Es ist ja schon ein bisschen ärgerlich: Da hat man sich gerade den Namen eines Spiels gemerkt, es vielleicht auch schon angezockt oder gar eine Preview geschrieben im Schweiße seines Angesichts, und dann sowas: "Liebe Community, leider müssen wir die Server von Spiel XY am Monatsende abschalten. Wir danken für eure Treue. Wollt ihr nicht vielleicht lieber Spiel Z spielen?" Auch 2011 haben wieder etliche Onlinegames das Zeitliche gesegnet. Mal mehr, mal weniger überraschend. Besonders traurig ist das natürlich immer für die Spieler selbst, die viel Zeit in ihre Accounts gesteckt haben und plötzlich in ein tiefes Zeitvertreib-Loch fallen. Wir wollen nun keinesfalls Salz in die Wunden von Spielern und Publishern streuen, sondern lediglich der 2011 offline gegangenen Browser- und Clientgames noch einmal kurz gedenken.
Der browsergames.de-Jahresrückblick: Außer Spesen nix gewesen - Diese Spiele haben 2011 nicht überlebt
Man muss auch mal was riskieren: Poisonville
Wir sind froh, dass es Poisonville gab. Auch wenn es leider nicht allzu lange online war. Ohne Poisonville nämlich hätte Bigpoint keine Poisonville/Playboy-Party bei der gamescom 2010 veranstaltet und das wäre wirklich sehr schade gewesen. Und auch so: Mit dem bis dato teuersten Browsergame aller Zeiten sicherte sich der Hamburger Spielebetreiber allerlei Prestige-Punkte. Man muss auch mal ein paar Milliönchen riskieren, wenn man als Vorreiter gelten will. Nach dem Open-Beta-Start im August 2010 zeichnete sich schnell ab, dass es gravierende technische Probleme gab, die die Entwickler zum damaligen Zeitpunkt nicht in den Griff bekamen. Dann stürzte sich auch noch der Jugendschutz auf das Projekt und forderte eine Ausweiskontrolle der Spieler. Wegen Gewalt und so. Anfang 2011 zog Bigpoint schließlich den Stecker und wendete sich anderen, ebenfalls prestigeträchtigen Titeln zu, die fürs neue Jahr geplant waren. Schade um Poisonville, aber die Fotos von der Party bleiben uns ja zum Glück erhalten.
Kurze Zeit später machte noch ein weiteres erst bei der gamescom 2010 präsentiertes Spiel die Hufe hoch: das Steampunk-Rollenspiel Nox Mortis. Der Auftakt zum großen Browserspielesterben beim Karlsruher Publisher Gameforge - wobei das damals, im Februar, auch noch nicht abzusehen war. Zumindest nicht in dem Ausmaß.
Im Beta-Test leider durchgefallen
Die Beta ist vorbei, steht auf der Webseite, aber plötzlich ist das Spiel weg. Hä? Was denn da los? Gleich zweimal hatten wir den Fall im März dieses Jahres. Beispiel Fifa Online von EA: Im März 2010 war das Fußball-Clientgame in die Open Beta gestartet, die dann lief und lief und lief und ... weg. Verschwunden. Spiel offline. Das haben die Betreiber besonders elegant angestellt, indem sie einfach nichts mehr gesagt haben. Kein Wort zum Thema Release. Nur der Hinweis, dass die Beta vorbei ist und sich die Leute ja mal die anderen Fifa-Spiele reinziehen können. Das wären dann die, die man bezahlen muss. Immerhin gibt's mittlerweile ein Fifa-Facebookspiel von EA. Schnell hin, solange es noch online ist! Ähnlich lief es übrigens mit dem Free-2-Play-Titel Company of Heroes Online von THQ. Nach der 'super erfolgreichen' Beta war Schicht im Schacht.
Höhere Gewalt - Kannste nix machen
Erdbeben, Tsunami, Kernschmelze - in Japan gab's ganz schön Stress im Frühjahr. Schlimm für die Menschen dort und auch die Spieleindustrie blieb von den Nachwirkungen nicht verschont. Als Beispiel aus unserem Free-2-Play-Portfolio sei das Fantasy-MMORPG Tribonia genannt. Ebenfalls im August 2010 auf der gamescom angekündigt, tat Publisher InnoGames alles, um die Vorfreude auf das neue Spiel zu schüren. Im März dann die Ankündigung, dass es wegen der Naturkatastrophe in Japan zu Verspätungen beim dort ansässigen Entwicklerstudio komme. Drei Monate später war das endgültige Aus des Projekts besiegelt. Zu viele technische Probleme und inhaltliche Unzulänglichkeiten - da stampft man das Spiel lieber gleich ganz ein, vermeldete InnoGames damals (in etwas anderem Wortlaut). Stattdessen brachten die Hamburger im August das futuristische, auch kostenlos spielbare Clientgame Bounty Hounds Online an den Start.
