Gamer-Milieu seien. Den Verdächtigen wird vorgeworfen, mit Spielen wie FarmVille 2, Need for Speed World und Warface Geldbeträge in Millionenhöhe ergaunert zu haben.
Quatsch am Dienstag: Onlinegamer betrügen Staat und EU
Lyon - Deutschland, andere EU-Mitgliedsstaaten und die Europäische Union selbst wurden Opfer zahlreicher Betrugsfälle in Verbindung mit Onlinegames. Das gab Interpol heute bekannt, nachdem die Organisation gegen internationale Kriminalität im Laufe der letzten Tage Großaktionen gegen die Beschuldigten durchgeführt hatte. In den vergangenen Tagen wurden mehrere Razzien in Internetcafés und auf LAN-Partys durchgeführt, bei denen vermeintlich kriminelle Gamer festgenommen wurden. Sie stehen im Verdacht, sich mithilfe von Onlinegames mehrere Millionen Euro von Staat und EU erschlichen zu haben. Ein rumänischer Betrügerring hat beispielsweise Agrarsubventionen von über 500.000 Euro kassiert - für ihren digitalen Bauernhof im Facebook-Spiel FarmVille 2.
Die Europäische Union zahlt zur Unterstützung der europäischen Landwirtschaft jährlich mehrere Milliarden Euro an Bauern. Die Rumänen wollten offenbar ein Stück vom Kuchen abhaben und beantragten Unterstützung für ihre rund 1.800 digitalen Kühe. Mit gefälschten Unterlagen und professionell aufbereiteten Screenshots konnten sie die Agrarbehörde drei Jahre lange über den Tisch ziehen. Aufgeflogen ist der Coup nur wegen der fehlenden Fachkunde der Betrüger. Für eine Qualitätskontrolle durch die EU schickten sie eine Milchprobe ein, die sich nach aufwendiger chemischer Analyse als Müllermilch mit Banane-Kirsch-Geschmack entpuppte. Die rumänischen Facebook-Bauern sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs.
Auch in Deutschland gab es Fälle von Onlinegaming-Kriminalität. Am Samstag stürmte die Berliner Polizei ein Internetcafé in Neukölln. Von dort aus hatte eine Gruppe junger Männer und Frauen im Zeitraum vom 14. Januar bis zum 31. Dezember 2009 knapp 800.000 Euro Umweltprämie vom deutschen Staat erbeutet.
Die so genannte “Abwrackprämie” von 2.500 Euro wurde an Bürger gezahlt, die ihr altes Fahrzeug zugunsten eines Neuwagens nachweislich hatten verschrotten lassen. Um davon zu profitieren, hatte die Berliner Betrügerbande fast 320 Accounts bei dem Online-Rennspiel Need for Speed World erstellt und wieder gelöscht. Die Bestätigungsmails, in denen Publisher EA die digital “verschrotteten” Autos detailliert auflistet, wurden von Urkundenfälschern so umgestaltet, dass die zuständigen Beamten sie als offiziellen Verschrottungsnachweis akzeptierten.
Interpol ermittelt in weiteren, ähnlichen Fällen. Ein Dreizehnjähriger aus Marseille soll mit seinem Account für World of Tanks die Lieferung von 72 Kampfpanzern an die französische Armee bei einem britischen Rüstungsunternehmen in Auftrag gegeben haben.
Quelle: Inspektor Clouseau, der beste Mann bei Interpol