Onlinespiele sind nie fertig, enden nie, heißt es. Nunja, das stimmt nur halb, denn irgendwann wird jedes Onlinegame vom Netz genommen. Manche früher, andere trotzen modernen Entwicklungen und halten sich dank einer engagierten Fan-Gemeinde erstaunlich lange (Na, wer spielt noch alles OGame oder DarkOrbit?). Und einige schaffen es trotz großem Tamtam seitens der Publisher nicht einmal bis zum Betatest, geschweige denn zum Release. Dabei ist das Aus eigentlich oft abzusehen, denn in unserer mit Games geradezu überfluteten Onlinewelt werden diese Beta-Projekte mangels Spielerinteresse auch schnell mal wieder eingestampft. Manchmal geben auch firmenpolitische oder technische Entscheidungen den Ausschlag für den Online-Exitus. Oder die Zeit war einfach nicht reif für eine eigentlich gute Idee. Wir haben uns nach ein paar (Ex-)Hoffnungsträgern umgesehen, bei denen zwar noch nicht die Zeit für eine Grabrede gekommen, der virtuelle Tod aber bereits wie ein unheilvoller Schimmer am Horizont zu erkennen ist – trotz eigentlich guter Ansätze. Wir präsentieren unsere "Schnell noch mal reingucken, bevor sie offline gehen"-Top 5.
browsergames.de Top 5: Wäre schade drum!
Kultan
Den Reigen eröffnen die Seebären: In Sachen neue Browsergames mit Augenklappe und Holzbein bei Bigpoint hat das technisch anspruchslosere Pirate Storm eindeutig das Rennen gemacht. Das 3D-Spiel Kultan hingegen liegt seit Monaten auf Eis, sowohl in der Entwicklung als auch beim Support. Die letzte inhaltliche Aktualisierung war im Frühjahr, seit Mai herrscht nicht nur im Forum totale Flaute. Dass Kultan eher früher als später vom Hamburger Browserspielebetreiber kielgeholt wird, scheint nur eine Frage der Zeit. Dabei schaut das Piratenspiel nicht nur ganz schick aus, die ersten Stunden machen auch richtig Bock auf die Seemonsterjagd, bevor das Abenteuer dann in monotones Grinden ausartet. Zumindest auf einen Kurzzeittrip in 3D lohnt sich ein Blick, bevor Bigpoint die Segel für das Spiel streicht.
The Mummy Online
Auch hier schnell noch einmal einen Blick riskieren, bevor die Mumie im Sand verschwindet. Wobei… eigentlich tauchte der mächtige Untote nie im Spiel auf, trotz ausführlicher Suche. The Mummy Online ist ebenso wie Kultan ein 3D-Browsergame auf Basis der Unity-Engine, das den Sprung in die Live-Version bislang nicht geschafft hat und seit geraumer Zeit in Bedeutungslosigkeit versinkt. Dabei macht auch dieser Hack’n’Slay-Titel ordentlich Spaß, wenn man es neben den im Sand krabbelnden Skarabäen auch gern mit technischen Bugs aufnimmt, die leider nie beseitigt wurden. Das US-amerikanische Entwicklerteam arbeitet seit geraumer Zeit an einem neuem Projekt namens Universal Monsters Online, ein MOBA-Spiel mit ebenso trüben Zukunftsaussichten. Kürzlich hat Bigpoint das Aus des eigenen US-Studios beschlossen, womit sich die Frage nach der Unsterblichkeit der Mumie im Browser wohl vollends erübrigt hat.
RamaCity
Jaja, SimCity geschwenkt in Rama mit einem Schuss Social-Soße. Es hat sich anfangs so gut angehört, was … wieder Bigpoint (keine Absicht!) … vor knapp zwei Jahren erstmals der Weltöffentlichkeit ankündigte. Draus geworden ist nach mehreren Testphasen, Umstrukturierungen und 17 Monaten Open Beta ein Browsergame mit wenigen 100 aktiven Spielern und immer noch keinem Live-Betrieb. Die ursprüngliche Idee hatte ein verkorkstes Energiekonzept - fatal für eine Städtebau-Simulation -, die notwendigen Änderungen haben dann weitere Bürgermeister verprellt. Und bevor der Betreiber RamaCity ein weiteres Mal relauncht, hat er sich lieber gleich für einen völlig anderen Namen entschieden. Wer sich also "RamaCity 3.0" ansehen will, sollte Rising Cities spielen. Sieht genauso aus, hat ein ähnliches Spielprinzip und macht ähnlich viel Spaß.
BattleForge
Das Echtzeitstrategiespiel ist so etwas wie der Pflegefall im Play4Free-Portfolio von Electronic Arts. Schon früh setzte das Entwicklerstudio EA Phenomic auf das Kostenlos-Spielen-Modell, lange bevor andere Publisher mit der Umstellung eigener Downloadspiele für Schlagzeilen sorgten. Dennoch schaffte BattleForge auch danach nie den Durchbruch, insbesondere im Vergleich zu anderen EA Spielen der Sparte wie Need for Speed World oder Battlefield Heroes. Dabei bietet der Mix aus Fantasy-Schlachten in Echtzeit und Sammelkartenspiel eine passende Abwechslung im Einheitsbrei der Online-Strategiespiele: kein Basenbau, keine Warteschleife bei der Rekrutierung, sondern Truppen direkt an der Front ausspielen. Das ist immer noch eher selten und untypisch für das Genre. Die Uhr tickt trotzdem nicht zugunsten von BattleForge, auch wenn sich EA bekanntermaßen schwer tut mit dem Steckerziehen.
Patrizier Online
Gesichert hingegen ist, dass die Hanse auch virtuell dem Untergang geweiht ist, denn das Ende von Patrizier Online wurde bereits verkündet. Die browserbasierte Handelssimulation ist Teil der aktuellen Abschaltwelle von gamigo und kann in fast drei Wochen genauso so gut in Patrizier Offline umbenannt werden. Warum trotzdem noch mal schnell reingucken, fragt ihr? Patrizier Online ist eigentlich kein schlechtes Spiel, eher wie eine abgespeckte Mini-Version der PC-Reihe, auch Fehler und Bugs halten sich trotz Testphase angenehm im Hintergrund. Die bekannte Mischung aus Aufbauspiel mit ausgeprägten Handels- und Politikelementen funktioniert in bescheidenem Maße auch als Browsergame, und das Gefühl mit realen Spielern am Markt zu agieren, ist sogar ungleich spannender. Auch wenn euch wie gesagt nicht mehr viel Zeit für das Aufstellen einer eigenen Handelsflotte bleibt und andere Mitspieler mittlerweile schwer zu finden sind.