Das Ministerium warnt: 3D schützt nicht vor frühzeitigem Ableben
So hätte es aussehen können. Ruined Online - schon als wir den Titel zum ersten Mal hörten im Herbst 2010, schwante uns nichts Gutes. Das klang schon so nach Verderben und Untergang und tatsächlich: Im Juli dieses Jahres erklärte Bigpoint das Projekt für gescheitert. Vor allem in den USA wollte der Spielebetreiber mit dem düsteren Comic-Rollenspiel in 3D punkten, doch "das Spiel konnte die Erwartungen nicht erfüllen", hieß es. Ein ähnliches Schicksal ereilte auch das Unity-3D-Rennspiel ToonRacer. Es war kein gutes Jahr für den Comiclook. Bigpoint startete das Spiel zunächst auf Facebook, doch nur zwei Monate später war die Enttäuschung offenbar auch hier so groß, dass es keine Chance mehr gab für das Racing-Onlinespiel (wir berichteten). Fazit: 3D ist schon toll, aber eben nicht alles.
Gameforge und die Browsergames: The Bittersweet Symphony
Eieiei. So sehr sich Bigpoint und Co. auch bemüht haben, die Spitzenreiter in Sachen Spiele-Abschalten waren heuer mit Abstand die Karlsruher. Wobei, wir wollen fair sein und natürlich auch niemandem zu nahe treten, um Himmels Willen. Um so viele Spiele abschalten zu können, muss man ja überhaupt erst mal ganz viele Spiele auf den Markt bringen. Und Gameforge hat einige nach wie vor erfolgreiche Browsergames im Portfolio, zum Beispiel Ikariam, Gladiatus, Gilde1400 oder auch OGame. Dran glauben musste in diesem Jahr allerdings eine ganze Reihe anderer Spiele. Neben Nox Mortis gingen auch WarpFire Classic, Katsuro, RageClaw und Drivals offline. Und sogar das Hack'n'Slay-Browsergame Hellbreed verschwand nur drei Monate nach dem Release wieder in der Versenkung.
Aber gut, dachten wir, die haben ja noch ein gaaaanz heißes Eisen im Feuer: Star Trek - Infinite Space! Bei der gamescom im August aufwändig zelebriert mit Live-Klingonenkämpfen und allem Pipapo, wuchsen die Erwartungen an das 3D-Space-Abenteuer mit offizieller Star-Trek-Lizenz schier ins Unermessliche. Naja, nicht ganz, aber man war gespannt. Doch dann die Hiobsbotschaft: Die Entwicklung liegt auf Eis, das Spiel steht auf dem Prüfstand. Dort steht's jetzt immer noch. Es werde nach einem 'Co-Publisher' gesucht, heißt es von offizieller Stelle. Wir sind mal vorsichtig pessimistisch. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Auch die Gameforge-Tochter Frogster nahm mit dem Monstermetzel-MMOG Mythos einen Titel aus dem Programm. Fürs neue Jahr haben sowohl Gameforge als auch Frogster bereits neue Spiele angekündigt, allesamt clientbasierte Onlinespiele. Mehr Details dazu gibt's später in unserem Ausblick auf 2012.
Die Galgenfrist läuft bald ab - Offline-Kandidaten 2012
Das neue Jahr beginnt wie das alte endet: mit Spiele-Abschaltungen! Nein, ganz so dramatisch ist es freilich nicht, dennoch: Einige Onlinegames werden nach dem Jahreswechsel von der Bildfläche verschwinden. Noch im Januar beispielsweise schaltet Publisher TravianGames den Basketball-Manager Ballersunited ab. Der kleine Bruder von Goalunited, könnte man sagen, leider weniger erfolgreich. Die 'vorerst letzte Saison' von Ballersunited endet am 12. Januar.
Ende nächsten Monats sind gleich zwei weitere Titel fällig: Zum einen Lego Universe - da scheint selbst die teilweise Umstellung auf Free-2-Play nichts mehr geholfen zu haben. Außerdem fliegt The Witcher: Versus (ihr erinnert euch?) aus dem Spiele-Portfolio des Hamburger Publishers gamigo. Die Lizenz läuft ab, heißt's im Forum des Spiels. Wir lehnen uns mal aus dem Fenster und vermuten, dass 'The Witcher im Browser' keine gar so prominente Erwähnung in den Annalen der Unternehmensgeschichte finden wird.
Auch bei InnoGames wird 2012 ausgemistet. Man muss den Hamburgern zugutehalten, dass sie immerhin frühzeitig vorwarnen. Gibt ja durchaus auch Kandidaten unter den Publishern, die nach der Abschaltung über die geplante Abschaltung informieren. Am 1. Juni ist Schluss für das Fantasy-Rollenspiel Seven Lands, Runen könnt ihr ab morgen, den 31.12 2011, nicht mehr kaufen, am Neujahrstag gibt's als kleine Entschädigung immerhin 600 Runen für alle Spieler. Bestimmt sind die Betreiber dankbar für eure Treue. So, und da die Tage von Seven Lands gezählt sind ... wollt ihr vielleicht stattdessen Grepolis spielen?